Unternehmen | Unternehmen

Die passende Bildsprache

Kam als Berater und übernahm schließlich Mauritius Images – Geschäftsführer Stefan Ploghaus

Eva Elisabeth Ernst, Ausgabe 03/2020

Trotz starker internationaler Konkurrenz und drastischer Umwälzungen durch die Digitalisierung behauptet sich die Bildagentur Mauritius Images seit 100 Jahren erfolgreich am Markt. Für Rückenwind sorgte auch ein Eigentümerwechsel.

Auch wenn die Digitalisierung die Branche ordentlich durcheinandergewirbelt hat – das Geschäftsmodell von Bildagenturen ist grundsätzlich das Gleiche geblieben: Sie bilden die Schnittstelle zwischen den Fotografen und den Nutzern der Bilder. Seit der Jahrtausendwende haben sich die Prozesse und das Marktumfeld durch Internet&Co. jedoch drastisch verändert. Onlinedatenbanken mit ausgefeilten Recherchemöglichkeiten ersetzten die aufwendig gedruckten Kataloge. Dadurch wurden die Angebote der Bildagenturen leichter vergleichbar. Die von den Kunden ausgewählten Motive werden längst nicht mehr als Dia verschickt, sondern gelangen als elektronische Bilddatei blitzschnell zum Empfänger. Der Siegeszug der Digitalfotografie verbilligte das Fotografieren und das dafür nötige Equipment. Dies führte zu einer wahren Bilderflut und einem massiven Preisverfall bei den Nutzungsrechten. All diese Veränderungen begünstigen kapitalstarke, internationale Player, viele kleinere Bildagenturen mussten aufgeben.

Der geografische Faktor

Die mittelständische Mauritius Images GmbH in Mittenwald jedoch hat sich in diesem sehr harten Umfeld als größte und älteste inhabergeführte Creative-Bildagentur Deutschlands erfolgreich behauptet. Geschäftsführer Stefan Ploghaus führt dies auf mehrere Faktoren zurück. So hebt sich das Unternehmen mit seinem geografischen Fokus des Bildangebots von den dominanten US-amerikanischen Mitbewerbern ab. »Als Universalagentur decken wir grundsätzlich alle Themen ab«, erklärt der 56-Jährige. »Doch der Großteil der von uns vertretenen Fotografen stammt aus Mitteleuropa, was sich auch in der Bildsprache zeigt.« Als zweites und vielleicht sogar noch wichtigeres Alleinstellungsmerkmal nennt Ploghaus die Kundennähe und die Serviceleistungen, die Mauritius Images bietet. »Natürlich haben auch wir viele Abläufe automatisiert«, sagt er. »Doch wir schätzen den persönlichen Kontakt und unterstützen unsere Kunden sehr gerne – sowohl bei der Bildrecherche als auch bei Fragen zu Nutzungsrechten, Technik oder Preisgestaltung.« Ploghaus selbst kam im Sommer 2014 zu Mauritius Images – als Berater. Die Bildagentur hatte damals zwar die Herausforderungen der Digitalisierung durchaus erfolgreich gemeistert. »Dennoch lief wirtschaftlich nicht alles optimal, was zu einem kleineren Innovations- und Investitionsstau geführt hatte«, erinnert sich Ploghaus. Optimierungen der Website und eine erheblich stärkere Marktnähe verbesserten die Rentabilität jedoch rasch. Im Zuge der Beratung justierte er zudem viele Stellschrauben rund um die internen Prozesse und die Zusammenarbeit der Abteilungen. »Dabei wurde mir auch klar, dass Mauritius Images über einen starken Markenkern und einen hohen Bekanntheitsgrad verfügt«, so Ploghaus. Als ihm der vormalige Alleininhaber und Geschäftsführer Hans-Jörg Zwez vorschlug, Mauritius Images zu kaufen, da er sich gerne in den Ruhestand zurückziehen wollte, musste Ploghaus nicht lange überlegen: »Ich fand das Unternehmen extrem spannend. Zudem reizten mich die unternehmerische Freiheit und die damit verbundene Möglichkeit, Entscheidungen schnell und unabhängig zu treffen.« Die Branche kannte er gut. Zuvor war Ploghaus unter anderem bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) als Marketing und Vertriebsleiter der Bilderdienste sowie als Geschäftsführer bei den Finanznachrichten-Agenturen dpaAFX und AFX News tätig gewesen. Anfang Februar 2015 erwarb Ploghaus daher die Geschäftsanteile der Mauritius Images GmbH und setzte den Optimierungskurs fort. Das Unternehmen schrieb noch im selben Jahr wieder schwarze Zahlen – trotz hoher Investitionen, zu denen eine neue Website und ein modernes Corporate Design zählten. Zudem intensivierte der Mittelständler die Ansprache seiner Zielgruppen durch häufige Kundenbesuche und -veranstaltungen, einen Newsletter sowie diverse Social-Media-Aktivitäten. Auf der Produktseite straffte das Unternehmen das Bildportfolio und etablierte Premiumkollektionen wie »Choice«: »Dort findet sich sehr hochwertiges Bildmaterial, das nach emotionalen Kriterien selektiert werden kann und sich besonders für den kreativen Einsatz eignet, etwa um in der Werbung Gefühle zu transportieren«, so Ploghaus. Besonders wichtig sind dem Unternehmer interne Transparenz und offener Austausch. In halbjährlichen Teammeetings informiert er seine Mitarbeiter über die wirtschaftliche Situation der Firma. Dort berichtet auch jede Abteilung über Aktivitäten und Pläne. Darüber hinaus führte Ploghaus Vertrauensarbeitszeit ein und erteilte führenden Mitarbeitern weitreichende Vollmachten. Die Bildauswahl und damit auch die Entscheidung, welche Fotografen von Mauritius Images vertreten werden, treffen die Experten im Art Department. »Wir nehmen etwa zehn Prozent der Fotografen an, die sich bei uns bewerben«, erklärt Ploghaus. Dabei kommt es nicht nur auf deren Bildsprache an, sondern auch auf eine möglichst gute Ergänzung des vorhandenen Materials. Angesichts der aktuell rund 142 Millionen Bilder im Portfolio dürfte das keine leichte Aufgabe darstellen. Mit über 40 Mitarbeitern ist Mauritius Images der größte lokale Arbeitgeber in Mittenwald. Dass die Bildagentur nach dem Zweiten Weltkrieg von Berlin in die Gemeinde am Fuße der Alpen zog, mag zunächst durchaus eine gewisse Herausforderung gewesen sein. »Dank der modernen Kommunikationsmöglichkeiten spielt der Firmensitz heute jedoch keine Rolle mehr«, betont Ploghaus. »Und das ist wiederum eindeutig ein großer Vorteil der Digitalisierung.«
 

Verwandte Themen