Freier Handel | Standortpolitik

Eine starke Verbindung

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Land mit viel Potenzial – Brasilien (im Bild: Rio de Janeiro)

In Brasilien gibt es eine lange Geschichte deutscher Einwanderer. Dieser Berührungspunkt hilft bayerischen Mittelständlern heute, dort erfolgreich Geschäfte zu machen.

Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 07-08/2024

Die Wirtschaft feiert in diesem Jahr eine besondere transatlantische Verbindung: Vor 200 Jahren begann offiziell die deutsche Einwanderung in Brasilien. Mit ihr verknüpft ist eine Erfolgsgeschichte im internationalen Markt. Die hiesigen Unternehmen können heute von den gewachsenen Verbindungen zwischen Deutschland und Brasilien profitieren, um ihre Präsenz in dem fünftgrößten Land der Erde zu festigen und erfolgreiche Geschäftsbeziehungen entstehen zu lassen.

Die besondere Verbundenheit zeigt sich in zahlreichen Kooperationen. So besteht zwischen Brasilien und Deutschland seit 2008 eine strategische Partnerschaft zum Ausbau der bilateralen Zusammenarbeit. Bayern nimmt dabei eine herausragende Stellung ein. Bereits seit 1997 besteht eine Kooperationsvereinbarung mit Brasiliens wichtigstem Bundesstaat São Paulo, der 2006 in die Konferenz der Bayerischen Partnerregionen aufgenommen wurde. Zweitwichtigste Partnerregion für Bayern ist der Bundesstaat Santa Catarina, mit den Bundesstaaten Rio Grande do Sul und Pernambuco bestehen Kooperationsfelder.

Über 600 Firmen aus Bayern in Brasilien

Die engen Verbindungen zwischen Bayern und Brasilien zeigen sich auch in den Wirtschaftsdaten: Hinter mehr als 21 Prozent der deutschen Investitionen stehen Unternehmen aus dem Freistaat. Insgesamt sind über 600 Firmen aus Bayern in Brasilien vertreten. Sie beschäftigen rund 35.000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von 3,7 Milliarden Euro. Vor allem Unternehmen aus den Branchen Automobil, Maschinenbau, Elektrotechnik, Umwelttechnik, Medizintechnik und Chemie haben sich in Brasilien angesiedelt, ferner sind Handel, Landwirtschaft und Dienstleistungen vertreten.

Aktuell sind nachhaltige Technologien besonders gefragt, vor allem erneuerbare Energien. Laut Claudia Bärmann Bernard (51), Repräsentantin des Freistaats Bayern in Brasilien, liegt ein Fokus auf grünem Wasserstoff. Die Siemens Energy AG und das brasilianische Unternehmen Quinto Energy unterzeichneten unlängst eine Partnerschaft zum Bau einer Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. Es ist derzeit das weltweit größte Projekt dieser Art und soll 2025 im brasilianischen Bundesstaat Bahia an den Start gehen. Geplant ist die Erzeugung von jährlich 1 Million Tonnen grünen Wasserstoffs – auch für den Export nach Deutschland.

„Türöffner“

Brasilien ist aber nicht nur für Großunternehmen, sondern auch für Mittelständler interessant. Unterstützung beim Markteintritt erhalten bayerische Unternehmen von der Auslandshandelskammer (AHK) in São Paulo und von der Repräsentanz des Freistaats Bayern in Brasilien. Diese ist dem Bayerischen Wirtschaftsministerium zugeordnet und arbeitet eng mit der AHK Brasilien zusammen.

„Wichtig beim Markteintritt ist es, den interkulturellen Aspekt zu berücksichtigen“, betont Bayerns Repräsentantin Bärmann Bernard. Man brauche etwas Geduld und sollte die lokalen Gepflogenheiten kennen. „Der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses mit den brasilianischen Geschäftspartnern ist von enormer Bedeutung“, so die AHK-Expertin. „Dazu können eine Anzahl von Einladungen zum Essen und zum Kennenlernen der lokalen Kultur – auch in Begleitung von Familienangehörigen – sowie ein weniger förmliches Arbeitsumfeld gehören.“

Zudem sei es von großem Vorteil, wenn man die portugiesische Sprache beherrscht – oder einen Partner oder Geschäftsführer aus Brasilien hat. Die langjährigen starken Verbindungen zwischen Bayern und Brasilien sollten auch bei der Suche nach einer solchen Verbindungsperson helfen.

IHK hilft Unternehmen, Fuß zu fassen

Die IHK für München und Oberbayern bietet zudem Erstinformationen über den brasilianischen Markt, einschließlich Wirtschaftsdaten, und organisiert regelmäßig Informationsveranstaltungen, Seminare und Workshops, die sich mit verschiedenen Aspekten des brasilianischen Marktes befassen (siehe im Kasten unten 2 IHK-Veranstaltungstipps). So unterstützt das bayerische Netzwerk Unternehmen dabei, erfolgreich in Brasilien Fuß zu fassen und ihre internationalen Geschäftsaktivitäten auszubauen.

IHK-Veranstaltungstipps: Business Breakfast Brasilien und Delegationsreise

Bayerische Unternehmen können sich beim Business Breakfast am 12. September in der IHK für München und Oberbayern kostenfrei in 2 Stunden darüber informieren, wie der Markteintritt in Brasilien am besten gelingt. Experten referieren zu Recht, Logistik, Import und Export, Marken, Patente, Technologietransfer und Personal.

Vom 5. bis 13. Oktober 2024 reist zudem eine Delegation des Bayerischen Wirtschaftsministeriums unter Leitung von Staatssekretär Tobias Gotthardt nach São Paulo und Salvador. Das Motto der Delegationsreise nach Brasilien mit hochranigigen Vertretern des Freistaats, an der auch bayrische Unternehmen teilnehmen können, lautet „Transforming Today for a Greener Tomorrow“.
Angesprochen sind daher vor allem Firmen aus Umweltbiotechnologie, Maschinenbau, Umwelttechnologie, Energietechnik und Wasserstoffwirtschaft. Weitere Infos hier.

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