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Noch auf Kurs? Ein Geschäftsplan hilft, Turbulenzen zu überstehen

Eine konsequente Geschäftsplanung hilft Unternehmern, ihren Betrieb durch unsichere Zeiten zu steuern. Sie ist aber auch die Basis für weiteres Wachstum und liefert überzeugende Argumente für Geldgeber.

Monika Hofmann, Ausgabe 04/2021

Jeden Monat macht Andreas Hager (42), Geschäftsführer der e-troFit GmbH, einen Betriebs-Check. »Gerade jetzt ist es besonders wichtig, die betrieblichen Zahlen kontinuierlich zu beobachten«, betont der Unternehmer. »Nur so schützt man sich vor bösen Überraschungen und gewinnt an Planungssicherheit.« Und die braucht die junge Firma, die erst im Juni 2019 gegründet wurde.

Das Start-up befindet sich in einer herausfordernden Phase. Es wächst trotz Krise stark, beschäftigt in Ingolstadt und Garching bereits 52 Mitarbeiter und will sich als Innovator im Bereich Elektromobilität für Nutzfahrzeuge etablieren. Das Unternehmen bietet seinen Kunden Nachrüstsysteme für Busse und Lkw. »Dieselfahrzeuge erhalten so ein umweltfreundliches, nachhaltiges zweites Leben als Elektrofahrzeug«, erklärt Hager: »Damit leisten wir einen aktiven Beitrag zur Emissionsreduktion im Verkehr.«

Jeden Monat Aktualisierung des Businessplans

Bei der Expansion der jungen Firma spielt die Geschäftsplanung eine wichtige Rolle. »Sie erlaubt uns, ständig zu prüfen, wie wir uns weiterentwickeln, wie unsere Zahlen aussehen, ob das Geschäftsmodell noch vernünftig ist und inwieweit wir es anpassen müssen«, erklärt Hager. Um für weiter gute Wachstumsbedingungen zu sorgen, aktualisiert er den Businessplan jeden Monat, nimmt kontinuierlich Stärken-Schwächen- und Marktanalysen vor, ermittelt seine Kennzahlen. Mit dem Soll-Ist-Vergleich prüft er, wo das Unternehmen steht, und passt – falls nötig – die Planung an. »All das sorgt für hohe Transparenz«, so der Geschäftsführer. »Dies ist gerade jetzt gegenüber Banken, Förderinstituten und Investoren besonders wichtig – aber in erster Linie für uns selbst.«

Plan- und Ist-Situation gegenprüfen

Dem kann Rainer Bradl, betriebswirtschaftlicher Berater der IHK für München und Oberbayern, nur zustimmen: »Der Geschäftsplan ist ein Werkzeug, das erlaubt, die Firma durch die Krise zu steuern.« Mit den Bausteinen Liquiditätsplan, GuV-Planung mit Soll-Ist-Vergleich und der Bilanzplanung mit Kennzahlenanalyse »ist er die Basis, um operative und strategische Entscheidungen vorzubereiten, die Finanzierungsstruktur zu erarbeiten, und Voraussetzung für jedes Gespräch mit Banken oder Eigenkapitalgebern«. Gerade jetzt ist Planung wichtig, sagt Bradl: »Nur so lassen sich die hohen Geschäftsrisiken schrittweise reduzieren, die eine Krisensituation mit sich bringt, wie etwa unerwartet wegbrechende Kundenumsätze.«

Wer regelmäßig Plan- und Ist-Situation gegenprüft, erkennt frühzeitig, ob eine Schieflage droht. Aber auch Firmen in ruhigem Fahrwasser, die weiter wachsen wollen und dafür Fremd- oder Eigenkapital benötigen, brauchen in Krisenzeiten klar erläuterte Argumente, um Geldgeber zu überzeugen. »Es geht nicht nur darum, für sein Unternehmen Planungssicherheit zu schaffen, sondern in der Situation zu überzeugen, dass die Geschäftsrisiken beherrschbar sind«, so IHK-Berater Bradl.

Welche Elemente gehören zum Geschäftsplan?

Der Geschäftsplan besteht aus einem Zahlen- und einem Textteil. Der Zahlenteil umfasst elementare Planungs- und Analysebausteine für die operative und strategische Planung. »Vergangenheitsbezogene und Planzahlen zeichnen ein differenziertes Bild für den Entwicklungstrend«, erläutert Bradl. Das Rechnungswesen und der Jahresabschluss liefern das Zahlenwerk, das Unternehmen als Grundlage zur Datenanalyse benötigen. Die Geschäftsplanung enthält folgende einzelne Bausteine:

Kennzahlenanalyse: Sie trägt dazu bei, die finanzwirtschaftliche Leistungskraft eines Unternehmens realistisch einzuschätzen. Vorrangig muss die Firma dafür die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sowie die Bilanz betrachten. Dabei steht beispielsweise das Betriebskapital (Working Capital) als bedeutende Kennziffer im Fokus, vor allem auch von Geldgebern und Investoren. Es ergibt sich, wenn vom Umlaufvermögen das kurzfristige Fremdkapital abgezogen wird. Diese Kennzahl liefert einen klaren Hinweis darauf, wie zahlungsfähig das Unternehmen in den nächsten Monaten ist. Daneben gibt es zahlreiche weitere Kennziffern, die sich mithilfe der IHK-Tools ermitteln und als Grundlage für Bank- und Investorengespräche oder weiterführende Beratungen nutzen lassen.

GuV-Soll-Ist-Vergleich:

Auf Monatsbasis ermöglicht die Gegenüberstellung, Abweichungen zu den Planzahlen frühzeitig zu erkennen. »Unternehmen können systematisch mit technischer Unterstützung diese Abweichungen analysieren und mit Gegenmaßnahmen reagieren«, erklärt Bradl. Dafür entwickeln sie die monatlichen Planzahlen auf Basis der Analyse der vergangenen Zahlenwerte, der sich verändernden Rahmenbedingungen und ihrer Entscheidungen. Die monatlichen Ist-Zahlen entnehmen sie der aktuellen betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA).

Liquiditätsplan:

»Besonders in Krisensituationen ist es elementar, die notwendige Liquidität zur Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs sicherzustellen«, so Bradl. Um sie konsequent zu überwachen und den Überblick über die aktuellen Zahlen zu behalten, benötigen Unternehmen einen Liquiditätsplan. Er erfasst Ein- und Auszahlungen an den Fälligkeitsterminen und berücksichtigt die Zahlungsziele. »Im Saldo spiegelt sich die Veränderung der liquiden Mittel wider – und er zeigt, ob die bestehenden Kontokorrentlinien ausreichend sind«, erklärt Bradl.

Textteil des Geschäftsplans:

Er dreht sich um Analyse und Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Bradl: »Damit nehmen Unternehmen ihr eigenes Modell im bestehenden und künftigen Markt- und Wettbewerbsumfeld unter die Lupe und schätzen Chancen und Risiken ein.« Neben einer Kurzbeschreibung von Geschäftsfeldern, Produkten und Kundengruppen geht es vor allem um die Marktstellung: Wo liegen die Stärken des Unternehmens, die es in der Einschätzung der Zielgruppe von Wettbewerbern positiv unterscheiden? Welche Marktpositionierung hat die Firma? Welche Strategie verfolgt sie? Bedeutend ist auch die Konkurrenzanalyse. »Unternehmen analysieren geschäftsrelevante Informationen über Konkurrenten und arbeiten Stärken und Schwächen gegenüber der Konkurrenz heraus«, so der Betriebsberater.

Ebenso wichtig sind Informationen über Entwicklungen, Trends und Vergleichszahlen in der eigenen Branche. »Sie bieten wichtige Grundlagen für strategische und operative Entscheidungen«, erklärt Bradl.
Beim Marktausblick sollten Unternehmen begründen können, warum sie mit bestimmten Wachstumszahlen rechnen und welche Annahmen diesen zugrunde liegen. »Es geht darum, die Marktdynamik kurz-, mittel und langfristig zu beschreiben und zu prognostizieren«, sagt Bradl. Besonders wichtig sei dabei zu verstehen, ob sich ein Unternehmen in einem wachsenden, stagnierenden oder schrumpfenden Markt bewegt. »Denn die Marktdynamik hat einen wesentlichen Einfluss auf Ziele und Strategien«, erklärt er.

Das gilt ebenfalls für den Risikobericht. Probleme können hier auftreten als
•    operative Risiken wie etwa Betriebs-, Personal-, IT-, Organisations- und Sicherheitsrisiken,
•    Finanzrisiken, vor allem Liquiditätsengpässe,
•    strategische Risiken beispielsweise wegen neuer Geschäftsfelder oder
•    rechtliche Risiken wie etwa Schadensersatzforderungen.

Der Risikobericht informiert, welche Gefahren derzeit bestehen und wie die Firma ihnen begegnet. So lassen sich Risiken früh genug erkennen, um sie zu vermeiden – und sich dagegen abzusichern.

IHK-Service: Umfangreiche Unterstützung rund um die Geschäftsplanung für IHK-Mitglieder auf ihren Websites:

  • Geschäftsplan-Tool
  • Kennzahlen-Tool zur Darstellung der finanzwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Firma
  • Nutzwertige IHK-Infos zum Krisenmanagement
  • Mit der betriebswirtschaftlichen Telefonberatung nach Terminvereinbarung hilft die IHK Unternehmen, schwierige Situationen zu meistern und tragfähige Lösungen zu finden. Weitere Infos und Terminvereinbarung:
  • www.ihk-muenchen.de
  • –> Service –> Betriebswirtschaftliche
  • Beratung
  • Die

 

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