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Tablet, Cloud & Co. – der Digitalisierungsgrad oberbayerischer Firmen hat sich leicht erhöht

Wie kommt die digitale Transformation in bayerischen Unternehmen voran? Wo es gut läuft und was den Firmen Probleme bereitet, zeigt die IHK-Digitalisierungsumfrage.

Von Josef Stelzer, IHK-Magazin 03/2023

Von Cloud-Anwendungen über leistungsfähige Breitbandnetze bis hin zu künstlicher Intelligenz (KI), Robotik und Lösungen für die IT-Sicherheit – Digitalisierung umfasst ein breites Spektrum miteinander verwobener Einzelaspekte. Derzeit kommt die digitale Transformation in den Unternehmen jedoch kaum voran.

Der Digitalisierungsgrad der Wirtschaft hat sich in Bayern im vergangenen Jahr gegenüber 2021 nur marginal verändert. Betrachtet man nur Oberbayern, ist immerhin eine leichte, aber stetige Verbesserung zu erkennen. Dies sind Ergebnisse der aktuellen IHK-Digitalisierungsumfrage, an der bayernweit 547 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen teilgenommen haben.

Warum digitalisieren Firmen?

Aus welchen Gründen gehen Unternehmen Digitalisierungsprojekte an? Für mehr als 75 Prozent der Firmen liegt das Hauptmotiv in der Flexibilisierung der Unternehmensprozesse und in neuen Workflows. Dabei dürfte in vielen Fällen die Einführung flexibler Arbeitsmodelle und agiler Arbeitsweisen eine zentrale Rolle spielen.

Zudem sind Kostensenkungen und die Bindung von Kunden wichtige Triebfedern (siehe Grafik unten „Klare Schwerpunkte“). Als größte Herausforderungen bei der Digitalisierung nennen Unternehmen nach wie vor die Komplexität der Projekte und Zeitmangel (siehe unten Grafik „Hohe Hürden“).

Spürbar verbessert hat sich die Breitbandversorgung, etwa mittels Glasfaser oder mobil per LTE oder 5G. In Bayern zeigten sich 2022 rund 79 Prozent der Befragten mit der Breitbandversorgung an ihren Standorten zufrieden. „Dennoch bleibt der zügige Ausbau der Breitbandinfrastruktur weiterhin das meistgenannte Wunschthema der Unternehmen an die Politik“, betont Chantal Berier, IHK-Referentin für Digitalpolitik.

Was tun Betriebe für die IT-Sicherheit?

Die Firmen haben ihre Maßnahmen für mehr IT-Sicherheit intensiviert. Mittlerweile sorgen bayernweit rund 95 Prozent der Unternehmen für regelmäßige Back-ups, 84 Prozent aktualisieren ihre Sicherheitsvorkehrungen. Außerdem setzen sie vermehrt auf Risikoanalysen, Mitarbeiterschulungen, Richtlinien für die IT-Nutzung und die Einhaltung von Sicherheitsstandards.

Allerdings gibt es noch Luft nach oben. So verfügen erst 41 Prozent der bayerischen Betriebe über Notfallpläne bei IT-Ausfällen oder Cyberattacken. In Oberbayern haben immerhin 53 Prozent derartige Vorkehrungen getroffen. Ziel sollte es sein, dass flächendeckend alle Unternehmen den kompletten Werkzeugkasten der Sicherheitsmaßnahmen einsetzen, um sich für den Ernstfall bestmöglich zu wappnen.

IT-Sicherheit zu gewährleisten, ist ein laufender Prozess, der viel Zeit und Geld kostet. Für 52 Prozent der bayerischen Unternehmen sind diese Aufwendungen das größte Hindernis für mehr Cybersicherheit im Betrieb. Von der Politik wünschen sich die Firmen mehr Unterstützung sowie Informationen über gesetzlich vorgeschriebene Sicherheits- und Datenschutzanforderungen.

Besorgniserregend ist, dass nur 44 Prozent der Firmen bei der Weiterentwicklung der digitalen Kompetenzen ihren Fokus auf den Datenschutz sowie den Ausbau und die Stärkung ihrer IT-Sicherheit legen. Sicherheitsaspekte stellen einen Eckpfeiler der digitalen Transformation dar – gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Cybercrime-Bedrohung, wie zum Beispiel durch Schadsoftware.

Welche Neuerungen kommen?

Der Innovationswille der bayerischen Unternehmen ist erkennbar: Vermehrt zum Einsatz kommen in Bayern neue digitale Technologien wie beispielsweise künstliche Intelligenz und Edge-Computing. Die in Software eingebettete KI spielt etwa im Kundenservice und in der Umwelttechnik eine wichtige Rolle, hilft beim Kostensparen, beantwortet Kundenanfragen, kann selbstständig Entscheidungen treffen und dazu beitragen, Produkte sowie Geschäftsprozesse weiter zu verbessern. Bei Edge-Anwendungen handelt es sich um eine dezentrale Informationstechnik, bei der wesentliche Datenströme gleichsam vor Ort verarbeitet werden und nicht in Rechenzentren. In Bayern nutzen bereits 34 Prozent der Unternehmen Edge-Lösungen, 22 Prozent planen dies in den nächsten drei Jahren. Künstliche Intelligenz wiederum setzen 19 Prozent der Unternehmen ein, 29 Prozent planen den Einstieg. In Oberbayern nutzen sogar 34 Prozent der Unternehmen künstliche Intelligenz, während 34 Prozent die Einführung planen.

Auch etablierte digitale Technologien werden in Bayern flächendeckend verwendet: 74 Prozent der befragten Unternehmen nutzen heute Cloud-Anwendungen, während weitere 15 Prozent dies in den nächsten drei Jahren planen.

Besonders stark an Bedeutung gewinnt Open Data. Dabei stehen den Unternehmen Datensätze der öffentlichen Verwaltung für die Weiterverarbeitung zur Verfügung. Rund 26 Prozent der Firmen in Bayern sehen dies als Thema, das die Politik stärker aufgreifen sollte – ein Anstieg von mehr als fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. In Oberbayern erwarten sogar 32 Prozent mehr Open-Data-Angebote.

Digitaler Schub für Verwaltung und Bildung gefordert

Die wichtigsten Themen, die die Politik neben dem Breitbandausbau vorantreiben soll, sind für die oberbayerischen Unternehmen umfangreiche und nutzerfreundliche digitale Verwaltungsangebote sowie die Stärkung der digitalen Basiskompetenzen in Schulen wie auch in der Aus- und Weiterbildung.

Die Risiken, die mit einer eher gebremsten Digitalisierung einhergehen, liegen auf der Hand. Wenn der digitale Wandel nicht richtig vorankommt, drohen internationale Wettbewerbsnachteile, weniger Wachstum sowie ein nachlassendes Innovationstempo – und dies gefährdet langfristig auch den Wirtschafts- und Innovationsstandort Bayern.

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