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Gewerbeflächen: Für eine attraktive Stadtmitte

horst jürgen schunk/Adobe Stock ©
Buntes Treiben – Geschäfte und Gastronomie beleben die Ortsmitte

Der Leerstandsmelder hilft, neue Mieter für Gewerbeflächen zu finden. Denn ungenutzte Geschäfte und Lokale mindern die Anziehungskraft von Innenstädten und Ortskernen enorm.

Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 10/2024

Der Staatsbetrieb Immobilien Freistaat Bayern (IMBY) sucht mehrere neue Mieter für leerstehende Einzelhandelsflächen in 2 seiner Münchner Objekte. „Es wird immer schwerer, Nachmieter zu finden, vor allem in B-Lagen“, sagt Christian Donauer, zuständig für die Grundbesitzbewirtschaftung bei IMBY. Somit gerieten auch die Preise unter Druck.

Um Mieter zu finden, inseriert IMBY seit einigen Monaten nicht nur auf der eigenen Webseite und auf einem bekannten kommerziellen Immobilienportal, sondern nutzt auch den Leerstandsmelder des IHK-Standortportals Bayern. Mit Erfolg. „50 Prozent der Interessenten generieren wir über den Leerstandsmelder“, sagt Donauer.

Öde und unattraktiv …

Immer mehr Läden und Lokale in den bayerischen Gemeinden stehen leer. Zuerst traf die Coronapandemie so manches Unternehmen schwer, auch wenn staatliche Hilfen die Krise abfederten. Danach folgte der Energiepreisschock durch den russischen Angriff auf die Ukraine. Viele Betriebe kämpfen überdies mit dem Fachkräftemangel, das gilt besonders für die Gastronomie. Der stationäre Einzelhandel wiederum ringt mit der stetig wachsenden Onlinekonkurrenz.

… durch immer mehr Leerstand

Diese Entwicklung ist nicht nur für die betroffenen Unternehmen und ihre Vermieter bitter. Der gewerbliche Leerstand ist auch für die Kommunen problematisch. Er stellt eine Gefahr für die Ortskerne und Stadtzentren dar, sie veröden und werden unattraktiv. Eine Abwärtsspirale setzt sich in Gang. „Der Strukturwandel in den Zentren beschleunigt sich, der Attraktivitätsverlust in innerörtlichen Lagen schreitet voran“, sagt Andreas Fritzsche, Referent für Landes- und Regionalplanung bei der IHK für München und Oberbayern.

Vorteile für Eigentümer

Um dem Negativtrend entgegenzuwirken, haben die Bayerischen IHKs (BIHK) das Standortportal Bayern in Kooperation mit dem Bayerischen Bauministerium (StMB) weiterentwickelt und den Leerstandsmelder dort integriert. Das Instrument unterstützt Städte und Gemeinden im Freistaat beim Leerstandsmanagement. „Wir wollten an diesem Punkt aktiv werden und unsere Kommunen zeitnah und zielgerichtet unterstützen“, sagt Bauminister Christian Bernreiter (CSU). „Gemeinsam mit dem BIHK konnten wir eine einfache und praxisnahe Lösung für eine digitale Erfassung und Präsentation von innerstädtischen Ladenflächen und gewerblichen Gebäuden entwickeln.“

Der Leerstandmelder hat 2 elementare Funktionen. „Er kann von den Kommunen intern als digitaler Leerstandskataster genutzt werden“, sagt Fritzsche. Sofern die Eigentümer dies wollen, wird der Leerstand zudem öffentlich angezeigt. Ebenso können Eigentümer und Makler das Objekt mittels Webformular an die IHK inserieren. „So erweitern wir die Reichweite“, erklärt der IHK-Experte.  

Schneller zum Nachmieter

Positive Erfahrungen mit dem Leerstandsmelder hat die Gemeinde Haar bei München gemacht. „Wir nutzen den Service, weil wir vorhandene Leerstände schnell vermarkten wollen“, sagt Alicia Frey, Leiterin des Amts für Innovation, Wirtschaftsförderung und zentrale Dienste in der Gemeinde. In Haar seien Gastronomie und Einzelhandel recht stabil, so Frey. Seit Corona und dem aufkommenden Homeoffice würden die Firmen aber vermehrt Büroflächen abstoßen, weil sie weniger Fläche als früher brauchen und sich daher verkleinern wollen.

Aktuell steht allerdings auch ein Laden im Zentrum leer: Die Filiale einer namhaften Drogeriemarktkette ist von dort in ein größeres Objekt in der Nähe umgezogen. Für die nun verwaiste Fläche gibt es noch keinen Nachmieter. Frey hofft auf einen Mieter, der ähnlich viel Frequenz wie der Vormieter bringt. Das könne ein Einzelhändler oder ein Gastronom sein. Sie geht davon aus, dass der Eintrag im Leerstandsmelder zum Erfolg führen wird.

Alle Angebote auf einen Blick

Frey inseriert auch auf anderen Kanälen, etwa auf der Webseite der Kommune. Den IHK-Leerstandsmelder sieht sie aber als die effektivste Plattform an: „Er hat einen breiteren Nutzerkreis als unsere Homepage.“

Kein Wunder: Unternehmer, die irgendwo im Umland von München eine Immobilie suchen, erhalten auf dem Leerstandsmelder alle Angebote aus der Region auf einen Blick. Sie müssen nicht viele verschiedene Portale einzelner Gemeinden einsehen. Hilfreich bei der Suche ist auch die interaktive Karte: Der Interessent sieht sofort, wo ein freies Gebäude liegt.

Kontakte sammeln

Entsprechend gut funktioniert das Portal. „Wir bekommen etliche Anfragen“, sagt die Haarer Amtsleiterin Frey. Auch wenn nicht jede gleich zu einem Mietvertrag führt, zählt jeder Kontakt. Vielleicht passt ja die nächste frei werdende Fläche.

Zwischennutzung als Gewinn

Auch muss es nicht immer zwangsläufig eine langfristige Vermietung sein. Werden Flächen für eine Zwischennutzung verwendet, ist das ebenfalls ein Gewinn. „Eine spezielle Funktion im Leerstandsmelder vermarktet Läden und Büros für die kurzfristige Zwischen- oder Umnutzung“, so IHK-Experte Fritzsche.

Immer auf dem neuesten Stand

Damit der Leerstandsmelder immer auf dem aktuellen Stand ist und alle wichtigen Informationen einer Gewerbeimmobilie abrufbar sind, kooperieren die Kommunen möglichst eng mit den Eigentümern der Flächen. Diese stellen die Exposés mit allen wichtigen Informationen sowie aussagekräftigen Fotos zur Verfügung. Und sie melden, falls sie auf einem anderen Weg einen Mieter gefunden haben.

Service ist kostenlos

Dass die Kooperation gut funktioniert, liegt auch daran, dass das Portal von allen Akteuren als Bereicherung angesehen wird. „Die Unternehmen sind begeistert vom Leerstandsmelder“, sagt Frey. Zumal der Service kostenlos ist.      

IHK-Info zum BIHK-Standortportal mit Leerstandsmelder

Das BIHK-Standortportal hält für Unternehmer, Investoren sowie Kommunen wichtige Informationen zu Gewerbeflächen im Freistaat bereit. Eine Vergleichsliste ermöglicht auf einen Blick, Plus- und Minuspunkte eines Standorts auszumachen. Außerdem weist eine Vorschlagsliste Interessenten auf potenziell passende Flächen hin.

Folgende Leistungen und Informationen bietet das Standortportal im Einzelnen kostenfrei an:

  • Verfügbare Flächen und Immobilien
  • Verkehrsanbindung und -infrastruktur
  • Baurecht
  • Mitbewerber und Zulieferer am Standort
  • Soziodemografische Daten
  • Standort-Vergleichsfunktion
  • Strukturierte Exposés
  • Umgebungskarten und Kontaktdaten in der Kommune

Das Standortportal Bayern arbeitet in langjähriger Partnerschaft mit der Ansiedlungsagentur Invest in Bavaria im Bayerischen Wirtschaftsministerium zusammen. Das Standortportal Bayern mit dem Leerstandsmelder ist hier verfügbar.

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