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Alles o.k.? Drohnen erfassen den Zustand der Bäume

Auch Waldbesitzer können von der Digitalisierung profitieren. Innovative Lösungen helfen, Bewirtschaftung und Transport zu optimieren, Schäden rascher zu erkennen und den Wald besser auf den Klimawandel einzustellen.

Josef Stelzer, Ausgabe 06/2021

Dürreperioden, Stürme, aber auch der Borkenkäfer machen den Wäldern schwer zu schaffen. Der Kronenzustand, ein Maß für die Vitalität der Bäume, hat sich 2020 im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtert, ergab die jüngste Erhebung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum deutschen Wald. Angesichts von Klimawandel und Schädlingsbefall muss sich die Forstwirtschaft zunehmend mit dem Status ihrer Bäume auseinandersetzen und klimafeste Wälder aufbauen.

Mobilgeräte zum Sammeln von Walddaten

Digitale Technologien können den Waldbesitzern dabei die Arbeit deutlich erleichtern. Drohnen, Smartphones und andere mobile Geräte sind zum Beispiel hervorragend geeignet, um rasch Informationen über den Baumbestand zu sammeln und weiterzuleiten. So lässt sich etwa feststellen, welche Baumarten an welchem Standort am besten gedeihen.

Aber auch die Bewirtschaftung kann auf diese Weise optimiert werden. An welchen Stellen im Forst wird bereits geschnittenes Holz bis zum Abtransport gelagert? Um welche Holzarten handelt es sich? Welche Mengen liegen bereit, etwa Fichten-, Kiefern- oder Buchenholz? Noch gestaltet sich die Datenerfassung und -verarbeitung vielerorts sehr aufwendig. »Als großes Problem erweist sich, dass man die genaue Position des geernteten Holzes zum Teil nur mit erheblicher Verzögerung zur Verfügung hat«, sagt Johannes Rahm (24), Projektkoordinator Digitalisierung der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern gGmbH in Freising.

Gewünscht: eine Art Live-Tracking, wie bei Paketlieferungen

»Wünschenswert und technisch im Grunde bereits machbar wäre eine Art Live-Tracking, wie es bei Paketlieferungen längst möglich ist.« Häufig aber notieren Waldbesitzer die Informationen über Holzmengen, Baumarten oder über den Zeitpunkt der Baumfällung nur auf Zetteln. »Ihre Notizen tippen sie dann im Büro in ihre Computer ein, was fehlerträchtig und extrem zeitraubend ist«, weiß Rahm. Smartphones, Notebooks oder Tablets, mit denen sich im Forst jederzeit aktuelle Informationen sammeln und weiterleiten lassen, versprechen da Abhilfe.

»Mit mobilen Geräte können wichtige Parameter sämtlicher Arbeitsschritte einer Holzernte mit den Mengen, Holzarten und -qualitäten sowie der Verarbeitungsstatus ohne Zeitverzögerung weitergegeben werden«, sagt der Forstwissenschaftler und ergänzt: »Außerdem lässt sich mittels fotooptischer Holzvermessung das Volumen von Holzpoltern, also das im Wald für den Abtransport bereitliegende Holz, rasch und mit sehr geringem Aufwand erfassen.« Für die Fotos und die anschließende Vermessung der Bilddaten reichen im Grunde schon Aufnahmen per Smartphone.

Vorteile der Digitalisierung auf mehreren Ebenen

Die Digitalisierung kommt nicht allein den Forstbetrieben zugute. Auch Sägewerke, die das aus den Wäldern angelieferte Holz weiterverarbeiten, sowie Rundholz- oder Baustoffhändler profitieren. Ähnliches gilt für Holzwerkstoffproduzenten, die beispielsweise Span- und Faserplatten liefern, sowie für die Möbel-, Papier- und Zellstoffindustrie. »Die Unternehmen können Geschäftsprozesse wie die Erstellung von Angeboten und Produktionsplanungen dank der digitalen Datenverarbeitung in der Forstwirtschaft schneller, kostengünstiger und zuverlässiger abwickeln«, erklärt Jürgen Bauer, Geschäftsführer der Cluster-Initiative, die die einzelnen Bereiche der Forst- und Holzwirtschaft besser vernetzen will.

Als überaus nützlich erweisen sich digitale Daten über die Verarbeitungs- und Transportketten mit Herkunftsnachweisen. Aus welchen Ländern und Waldregionen kommt das Holz? Handelt es sich um nachhaltig bewirtschaftete Wälder? Wenn Nachweise über Herkunft und Nachhaltigkeit vorliegen, können Möbel- und Baustoffhändler damit zum Beispiel bei ihrer Kundschaft punkten.

Drohne erkennt passenden Zeitpunkt für Baumfällung

Geht es um den Zustand der Bäume, kommen immer häufiger Drohnen zum Einsatz. Sie erkunden gleichsam als fliegende Forsthelfer per Kamera den Zustand von Laub- und Nadelbäumen und helfen dabei, den passenden Zeitpunkt für die Baumfällung festzulegen. Das Holz wird dann zurechtgeschnitten und für die gewünschte Materialqualität ausreichend lange getrocknet.

Dank der Fotoaufnahmen lassen sich zudem schon frühzeitig die Folgen von Schädlingsbefall, Trockenheit und Klimawandel für den Baumbestand erkennen. Drohnen fotografieren zunächst die Baumkronen, die Bilder können frühzeitig einen etwaigen Insektenbefall zeigen. Geschädigte Bäume werden dann schnell entfernt, was dazu beitragen kann, die Ausbreitung von Käfern oder anderen Schadinsekten einzudämmen.

»Enormer Wille«

Eine weitere Aufgabe wird künftig darin bestehen, das Wachstum verschiedener Baumarten zu beobachten – und zwar auf unterschiedlichen Waldflächen sowie unter verschiedenen klimatischen Bedingungen. Mit den dabei erfassten Daten lässt sich herausfinden, welche Standorte und äußeren Bedingungen für die einzelnen Baumarten am besten geeignet sind, zum Beispiel Bodenbeschaffenheit, Feuchtigkeit und Klima.

Bauer ist jedenfalls zuversichtlich: »Die Potenziale der Digitalisierung werden in der Forstwirtschaft erkannt und der Wille, sich digital besser aufzustellen, ist enorm.«

Welchen Nutzen soll digitale Forstwirtschaft bringen?
  • Schnellere Verfügbarkeit von aktuellen Daten
  • Mehr Transparenz und Schnelligkeit bei der Holzvermarktung
  • Kostensenkungen etwa in der Logistik, weniger Störungen in den Transportketten
  • Mehr Flexibilität in Arbeitszeit- und Personalmodellen
  • Potenziale für neue Geschäftsmodelle Wettbewerbsvorteile durch Herkunftsnachweise
Stichwort: Waldland Bayern

Der Freistaat verfügt mit mehr als 2,6 Millionen Hektar über die größte Waldfläche aller deutschen Bundesländer. Der Anteil der Laub- und Mischwälder summiert sich auf knapp ein Drittel. Laub- und Mischwälder zeigen sich gegenüber den oft verheerenden Stürmen und den sich ändernden Klimaverhältnissen mit längeren Trockenperioden robuster als Monokulturen.

In Bayerns Wäldern wachsen 62 verschiedene Baumarten, darunter befinden sich auch 18 seltene Arten wie zum Beispiel Elsbeere, Eibe und Moorbirke. Hauptbaumarten sind Fichte, Waldkiefer, Weißtanne, Rotbuche und Eiche.

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