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Am MINT-Campus Dachau wird Technik greifbar – hier mit Leo Pöttinger von der Thorlabs GmbH (l.)

Am MINT-Campus Dachau bei München setzen Schüler ihr Technikwissen in die Praxis um. Unterstützt werden sie von mittelständischen Firmen - Link zum Crowdfunding unten. 

Von Eva Schröder, IHK-Magazin 04/2024

„Neugier ist gut, sich fürs Handy zu interessieren, auch“, sagt Leo Pöttinger von der Thorlabs GmbH. „Digitales und Technik haben einfach ihren Reiz. Aber oft fehlt heute der Drang, tiefer verstehen zu wollen, wie etwas funktioniert. Genau das brauchen wir, um weiter entwickeln und produzieren zu können.“

Hier setzt der MINT-Campus in Dachau an: Kinder und Jugendliche wenden Gelerntes aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) selbst an, um sich auch technische Berufe besser vorstellen zu können. Sie programmieren Mini-Roboterteile, verlöten Drähte, probieren Wearables aus – etwa digitale Uhren – und lassen Bauteile im Lasercutter schneiden. Auch eine Holzwerkstatt sowie Angebote für Fotografie und Kunst gibt es.

Ehrenamtlicher Know-how-Transfer

Die Projektauswahl orientiert sich am Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE), der Bildungskampagne der Vereinten Nationen, und am bewussten Umgang mit der Natur. 2015 hat der Landkreis mit seinen Gemeinden und der Stadt Dachau freie Räume einer Schule in ein Schülerforschungszentrum verwandelt. In Ferienkursen sowie wöchentlichen Angeboten geben Rentnerinnen und Studierende aus technischen Berufen, aber auch Firmen und deren Mitarbeiter ehrenamtlich Fachkenntnisse weiter.

Stefan Löwl, Dachauer Landrat und 1. Vorsitzender des MINT-Campus, unterstreicht: „MINT-Kenntnisse sind der Rohstoff in unserer Region. Der technische Fortschritt ist wirtschaftlicher Garant für unsere Region. Am MINT-Campus Dachau entdecken junge Menschen ihre Freude am Tüfteln und Forschen außerhalb der Schule.“

Firmen sorgen für Praxisbezug

Dass regionale Unternehmen sich personell und finanziell einbringen, sei wichtig: „Das verbreitert das Engagement und sichert die Praxisnähe der vermittelten Inhalte“, so Löwl. „Und bei den jungen Leuten bekannt zu sein, kann der erste Kontakt zur künftigen Fachkraft sein.“

Aktiv sind unter anderem die Stadtwerke Dachau, die Qualcomm Germany RFFE GmbH/RF360 Europe GmbH als Kommunikationstechnik-Entwickler in München sowie die Thorlabs GmbH. Bei dem amerikanischen Elektronik- und Optikkomponentenhersteller mit 350 Mitarbeitenden am Standort Bergkirchen leitet Pöttinger die firmeneigene Photonics Academy.

TOLS-Club: Tüfteln mit Licht

„Begonnen haben wir mit Ferienkursen und anschließend mit Onlineangeboten während Corona“, berichtet der promovierte Physiker. „Wir wollten den MINT-Campus nachhaltiger unterstützen und haben deshalb zusätzlich den 14-tägigen TOLS-Club zum Tüfteln mit Licht eingerichtet.“

Grundlagen zu verstehen, indem man sie selbst umsetzt, „dazu ist in der Schule häufig zu wenig Raum, Zeit – und Equipment“, so Pöttinger. „Wir bringen die passenden Gerätschaften direkt mit. Und unter unseren Mitarbeitenden am Standort ist immer jemand, der den Jugendlichen etwas beibringen kann, etwa wie LED-Cubes zum Leuchten gebracht werden.“

Technologiebegeisterte fördern, Region stärken

Im Sinne von Corporate Volunteering kämen so Hunderte Ehrenamtsstunden zusammen, sagt Pöttinger. „Wir als Firma und auch der Mutterkonzern sehen das als Teil unserer gesellschaftlichen Aufgabe.“ Wenn sich dabei ein Azubi finde oder Praktikanten, wie bereits geschehen, sei das gut, „denn Fachkräfte suchen wir immer“, so Pöttinger. „Das ist aber nicht unsere Hauptmotivation. Dass Jüngere, Technologiebegeisterte unterstützt werden, ist für alle hier in der Region von großer Bedeutung.“

Kontakt zum realen Berufsleben und IT-Kenntnisse hält auch Stefan Fichtl, Steuerberater aus Dachau und IHK-Regionalausschuss-Mitglied, für wichtig. Er leitet die Kanzlei SFS Steuerberatung gemeinsam mit Heinz Sprödhuber und 2 weiteren Partnern. Sprödhuber ist auch Kassier im Förderverein des MINT-Campus. SFS unterstützt den Verein mit Beratung und Sponsoring.

Erfolgserlebnisse schaffen

Eva Rehm als Leiterin des MINT-Campus‘ weiß, wie motivierend die Kurse sind: „Wenn die Jugendlichen ihre Arbeiten präsentieren, sieht man ihnen den Stolz richtig an.“ Pöttinger ergänzt: „Für solche Erfolgserlebnisse wünschen wir uns mehr Firmen, die sich am MINT-Campus beteiligen.“

www.mintcampus-dachau.de und Crowdfunding-Kampagne

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