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Exportdefizitland Bayern

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Bayern führt mehr Waren ein als aus

Der Freistaat führt viel mehr Güter ein als aus. Eine ifo-Studie sieht dauerhafte Belastungen für die Industrie.

Von Nadja Matthes, IHK-Magazin 04/2024

Auf den ersten Blick ist es eine Rekordmeldung: Bayerische Unternehmen verkauften im Vorjahr Waren im Wert von rund 231 Milliarden Euro ins Ausland – so viel wie noch nie. Noch höher aber fielen die Importe (241 Milliarden) aus. Neu ist das nicht: Bayern bezieht bereits seit 2019 mehr Waren aus dem Ausland, als es exportiert.

Das Münchner ifo Institut hat diese Entwicklung im Auftrag der IHK für München und Oberbayern untersucht. Die Forscher gehen von einem dauerhaften Trend zu Exportdefiziten in Bayern aus und erkennen Belastungsfaktoren für die heimische Industrie. „Zwar sind Exportüberschüsse oder -defizite für sich genommen weder gut noch schlecht“, sagt Oliver Falck, Co-Autor der Studie und Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien. „Aber hohe Exporte sind ein Ausdruck von Wettbewerbsfähigkeit und dafür, dass Güter ,Made in Bavaria‘ gefragt sind.“

Produktionsvolumen seit Jahren rückläufig

Demnach ist die Zunahme des Exportdefizits möglicherweise ein Zeichen für die Schwäche des Industriestandorts. So ist das Produktionsvolumen der Industrie in Bayern, wie in Deutschland insgesamt, schon seit 2018 rückläufig. In Nachbarländern wie Österreich steigt es dagegen.

Zudem fallen in Deutschland die Anlageinvestitionen dauerhaft niedrig aus. Das gilt insbesondere für die chemische und die Automobilindustrie. Firmen dieser Branchen investieren dafür massiv im Ausland, vor allem in China und in den USA.

„Das sind deutliche Anzeichen für Belastungen am Industriestandort Bayern“, sagt ifo-Experte Falck. „Zu diesen gehören fehlende Fachkräfte, hohe Energiepreise und Defizite bei der Digitalisierung.“ Auch Hemmnisse im freien Welthandel und Subventionsprogramme im Ausland beschleunigen die Produktionsverlagerungen von bayerischen Herstellern ins Ausland.

Bayern setzt auf Hightech-Agenda

„Der strukturelle Wandel ist voll im Gange“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Die Hightech-Agenda Bayern sei eine richtige Antwort darauf. Man müsse „auf Forschung und Entwicklung setzen, auf Automatisierung, Digitalisierung und künstliche Intelligenz“. Erforderlich seien aber ebenso steuerliche Anreize für Investitionen, weniger Bürokratie, moderne Infrastruktur, eine sichere Energieversorgung sowie neue Freihandelsabkommen.

IHK-Info: Studie „Exportdefizitland Bayern“

Die ifo-Kurzstudie „Exportdefizitland Bayern“ist hier abrufbar.

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