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Attraktive Märkte in Subsahara-Afrika

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Wirtschaftszentrum Nairobi – Länder wie Kenia bieten gute Einstiegsperspektiven

Die südlich der Sahara-Wüste gelegenen Länder Afrikas bieten für deutsche Unternehmen viel Potenzial. Wie sie erfolgreich in diese dynamisch wachsende Region expandieren.

Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 05-06/2024

Wolf-Dietrich Fugger (63) ist seit Jahren in verschiedenen Ländern Subsahara-Afrikas geschäftlich unterwegs. Gemeinsam mit Partnern gründete er Anfang 2020 die EWIA Green Investments GmbH in München. Ein weiteres Büro befindet sich in Accra, der Hauptstadt von Ghana. Dort entwickelt und betreibt EWIA Solaranlagen für Gewerbe- und Industriekunden mit hohem Strombedarf wie zum Beispiel produzierende Unternehmen, Kliniken und Hotels.

„Das Netz ist instabil, der Strom fällt oft stundenlang aus“, sagt Fugger. „Der Behelf mit Dieselgeneratoren ist umweltschädlich und extrem teuer.“ Kein Wunder, dass seine Lösung immer mehr Abnehmer findet und Fugger die Expansion in andere afrikanische Länder vorantreibt.

Wenn oberbayerische Mittelständler internationalisieren wollen, haben sie die Länder Subsahara-Afrikas meist nicht als Erstes im Fokus. Europa profitiert von geografischer Nähe, die USA zeigen anhaltendes wirtschaftliches Wachstum und in China bieten sich trotz der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen weiterhin zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten.

IHK-Veranstaltungstipp: Afrikaforum Bayern 2024 am 20. Juni in der IHK München

Auf dem Afrikaforum Bayern 2024 (Anmeldung hier) können sich mittelständische Unternehmen von 9-18 Uhr aus erster Hand über die wirtschaftlichen Chancen in aufstrebenden Märkten der Region informieren. Experten geben Einblicke, wie Firmen erfolgreich in diese Märkte eintreten, Geschäftsmöglichkeiten identifizieren und Herausforderungen meistern können.

Das Afrikaforum wird von den bayerischen IHKs und verschiedenen AHKs aus Subsahara-Afrika organisiert und bietet Gelegenheit, wertvolle Kontakte zu knüpfen und von führenden Branchenexperten zu lernen.

Märkte mit Wachstumspotenzial, junge Fachkräfte

Afrika wird häufig durch eine eingeschränkte Perspektive betrachtet, die viele seiner Herausforderungen hervorhebt. Jedoch sind die Chancen und Möglichkeiten für bayerische Unternehmen mannigfaltig: Die Länder Subsahara-Afrikas bieten wachsende Märkte, gut ausgebildete Fachkräfte, eine junge Bevölkerung und keine oder kaum Zeitverschiebung.

„In den meisten arrivierten Märkten der Welt ist Wachstum nur noch schwer möglich, in einigen Teilen Subsahara-Afrikas dagegen schon“, bringt es Christina Püttmann, Spezialistin für Subsahara-Afrika bei der IHK für München und Oberbayern, auf den Punkt. Die Statistik untermauert dies: Laut dem „African Economic Outlook“ der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) liegt das Wirtschaftswachstum 2024 in 17 Ländern bei mehr als 5 Prozent. Die höchsten Wachstumsraten bieten Niger (8,6 Prozent), Senegal (7,5), Ruanda (7,2), Äthiopien (6,7) und Côte d’Ivoire (6,7).

Branchenvielfalt: Von Energie und Umwelt bis zu Konsumgütern  

Immer mehr Unternehmen erkennen das sich daraus ergebende Potenzial zur Diversifizierung, beobachtet Maren Diale-Schellschmidt, Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika mit Sitz in Nairobi, Kenia. „Schwerpunkte in Subsahara-Afrika sind unter anderem die Branchen Energie und Umwelt, Technologie, Lebensmittel und Konsumgüter“, sagt sie. Aus deutscher Sicht sei der Markt noch klein. „Aber er wächst.“

Außerdem wird es zunehmend leichter, dort zu investieren. EWIA, gestartet in Ghana, weil Mitgründer Fugger das Land kannte, plant daher kurzfristig die Ausweitung nach Nigeria. Dort ist die Stromversorgung noch schlechter als in Ghana und die Nachfrage nach stabilen Lösungen entsprechend groß. Die nigerianische Regierung hat den Energiemarkt geöffnet. Somit kann EWIA Strom an seine Kunden direkt verkaufen. In Ghana muss das Unternehmen seine Leistung über den Umweg des Mietkaufs anbieten. Auch Kamerun steht auf der Expansionsliste der Münchner.

Mundpropaganda und Netzwerken sind wichtig

„Hat man einmal Fuß gefasst, ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten für Geschäfte in der Region“, sagt Fugger. 2021 hat er ein weiteres Unternehmen, die EWIA Infrastructure Ltd., gegründet. Gemeinsam mit einer ghanaischen Firma errichtet es seither Mobilfunkmasten und stattet diese mit solarer Energieversorgung aus. „Das Unternehmen war auf uns zugekommen“, sagt Fugger. Damit unterstreicht er, wie wichtig Netzwerken, gute Kontakte und Mundpropaganda sind.

Diale-Schellschmidt bestätigt das. „Wir raten davon ab, auf eigene Faust in Subsahara-Afrika zu investieren“, sagt die AHK-Expertin. „Man muss persönliche Beziehungen aufbauen, ein Partner ist hilfreich.“ Wichtig sei ferner die Präsenz vor Ort. Die Märkte seien komplexer als in Europa, die Kultur eine andere. Daher sollte man sich sorgfältig vorbereiten und sich langsam herantasten, am besten mit guter Beratung und lokalen Partnern. „Dann ist es nicht schwer, sich zu etablieren“, sagt sie.

Von den Hubs in Nachbarländer expandieren

„Als Einstieg eignen sich die Hubs Kenia, Ghana, Côte d’Ivoire und Südafrika“, ergänzt IHK-Expertin Püttmann. „In diesen Ländern hat man es am Anfang leichter und wenn man sich dort erfolgreich etabliert hat, kann man in die Nachbarländer und in vergleichbare Märkte expandieren.“

Auch Ulrich Busch (38) startete mit seinem Unternehmen getINNOtized GmbH in Ghana. Von 2012 an hatte er dort für eine Non-Profit-Organisation gearbeitet und das Land kennengelernt. „Mir imponierte, wie innovations- und begeisterungsfähig die Menschen dort für neue Technologien sind.“ Da er zudem den international wachsenden Bedarf an IT-Spezialisten erkannte, gründete er gemeinsam mit Benjamin Schunke (COO) und Kwame Osei-Tutu (CFO) eine Personalleasing- und Recruiting-Firma, die auf IT-Fachkräfte aus Afrika spezialisiert ist.

Kenia: „Sehr interessanter Standort mit stark entwickeltem Ökosystem“

Mitarbeiter aus 16 afrikanischen Ländern betreuen remote weltweit Kunden, vor allem Mittelständler. Die ersten Standorte des Unternehmens waren München und Ghana. Mittlerweile ist das Unternehmen in weiteren Ländern vertreten. Nach Kenia expandierte die Firma 2019, weil das Land laut Busch „ein sehr interessanter Standort mit einem stark entwickelten Ökosystem ist“. In Ruanda und Senegal betreibt das Unternehmen Akademien, um junge Menschen aus der Gegend auszubilden. Busch: Das Potenzial der Menschen in Subsahara-Afrika ist „immens“.

IHK-Info: Delegationsreise nach Kenia und Tansania

Unternehmer können vom 28. Oktober bis 1. November 2024  mit hochrangigen Repräsentanten des Freistaats Bayern nach Kenia und Tansania reisen, um vor Ort  wichtige Kontakte zu Wirtschaft und Politik zu knüpfen. Beide Länder gelten als besonders wachstumsstarke Zukunftsmärkte.

Der Schwerpunkt der Delegationsreise mit dem bayerischen Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt in Kooperation mit Bayern International liegt auf den Branchen Umwelttechnologien und Agritech/Ernährungswirtschaft. Hier anmelden bis 21. Juni 2024.

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