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Ein ganz besonderer Assistent – welche Möglichkeiten bieten Chatbots?

Mit Textrobotern wie ChatGPT wird künstliche Intelligenz (KI) für alle leicht zugänglich. Wie können Firmen davon profitieren? Zwei Unternehmer berichten.

Von Josef Stelzer, IHK-Magazin 05-06/2023

Es funktioniert ganz einfach: Nutzer müssen nur eine Anweisung eingeben oder eine Frage formulieren und ChatGPT schreibt los. Er antwortet auf Fragen zu fast beliebigen Themen, wenn auch nicht immer ganz korrekt. Er schreibt Gedichte oder Sachtexte, übersetzt Texte in andere Sprachen oder erstellt Präsentationen – und das ist nur eine Auswahl.

ChatGPT (GPT steht für Generative Pre-trained Transformer) stammt vom US-Unternehmen OpenAI und ist eine Art Textroboter, der auf künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Der Hype um ihn und andere Chatbots wie Bard von Google ist enorm. Die möglichen Anwendungen und Einsatzbereiche werden breit diskutiert, ebenso die Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Betriebsabläufe beschleunigen

Auch Unternehmen nutzen ChatGPT mehr und mehr. Sie beschleunigen damit zum Beispiel betriebliche Abläufe, entlasten ihr Team von Routinetätigkeiten oder nutzen ihn bei der Ideensammlung.

Wie das in der Praxis funktioniert? Tobias Jonas (31), Geschäftsführer und Mitgründer der Rosenheimer innFactory GmbH, hat bereits einige Erfahrungen mit ChatGTP gesammelt. Die innFactory entwickelt Software und Apps für Cloud Computing sowie Lösungen für das Internet of Things (IoT). Dazu gehört unter anderem eine Software für Steuerungssysteme von Straßenbeleuchtungen. Sie setzt auf die kostenpflichtige GPT-Variante, die schneller, umfassender und kreativer auf Anfragen antwortet als die Gratisversion. Mittlerweile verwenden fast alle der 21 innFactory-Beschäftigten den Textroboter regelmäßig.

Formulierungshilfe bei E-Mails und Einladungen

„Ich bin von dem intelligenten Chatbot schlichtweg begeistert“, sagt Jonas. Er nutzt ChatGPT etwa 20 bis 30 Minuten pro Tag, lässt sich E-Mails und Einladungen formulieren oder auch Zusammenfassungen von Fachbeiträgen zum Thema Cloudsoftware.

„Das unterstützt uns bei der Softwareentwicklung spürbar, wir sparen bei jeder einzelnen Aufgabe sicher einige Minuten ein, in Einzelfällen bestimmt noch deutlich mehr“, sagt der Unternehmer. Auch zeitaufwendige Geschäftsprozesse, die erhebliche Ressourcen binden, lassen sich seiner Einschätzung nach beschleunigen, beispielsweise im Marketing. Denkbar sei überdies, die KI als Entscheidungshilfe einzusetzen, etwa im Rahmen von Standortentscheidungen oder bei Investitionsplanungen.

Je präziser die Vorgaben, desto besser

Fragen an den Chatbot sollten dabei möglichst präzise sein, rät Jonas. „Zum Beispiel: ,Schreibe eine Einladung aus der Perspektive eines Marketingverantwortlichen‘ oder ,formuliere prägnante Überschriften für einen Vortrag zum Nutzen der künstlichen Intelligenz.‘ Die meisten Antworten würden „interessante Ideen und Denkanstöße enthalten, die uns weiterhelfen“, urteilt Jonas. Wobei die künstliche Intelligenz darauf trainiert ist, Fragen oder Anweisungen immer besser zu verstehen, sodass auf der anderen Seite die Antworten treffsicherer werden.

Auch die Struktur von Webseiten ließ Jonas schon per KI anfertigen, einschließlich der Überschriften und Inhalte. Die Vorschläge hat er überprüft, an seinen Schreibstil angepasst und an einigen Stellen korrigiert, wenn Fehler enthalten waren. Jonas verweist darauf, dass die Daten, auf die GPT zurückgreift, einige Jahre alt sind und daher für manche Fragestellungen nicht aktuell genug. Dennoch lautet seine klare Empfehlung an Unternehmer: „Einfach mal ausprobieren.“

KI im Einsatz bei Onlinerecherche und Brainstorming

Über gute Erfahrungen mit dem intelligenten Chatbot berichtet auch Thomas Endres (39), einer der Geschäftsführer der Unternehmensberatung TNG Technology Consulting GmbH, Unterföhring. „Die im Rahmen der Softwareentwicklung nötigen Onlinerecherchen lassen sich damit beschleunigen, da ChatGPT hier maßgeschneiderte Lösungen bereitstellen kann“, beschreibt er ein Anwendungsbeispiel. Eine Vielzahl von weiteren Einsatzfeldern sei denkbar, etwa in Brainstormings, um neue Ideen zu generieren.

Sensible Daten schützen

TNG-Mitarbeiter haben ChatGPT bereits dazu gebracht, eine lauffähige Digitalversion des Spiels „Vier Gewinnt“ zu bauen. Aktuell, so Endres, sei die Technologie aber noch nicht perfekt und produziere in einigen Fällen falsche Ergebnisse. Zudem ist bei ChatGPT der Datenschutz zu beachten. So sollten Nutzer der KI keine sensiblen Daten zur Verfügung stellen.

Gleichwohl ist der Unternehmer überzeugt: „Diese Form der künstlichen Intelligenz kann uns in Zukunft einen enormen Produktivitätsschub verleihen, da sich damit zahlreiche Pflichtaufgaben viel schneller erledigen lassen.“

Auch immer mehr TNG-Kunden würden die Möglichkeiten erkennen, zumal jede Woche über neue Anwendungsfelder berichtet wird, so Endres: „Für KI-Themen erleben wir jetzt wirklich spannende Zeiten.“

Studie: Jüngere Generation setzt auf Chatbots

Wie groß das allgemeine Interesse an den neuen Chatbots ist, zeigt eine repräsentative Umfrage aus dem Februar dieses Jahres. Das Meinungsforschungsinstitut Kantar befragte im Auftrag des Karriereportals JobTeaser rund 1.000 Personen im Alter von 18 bis 60 Jahren. Jede Zweite gab dabei an, KI-Tools wie ChatGPT künftig für berufliche Aufgaben oder im Studium verwenden zu wollen.

Bei den 18- bis 27-Jährigen waren es sogar 72 Prozent. Diese Altersgruppe ist gegenüber KI besonders positiv eingestellt und erwartet vor allem die Erleichterung des täglichen Lebens (81 Prozent), die Einsparung von Arbeitszeit (79 Prozent) sowie die Schaffung neuer Arbeitsplätze (58 Prozent).     

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