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Corona hat gezeigt, wie wichtig ein überzeugender Onlineauftritt für jedes Unternehmen ist. Vier Experten mit ihren Tipps für Website & Co.
Eva Elisabeth Ernst, Ausgabe 06/2021
Aufs Wesentliche konzentrieren
Hans Sanmiguel (45) ist Gründer und Geschäftsführer der strategischen Designagentur Hans Albu Sanmiguel GmbH in München. Er betont die zentrale Rolle des Internetauftritts:
»Eine Website vermittelt, wie ein Unternehmen tickt, welche Werte und welchen Qualitätsanspruch es hat. Aktuelle Inhalte in Form von kurzen Texten mit klaren Botschaften und stimmungsvollen, hochwertigen Bildern bilden die Basis. Auf Fotos oder Videos können Mitarbeiter oder Produkte ins Rampenlicht gerückt werden. Auch der Unternehmer selbst sollte auf seiner Website Gesicht und Persönlichkeit zeigen.
Nicht zu unterschätzen sind ein schönes Logo, moderne Typografie, klar erkennbare Buttons und Schaltflächen. Minimalismus liegt übrigens nicht nur optisch im Trend, auch inhaltlich sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Wer versucht, möglichst viele Informationen unterzubringen, um alle denkbaren Nutzergruppen zu bedienen, läuft Gefahr, dass er seine Website überfrachtet. Dann fühlt sich niemand so richtig angesprochen. Von vorgefertigten Website-Baukästen raten wir ab. Sie liefern Design von der Stange – und das merken die Besucher.
Die Website bildet das Medium zwischen Mensch und Unternehmen. Sie sollte zum Dialog, zu Interaktion und Kommunikation einladen. Natürlich kostet eine gute Website Geld. Dafür arbeitet sie aber auch 365 Tage im Jahr rund um die Uhr für das Unternehmen.«
Verkaufen über Instagram
Luka-Barbara Clostermann (29), Gründerin und Inhaberin der Social-MediaAgentur Social4Success in Ingolstadt, kennt Erfolgsfaktoren und Trends auf Instagram:
»Im Lockdown lernten viele lokale Händler und Gastronomen die Vorteile von Instagram kennen: Denn über diesen Social-Media-Kanal können Unternehmen nicht nur ihren Bekanntheitsgrad in ihrer Region erhöhen, sondern auch ihre Produkte und Dienstleistungen verkaufen. Für den Erfolg auf Instagram ist es wichtig, im Business-Account ein aussagefähiges Profil zu erstellen und mit der Website zu verlinken. Eine Content-Strategie, in der festgelegt wird, wann zu welchen Themen gepostet wird, unterstützt bei der erforderlichen Kontinuität: Denn mindestens dreimal pro Woche, besser noch einmal täglich, sollte ein Post veröffentlicht werden. Fotos allein reichen mittlerweile nicht mehr, Videos gewinnen an Bedeutung.
Seit etwa einem Jahr erweisen sich Mehrwert-Posts als Reichweiten-Booster. Das Gute bei Instagram ist, dass die Postings nicht nur den eigenen Followern, sondern auch anderen Nutzern mit passenden Interessen gezeigt werden. Über ihren Facebook-Account können Unternehmen auch auf Instagram Anzeigen für extrem präzise definierte Zielgruppen schalten.
Wird regelmäßig guter Content geliefert, erhöht sich die Reichweite über die Zahl der Abonnenten und Likes im Lauf der Zeit jedoch auch organisch. Dazu ist aber Interaktion mit der Community nötig, wie etwa Antworten auf Kommentare oder Likes für Beiträge anderer. Follower oder Likes zu kaufen, ist keine gute Idee: Das wird vom Algorithmus abgestraft und kann zur Sperrung des Accounts führen.«
Unbedingt aktuell halten
Georg Hansbauer (35) ist Gründer und Geschäftsführer der Testbirds GmbH. Er hat sich auf das Testing digitaler Produkte durch die globale Crowd spezialisiert:
»Rund 15 Prozent unserer Crowdtesting-Aufträge entfallen auf die Analyse von Unternehmenswebsites. Dabei überprüfen unsere Tester zum einen die Funktionalität, also, ob die Website in den verschiedensten Browser-Varianten und auf allen Endgeräten von Smartphones über Tablets bis zu Desktops optimal dargestellt wird. Bei der Benutzerfreundlichkeit achten sie vor allem darauf, ob jede Besucherzielgruppe, wie etwa Interessenten, Kunden, Bewerber oder Geschäftspartner, das, was sie sucht, schnell und problemlos findet.
Dabei hilft es, wenn sich ein Unternehmen bereits bei der Konzeption einer Website mit seinen Vertriebsprozessen und der Customer Journey beschäftigt und auch darüber nachdenkt, wie die Website regelmäßig gepflegt und aktualisiert werden soll. Denn veraltete Informationen auf der Website gehen gar nicht. Wenn zum Beispiel Öffnungszeiten nicht mehr stimmen oder der letzte Eintrag unter ›Aktuelles‹ zwei Jahre alt ist, macht das keinen guten Eindruck.
Als Webpräsenz gewinnt ein komplett ausgefülltes Profil bei Google my Business an Bedeutung, mit dem unter anderem der Standort eines Unternehmens bei Google Maps hervorgehoben wird. Aber auch die Inhalte der Facebook- und Instagram-Accounts prägen das Bild eines Unternehmens im Internet. Wer diese Social-Media-Plattformen bespielt, sollte sich im Vorfeld Gedanken darüber machen, welche Infomationen auf welchem Kanal veröffentlicht werden.«
Regelmäßig überarbeiten
Omid Rahimi (37) ist Geschäftsführer der Onlinemarketing-Agentur eMinded GmbH aus München, die sich auf kleine und mittelständische Unternehmen konzentriert. Er rät:
»Alle drei bis fünf Jahre sollte jede Unternehmenswebsite komplett überarbeitet und aufgefrischt werden. Wird das Content-Management-System, auf dem die Website läuft, vom Anbieter nicht mehr regelmäßig aktualisiert, kann ein Relaunch auch schon früher fällig werden. Sonst drohen Sicherheitslücken und Nachteile bei der Auffindbarkeit der Website durch Suchmaschinen.
Wir empfehlen unseren Kunden, Messelemente in ihre Website einzubauen, mit denen zum Beispiel über dynamische Telefonnummern gemessen werden kann, welche Anrufe aufgrund eines Websitebesuchs erfolgt sind. Aber auch über Standard-Analysetools lassen sich Kennzahlen wie die Zahl der Besucher, die durchschnittliche Verweildauer auf einzelnen Seiten oder die Anzahl der Anfragen, die über die Website eingehen, ermitteln. Sie geben unter anderem Aufschluss darüber, wie gut einzelne Inhalte bei den Besuchern ankommen.
Eine der größten Herausforderungen bei der Konzeption einer Website besteht darin, die Unternehmensperspektive zu verlassen und die des Nutzers einzunehmen – und dann auch nur die Informationen aufzunehmen, die für den User relevant sind. Hier herrschen mitunter eine gewisse Betriebsblindheit und der Wunsch, so viel wie möglich auf die Website zu packen. Doch im Grunde geht es darum, zu klären, welche Fragen die Nutzer haben und wie sie am besten beantwortet werden. Denn der Köder muss ja bekanntlich dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.«
IHK-Service für Vertrieb und Marketing:
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