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Per Avatar durch virtuelle Welten – das Metaversum ist ein Element des Web3

Der vielfältige Einsatz von Web3-Technologien verspricht enorme Potenziale. Wie können Unternehmen davon profitieren?

Von Josef Stelzer, IHK-Magazin 10/2025

Web3 – das ist nicht weniger als eine Vision von der Zukunft des Internets. Mithilfe von dezentralen Technologien soll die Kontrolle über Daten und digitale Vermögenswerte von den großen zentralen Plattformen zurück auf die einzelnen Nutzer übertragen werden. Ging es bei Web1 um das Lesen im Internet und bei Web2 um das Lesen und Schreiben von Inhalten, so soll Web3 nun das Lesen, Schreiben und Besitzen ermöglichen, wobei Nutzer ihre Inhalte und Daten selbst verwalten und monetarisieren können.

Hendrik Hey (60) ist längst im Web3 unterwegs. Der Geschäftsführer der Münchner Welt der Wunder Sendebetrieb GmbH bietet seit Jahren gemeinsam mit Partnern Beratung und Umsetzungsvorschläge zu Web3-Lösungen mit Blockchain, Token, Smart Contracts oder Metaverse an. Nicht nur Großfirmen können sich derlei zunutze machen, um ihre digitalen Geschäftsprozesse sicherer, transparenter sowie effizienter zu gestalten.

Wettbewerbsfähig durch Wissensvorsprung

„Auch immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen werden von der 3. Generation des Internets profitieren“, ist Hey überzeugt. „Wer frühzeitig Know-how aufbaut, verschafft sich nicht nur einen technologischen Vorsprung, sondern sichert auch langfristig die Wettbewerbsfähigkeit.“


Ein Überblick über die wichtigsten Elemente von Web3:

Grundlage: die Blockchain

Basis für Web3 ist die Blockchain-Technologie. Im Grunde handelt es sich dabei um dezentrale Datenbanken, die verschlüsselte Informationen speichern. Weil sich die in der Blockchain abgespeicherten Daten nachträglich nicht mehr ändern lassen, ist beispielsweise die Herkunft von Produkten in Lieferketten fälschungssicher sowie transparent nachweisbar.

Lieferkette lückenlos dokumentierbar

Lebensmittel etwa können in der gesamten Lieferkette manipulationssicher zurückverfolgt werden, einschließlich aller Bestandteile samt Rohstoffgewinnung. Im Diamantengeschäft kommen Blockchain-Systeme zum Einsatz, um die Herkunft der Edelsteine lückenlos zu dokumentieren – von den Diamantenminen über Händler bis zu den Endkunden.

Die bekanntesten Anwendungsbeispiele der Blockchain-Technologie sind Kryptowährungen wie Bitcoin. Bei einer Kryptowährung handelt es sich um ein digitales Zahlungsmittel auf der Grundlage eines Blockchain-Systems. Damit lassen sich Zahlungen auch per Smartphone über digitale Geldbörsen abwickeln, die sogenannten Wallets.

Token und Smart Contracts

Token sind eine Art von digitalen Schlüsseln, die in einer Blockchain gespeichert sind. „Zumeist basieren sie auf der Ethereum-Blockchain und werden in manchen Fällen frei gehandelt“, sagt Hey. Als Utility-Token kommen sie beispielsweise als Tickets, Zugangscodes für Plattformen oder als digitale Sammelmarken zum Einsatz, aber auch für die Kundenbindung.

Ebenfalls in der Blockchain sind NFTs gespeichert. NFT steht für „Non-Fungible Token“, was man mit „nicht austauschbarer Token“ übersetzen kann. Klassisches Geld wie zum Beispiel ein 10-Euro-Schein ist ein austauschbares, fungibles Gut, da alle 10-Euro-Scheine gleichwertig sind. Ein NFT ist dagegen nicht 1 zu 1 austauschbar und dient als digitaler Vermögenswert.

Einzigartig, manipulationssicher

Jeder Token steht für Eigentumsrechte an einem digitalen oder physischen Gegenstand, etwa einem Kunstwerk. NFTs sind einzigartig und lassen sich nicht durch einen anderen Token ersetzen. Die Security-Token wiederum repräsentieren physische Vermögenswerte wie etwa Unternehmensbeteiligungen, Aktien, Anleihen oder Immobilienanteile.

Bei Smart Contracts handelt es sich nicht um klassische Verträge, sondern um Software. Diese führt manipulationssicher per Blockchain bestimmte Aktionen automatisch aus, sobald bestimmte Voraussetzungen gegeben sind. Denkbar ist zum Beispiel, dass ein Lieferant automatisch bezahlt wird, nachdem er die bestellten Waren geliefert hat.

Automatisierte Flugentschädigung

Zum Einsatz kommen Smart Contracts beispielsweise im Versicherungsgeschäft. Bei verspäteten oder ausgefallenen Flügen erhalten die Passagiere damit umgehend ihre Entschädigungen – ohne Formulare und Papierdokumente. Die Blockchain-basierte Versicherungsplattform Etherisc etwa verwendet dabei die Echtzeitflugdaten.

„Von den Potenzialen schlichtweg begeistert“

Genutzt werden die Web3-Technologien nicht zuletzt im Metaverse. Das sind virtuelle 3D-Welten, in denen Unternehmen zum Beispiel ihre Produkte präsentieren und verkaufen oder über Avatare mit Kunden und Lieferanten verhandeln.

Auch die WWK Versicherungen in München erkunden die Möglichkeiten des Metaverse. Im Sommer 2022 konnten sich WWK-Mitarbeitende erstmals mittels Avataren und Virtual-Reality-(VR-)Brillen im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung untereinander austauschen. 20 Personen haben teilgenommen. „Sie waren von der Technik und den Potenzialen schlichtweg begeistert“, erinnert sich Pierre Kretschmer (52), der bei der WWK für den Bereich Metaverse zuständig ist.

Ausbildung via VR-Brille

Mittlerweile führt das Unternehmen auch Schulungen und Besprechungen mit VR-Brillen in digitalen Räumen durch. Und mithilfe von virtuellen Lernwelten erwerben Auszubildende Fachwissen und praxisnahe Erfahrungen. „Wir haben hierzu sehr viel positives Feedback erhalten“, sagt der Digitalexperte. Große Aufmerksamkeit erzielte das WWK-Metaversum im Mai 2025 bei einer Ausbildungsmesse in Fürstenfeldbruck. Per VR-Brillen konnten Besucher dort die WWK-Historie erleben oder Teile des Ausbildungsverlaufs kennenlernen.

„Metaverse-Anwendungen bieten uns eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten, beispielsweise im Rahmen von Trainings für Vertriebsmitarbeiter“, sagt Kretschmer. Er hebt das Potenzial von Metaverse-Lösungen hervor, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Denkbar sei zum Beispiel, dass KI-Avatare den Beschäftigten in deren jeweiligen Lern- und Arbeitsumgebungen per Echtzeit-Feedback unmittelbar weiterhelfen, etwa mit praktischen Tipps sowie Verbesserungsvorschlägen.

Personalisierte Avatare dank KI

Künstliche Intelligenz wird für Metaverse-Entwicklungen immer wichtiger. Laut IT-Branchenverband Bitkom hilft KI zum einen bei der Erstellung neuer Inhalte samt Bildern, Videobeiträgen, Texten, Musik sowie virtuellen Umgebungen und beschleunigt zum anderen die Entwicklungsprozesse mit Programmierung sowie die hierzu erforderlichen Testverfahren.

Künftig könnten KI-Modelle beispielsweise Sprache oder Gesten von Metaverse-Nutzern erfassen und auf der Grundlage von Verhalten oder Vorlieben etwa maßgeschneiderte Shopping-Erlebnisse und personalisierte Avatare anbieten.

Web3-Experte Hey ist überzeugt: „KI-Systeme werden den Unternehmen bei Auswahl sowie Entwicklung der für sie am besten geeigneten Metaverse-Anwendungen und anderer Web3-Lösungen enorm weiterhelfen.“

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