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Visionär – Digitalisierung forciert die Entwicklung innovativer Produkte

Die bayerischen Unternehmen kommen in ihrer digitalen Transformation langsam voran. Wo es Fortschritte gibt, zeigt die aktuelle IHK-Digitalisierungsumfrage.

Von Josef Stelzer, IHK-Magazin 03/2024

Der Digitalisierungsgrad der bayerischen Wirtschaft hat sich 2023 insgesamt etwas verbessert. In Oberbayern liegen die Resultate dabei leicht über dem Durchschnitt des Freistaats Bayern. Hier lässt sich im Mehrjahresvergleich eine stetigere Verbesserungstendenz feststellen. Dies sind wesentliche Ergebnisse der neuen IHK-Digitalisierungsumfrage, an der bayernweit 855 unterschiedlich große Unternehmen aus verschiedenen Branchen teilgenommen haben.

Die Digitalisierung umfasst ein breites Spektrum miteinander verwobener Einzelaspekte, von Cloud-Nutzung über künstliche Intelligenz, Breitbandversorgung bis zu Virtual Reality, 3-D-Druck, Blockchain oder IT-Sicherheit. Im Branchenvergleich zeigte sich bayernweit, dass vor allem die Baubranche deutlich in der Digitalisierung aufholt. Eine wesentliche Rolle könnten hier die vermehrte Einführung digitaler Bauanträge sowie der verstärkte Einsatz digitaler Techniken spielen, zum Beispiel das Building Information Modeling (BIM). Dabei handelt es sich um Software, die im Rahmen von Planung, Bau und Bewirtschaftung von Gebäuden verwendet wird.

Wer digitalisiert, hofft besser, flexibler und billiger arbeiten zu können

Welchen Nutzen verspricht sich die Wirtschaft von ihren Digitalisierungsaktivitäten und wo liegen die größten Hürden? Für rund 69 Prozent der branchenübergreifend befragten Unternehmen sind Qualitätsverbesserungen und für 65 Prozent die Möglichkeiten zum flexiblen Arbeiten die Hauptmotive für ihre Digitalisierungsanstrengungen (siehe auch Grafik unten). Dahinter folgt das Ziel, Kosten zu senken. In Oberbayern ergibt sich im Prinzip das gleiche Bild. „Wir bewegen uns insgesamt in eine gute Richtung, trotzdem ist klar, dass es noch viel zu tun gibt“, sagt Chantal Berier, Referentin für Digitalpolitik bei der IHK für München und Oberbayern.

Erheblich an Bedeutung gewonnen haben bayernweit die Digitalisierungsanstrengungen, wenn es um die Entwicklung innovativer Produkte geht. Dies trägt zur Verbesserung der Innovationskraft und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bei, was letztlich auch dem Wirtschaftsstandort Bayern zugutekommt.

Hürden: Prozess erfordert viel Zeit, Geld und Personal

Als besonders herausfordernd für die Digitalisierung des eigenen Unternehmens erweisen sich nach wie vor Komplexität, Zeitmangel, Kosten und notwendige Fachkräfte. Diese Punkte werden als noch schwerwiegender als im Jahr zuvor bewertet.

Eher verschlechtert hat sich in Bayern die Zufriedenheit mit der bestehenden Breitbandversorgung, etwa mittels Glasfaser oder mobil per LTE und 5G: 2023 waren nur noch 75 Prozent der Befragten mit der Breitbandversorgung an ihren Standorten zufrieden. In den Jahren 2022 und 2021 sind es mit 79 Prozent beziehungsweise 77 Prozent mehr gewesen.

Bedarf bei Breitbandausbau steigt weiter

Zwar ging der Breitbandausbau im Vorjahr zügig voran, sodass nur noch 3 Prozent der Befragten über keinerlei schnelles Internet verfügten. Gleichzeitig aber steigt der Bedarf, gerade in den Unternehmen. Während breitbandige Übertragungsraten von 50 bis 100 Megabit pro Sekunde für Privathaushalte ausreichen, ist das für viele Betriebe längst zu wenig. Daher sollte der Breitbandausbau noch stärker den Bedarf der Unternehmen fokussieren. Dies gilt besonders für den staatlich geförderten Ausbau.

Sorgenkind E-Government

Deutlich unzufriedener sind die bayerischen Unternehmen mit den Digitalisierungsfortschritten der öffentlichen Verwaltung. „Es braucht endlich schlanke Steuerungs- und Umsetzungsstrukturen sowie klare Verantwortlichkeiten und Befugnisse in der Verwaltungsdigitalisierung“, sagt Berier. So forderte es im November 2022 auch die IHK-Vollversammlung in der IHK-Position „Verwaltungsdigitalisierung: Weniger Kosten, mehr Tempo“ (siehe unten IHK-Info).

Geradezu sprunghaft entwickelt hat sich der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). 2023 setzten 32 Prozent der befragten Unternehmen solche Lösungen ein, 2022 waren es erst 19 Prozent. Das liegt vor allem an innovativen KI-Neuerungen wie ChatGPT.

Über ein Drittel der Unternehmen plant mit KI

Dieser Chatbot formuliert Texte inhaltlich und stilistisch so, als seien sie von Menschen verfasst worden. Mit solchen Lösungen lassen sich die Erstellung, die Überarbeitung und die Analyse von Inhalten beschleunigen oder sogar komplett automatisieren. Künstliche Intelligenz wird in den Unternehmen weiterhin rasant an Bedeutung gewinnen. Zumal 2023 bereits 35 Prozent der bayerischen Betriebe den KI-Einsatz innerhalb der nächsten 3 Jahre geplant haben.

Data Act: Fluch statt Segen?

Besorgniserregende Tendenzen zeigen sich in der Datennutzung. Für 61 Prozent der bayerischen Unternehmen stellten 2023 die rechtlichen Unsicherheiten bei Datenschutz und Urheberrechten eine Herausforderung dar – 10 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Die im November 2023 verabschiedete und EU-weit geltende „Verordnung über harmonisierte Vorschriften für einen fairen Datenzugang und eine faire Datennutzung“, kurz Data Act, wird die rechtlichen Unsicherheiten kaum reduzieren. „Ganz im Gegenteil, die rechtlichen Vorgaben werden eher komplexer“, warnt Berier.

Als hinderlich für die Datennutzung erwiesen sich auch der Mangel an Digitalkompetenzen sowie technische Hemmnisse wie etwa fehlende Standards oder fehlende Software. Verbessert hat sich die Datenqualität in den Unternehmen, was deren Verarbeitung erleichtert.

Dauerthema IT-Sicherheit

Etwa jedes 6. der bayernweit befragten Unternehmen war 2023 von Cyberangriffen betroffen. Im Vordergrund standen Spionage-Aktivitäten wie das Ausspähen der digitalen Kommunikation, sogenannte DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service) durch gezielte Überlastung etwa von Webservern, Onlinediensten oder Netzwerken sowie Angriffe per Erpressungssoftware (Ransomware). Die Maßnahmen zur Stärkung der IT-Sicherheit reichten keineswegs immer aus. Berier: „Daher ist es nach wie vor erforderlich, die Unternehmen zu sensibilisieren und leicht zugängliche Informationen zur Prävention anzubieten.“

IHK-Info: Digitalisierung

Details zur IHK-Digitalisierungsumfrage bietet die IHK-Website. Dort ist auch die IHK-Position „Verwaltungsdigitalisierung: Weniger Kosten, mehr Tempo“ abrufbar.

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