moofushi/Adobe Stock ©
Verkaufen in alle Welt – Exportrisiken lassen sich absichern

Auslandsgeschäfte bergen immer Risiken. Wie können Unternehmen solche Unwägbarkeiten absichern, wenn sie internationale Märkte erschließen? Ein Überblick.

Von Monika Hofmann, IHK-Magazin 04/2024

In zahlreichen Auslandsmärkten nehmen aufgrund der geopolitischen Lage politische oder wirtschaftliche Unsicherheiten zu. Davon lassen sich bayerische Unternehmen bei ihren Außenhandelsgeschäften zwar nicht abschrecken. Sie stehen aber zunehmend vor der Frage, wie sie Exportrisiken am besten absichern.

Die gängigsten Risiken sind Zahlungsausfall oder -verzögerung, bedingt durch politische und wirtschaftliche Unsicherheiten, sowie etwaige Wechselkursschwankungen. Es gibt einige Instrumente, die helfen, Risiken zu verringern, beispielsweise Exportkreditgarantieren des Bundes.

Was versteht man unter Exportkreditgarantien des Bundes?
Hermesdeckungen, also Exportkreditgarantien, sind ein zentrales Förderinstrument des Bundes zur Absicherung von Außenhandelsgeschäften. Hermes will auf diese Weise Exporteure gegen wirtschaftliche oder politische Risiken absichern und die Finanzierung von Auslandsgeschäften erleichtern.

Forfaitierungsgarantie: kleinvolumige Deals leichter finanzieren

2023 führte die Bundesregierung ein für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) konzipiertes Produkt ein: die Forfaitierungsgarantie. Sie ermöglicht es Unternehmen, bundesgedeckte Exportforderungen an Banken zu verkaufen. „Das erleichtert die Finanzierung kleinvolumiger Geschäfte in Höhe von bis zu 10 Millionen Euro“, erklärt Matthias Klaholt, Firmenberater der Euler Hermes AG für die Region München.

Wer kann Exportkreditgarantien nutzen?
Exportkreditgarantien stehen grundsätzlich allen Firmen in Deutschland zur Verfügung – unabhängig von der Größe des Unternehmens oder der Höhe des zu deckenden Geschäfts. Als förderungswürdig betrachtet der Bund insbesondere Leistungen, die Arbeitsplätze in Deutschland sichern oder dazu beitragen, neue Absatzmärkte im Ausland zu erschließen und klimafreundliche Technologien zu verbreiten.

Deckungserleichterungen bei „grünen Geschäften“

Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit bei Hermesdeckungen?
Ab sofort werden Exportkreditgarantien am 1,5-Grad-Pfad des Pariser Klimaschutzabkommens ausgerichtet. „Grüne Geschäfte profitieren von Deckungserleichterungen“ sagt Euler-Hermes-Experte Klaholt. Dazu zählen etwa eine erhöhte Deckungsquote von 98 Prozent (statt 95 Prozent) und ein auf 70 Prozent erhöhter deckungsfähiger Anteil ausländischer Zulieferungen.

Welche Chancen und Risiken haben Exportkreditgarantien für kleine und mittlere Firmen?
„Risiken bringen die Exportkreditgarantien für die Exporteure nicht mit sich“, stellt Experte Klaholt klar. „Im Gegenteil. Sie reduzieren für den Exporteur das Risiko eines wirtschaftlich oder politisch bedingten Zahlungsausfalls.“ Ein Großteil des Risikos wird auf den Bund übertragen. Im Gegenzug zahlt der Garantienehmer eine risikoadäquate Prämie. Sollte ein Schaden eintreten, entschädigt ihn der Bund in Höhe der gedeckten Forderung.

Exportkreditgarantien spielen nicht nur bei der Risikosteuerung, sondern auch bei der Finanzierung des Exportgeschäfts eine zentrale Rolle: Dank der erstklassigen Bonität des Bundes sinkt das Kreditrisiko. Das wirkt sich positiv auf die Finanzierungskonditionen aus. „Exportkreditgarantien ermöglichen in vielen Fällen erst die Finanzierung eines Geschäfts durch Kreditinstitute“, beobachtet Klaholt.

Bessere Liquidität, höhere Bonität

Warum ist eine Forfaitierungsgarantie so attraktiv für Unternehmen?
Im ersten Schritt gewährt der Exporteur seinem ausländischen Kunden einen Lieferantenkredit. Im zweiten Schritt kauft die Bank dem Exporteur diese Forderung ab (Forfaitierung) und verschafft ihm somit neue Liquidität. Der Bund garantiert der Bank, bei Zahlungsunfähigkeit des ausländischen Importeurs den Forderungsausfall zu 80 Prozent zu ersetzen.

„Damit werden Absicherungsgeschäfte für Banken und Exporteure deutlich attraktiver“, erklärt Euler-Hermes-Berater Klaholt. Der Vorteil für Exporteure: mehr Liquidität und damit auch eine höhere Bonität.

Was versteht man unter Investitionsgarantien des Bundes?
Neben den Exportkreditgarantien gibt es auch Investitionsgarantien des Bundes. Diese schützen deutsche Unternehmen vor politischen Risiken bei ihren Auslandsinvestitionen. „Sie decken Enteignung, Krieg, politische Unruhen und ähnliche Gefahren ab“ erläutert Leonard Klaßen, Außenwirtschaftsexperte bei der IHK für München und Oberbayern. Die Garantien sollen es Unternehmen erleichtern, auf risikoreichen Märkten zu investieren. Sie sind ebenfalls ein Instrument der Außenwirtschaftsförderung. „Für Unternehmen ist es wichtig, vor jedem Vertragsabschluss die Risiken zu prüfen und die entsprechenden Absicherungsinstrumente zu nutzen“, so der IHK-Experte.

Welche weiteren Absicherungsinstrumente unterstützen Unternehmen beim Abschluss von Außenhandelsgeschäften?
Bankgarantien und Akkreditive eignen sich ebenfalls als Absicherungsinstrumente. Sie basieren auf internationalen Standards und sind weltweit einsetzbar.

Eine Bankgarantie ist eine verbindliche schriftliche Erklärung einer Bank, in der sie sich verpflichtet, einen bestimmten Geldbetrag an einen Begünstigten zu zahlen, wenn der Garantiegeber, in der Regel ein Kunde der Bank, seinen vertraglichen oder gesetzlichen Verpflichtungen nicht nachkommt. Bankgarantien dienen als Sicherheitsinstrument in verschiedenen Geschäftstransaktionen und bieten dem Begünstigten die Gewissheit, dass er im Falle eines Zahlungsausfalls oder einer Nichterfüllung durch den Garantiegeber eine finanzielle Entschädigung erhält.

Bank zahlt, sobald Lieferbedingungen erfüllt sind

Ein Akkreditiv ist eine Zahlungsvereinbarung, bei der die Bank des Käufers (Eröffnungsbank) sich verpflichtet, dem Verkäufer (Begünstigten) einen bestimmten Betrag zu zahlen, sobald bestimmte Lieferbedingungen erfüllt sind. Es bietet dem Verkäufer eine Garantie für die Bezahlung, während gleichzeitig das Risiko für den Käufer reduziert wird, da die Zahlung erst nach Vorlage der erforderlichen Dokumente erfolgt.

„Wenn Unternehmen ihr internationales Geschäft entwickeln wollen, erleichtern diese Instrumente den Vertragsabschluss. Das Risiko des Zahlungsausfalls wird damit abgesichert“, sagt Außenwirtschaftsexperte KIaßen. Die Instrumente können auch als Sicherheit für die Erfüllung von Verträgen verwendet werden. „Das hilft Unternehmen dabei, an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen oder größere Aufträge von Kunden zu erhalten.“

IHK-Info: Risikoabsicherung im Außenhandel

Mehr Infos zum Thema Absicherung von Auslandsgeschäften gibt es auf den Webseiten des Außenhandelsportals Bayern.

Verwandte Themen