Zuverlässige Partner

Die Weltausstellung Expo rückt Japan zurzeit in den Mittelpunkt des weltweiten Interesses – bayerische Unternehmen haben die Kooperation mit japanischen Firmen schon länger entdeckt.
Von Natascha Plankermann, IHK-Magazin 09/2025
Wenn Beton magnetisch wird, dann entsteht eine spannende Geschäftsidee, die erfolgreich eine Brücke von Bayern nach Japan schlägt. Wie das geht, zeigt die Magment GmbH aus Oberhaching, zu deren Mitgründern und Geschäftsführern Mauricio Esguerra gehört. „Mit dem magnetisierbaren Beton oder Asphalt, den wir herstellen, kann man kabellos Strom übertragen. So ist es etwa möglich, dass E-Roller oder E-Autos nicht an einer Ladesäule, sondern automatisch auf einer speziellen Straße oder einem Parkplatz aufgeladen werden“, erklärt Esguerra.
Das funktioniert durch sogenannte induktive Energieübertragung, bei der Strom über Magnetfelder übertragen wird. Dieses Prinzip wirkt auch in digital gesteuerten Transformatoren, die Magment unter dem Namen MagPower SST (solid-state transformer) produziert: Sie sollen Strom besonders effizient und flexibel umwandeln – etwa für Rechenzentren oder Lagerhallen.
Erfolg mit Zement und Magnetpartikeln
„Ein Start-up ist das richtige Vehikel, um eine neue Technologie auf den Markt zu bringen. Entwickelt haben mein Mitgründer und ich die Idee, als wir für Siemens Matsushita gearbeitet haben – ein Joint Venture von Siemens und dem japanischen Matsushita-Konzern, dem unter anderem die Marke Panasonic gehört“, sagt der Physiker.
Weil der Konzern nicht den passenden Rahmen für seine Arbeit bieten konnte, machte sich Esguerra mit seinem Partner, dem Materialwissenschaftler Ralph Lucke, selbstständig. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte, die auf Zement mit Magnetpartikeln beruht – einer Art nachhaltiger Abfallverwertung, denn diese Partikel bleiben in großen Mengen bei der Produktion von keramischen Magnetwerkstoffen übrig.
Start-ups als Technologielieferanten
Während er die Erfindung in Deutschland gut entwickeln konnte, stößt der Gründer bei der Vermarktung hierzulande auf Hindernisse: „Die Autokonzerne sind nur halbherzig interessiert an der Möglichkeit des induktiven Ladens“, so Esguerra. Eine Einladung nach Japan durch die japanische Handelsorganisation JETRO (Japan External Trade Organisation) eröffnet dem bayerischen Unternehmen ganz neue Chancen: „Die japanische Regierung hat die Notwendigkeit erkannt, Technologie mithilfe von Start-ups ins Land zu holen“, sagt Esguerra.
So sind schnell Verbindungen zu großen japanischen Konzernen wie Toshiba oder Mitsubishi entstanden und der nächste große Schritt steht bevor: „Die Japaner erwägen, unser Verfahren und die Produkte zu lizenzieren – ein Gewinn für alle Seiten. Denn es ist schwer, im Ausland produzierte Produkte auf den japanischen Markt zu bringen“, sagt Esguerra.
Japan will stets das Allerneueste
Was der Magment-CEO an der Zusammenarbeit schätzt: „In japanischen Konzernen beschäftigt man sich ernsthaft mit einem Thema, taucht tief ein und will die neue Technologie, die in Europa geboren wurde, verstehen.“ Die Verhandlungen mit seinen Partnern seien im vollen Gange, sagt der Gründer und blickt zuversichtlich in die Zukunft: „In Japan will man das Allerneueste haben – und es gibt schon die ersten gemeinsamen Projekte, Ladestationen für E-Scooter und Fahrzeuge in der Logistik.“
Auch die MagPower SST für Rechenzentren für künstliche Intelligenz würden aufgrund der weltweiten Transformatorenknappheit auf großes Interesse stoßen. Esguerra: „Wir kommen dem Ziel täglich ein Stück näher.“
AHK Japan als Türöffner
Ein Vorteil des Brückenschlags zwischen Deutschland und Japan sind gemeinsame Standards und das Streben nach Spitzentechnologie. Dass Unternehmen zusammenkommen, die zusammenpassen – etwa in der Digitalisierung, dem Maschinenbau, der Medizintechnik oder der Halbleiter- und Batterietechnik, dafür sorgt Lucas Witoslawski, stellvertretender Geschäftsführer der Auslandshandelskammer (AHK) Japan: „Wir vertreten die Interessen unserer Mitglieder, bieten Plattformen zum Austausch und unterstützen Mittelständler intensiv beim Markteinstieg und -ausbau.“ Der japanische Markt erfordere Zeit und Geduld, da Unternehmen sehr auf Details achten und Risiken möglichst ausschließen möchten – ein Punkt, den Magment-Chef Esguerra bestätigen kann.
JETRO unterstützt Markteinstieg
Hinzu kommt, dass in Japan alle relevanten Abteilungen in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. „Lass mal probieren, das gibt es nicht“, sagt Witoslawski. „Aber wenn ein Entschluss einmal gefallen ist, dann geht es schnell. Man kann sich darauf verlassen, dass er umgesetzt wird und man als Unternehmen lange in der Zulieferkette bleibt – oft nicht nur für Japan, sondern für viele Länder im asiatischen Markt, etwa Vietnam oder Indonesien.“ Diese langfristige Verlässlichkeit schätzen laut einer Geschäftsklimaumfrage der AHK Japan 95 Prozent der deutschen Unternehmen, die in Japan aktiv sind.
Die Außenhandelsorganisation JETRO sieht sich in ihrer Rolle als regierungsnahe Organisation als dafür zuständig, den stetigen Kontakt zu internationalen wirtschaftlichen Akteuren zu pflegen. Sie unterhält 76 Büros außerhalb Japans – eines der 3 in Deutschland hat seinen Sitz in München.
„Starke Verbindung nach Bayern“
„Wir fördern innovative Firmen, die sich in Japan niederlassen wollen – aber auch Kooperationen wie im Fall von Magment. Nach solchen Start-ups mit spannenden Technologien wird gezielt gesucht“, sagt Jun Washizawa, JETRO-Generaldirektor in München. Ebenso werden japanische Start-ups unterstützt, die in Deutschland Fuß fassen möchten – und kleine oder mittlere Unternehmen, die exportieren wollen. „Wir haben eine starke Verbindung nach Bayern. Die hiesigen Firmen bestreiten circa 15 Prozent des deutsch-japanischen Außenhandels und in Bayern sitzen 470 japanische Unternehmen – ganz zu schweigen von der Vielzahl japanischer Touristen, die hierherreisen“, sagt Washizawa.
Kostenfreie Büros für 50 Tage
Deutsche Firmen, die im Gegenzug nach Japan kommen, können dort sogenannte Invest Japan Business Support Centers (IBSC) nutzen, um Geschäfte anzubahnen – das sind Büros, die Firmen bis zu 50 Tage kostenfrei belegen können. JETRO bietet außerdem an, den Aufbau einer Partnerschaft zu begleiten. Beste Voraussetzungen für bayerische Unternehmen also, um Japan auch fernab der Expo in Osaka für sich als Markt zu entdecken.
IHK-Info: Japan
- Die Veranstaltung „Tech Meetup Japan and Bavaria“ am 9. Oktober 2025 informiert über Chancen in Japan und Kooperationsmöglichkeiten. Angesprochen sind vor allem auch Start-ups.
- Einen Überblick über das Geschäftsklima in Japan aus Sicht deutscher Firmen hält die Deutsch-Japanische Auslandshandelskammer bereit.
- Weitere Informationen bieten die Invest Japan Business Support Center der japanischen Handelsorganisation JETRO (Japan External Trade Organisation).