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Erfolgreiche Nischenstrategie: Exportpreisträger KRP Mechatec

KRP Mechatec ©
In Europa fast ohne Konkurrenz – Markus Reindl und Sandra Goltze, Geschäftsführer und Inhaber von KRP Mechatec

Der Engineering-Dienstleister KRP Mechatec arbeitet am liebsten unter Extrembedingungen. Für seine Nischenstrategie erhielt er 2023 den Exportpreis Bayern

Von Margrit Amelunxen, IHK-Magazin 05-06/2024

„Warm kann jeder“, sagt Markus Reindl, Geschäftsführer der KRP Mechatec GmbH. „Was uns besonders macht, ist, dass wir uns darüber hinaus sehr gut mit Kälte auskennen“, ergänzt seine Tochter Sandra Goltze. Sie ist ebenfalls Geschäftsführerin und seit 2022 Mitinhaberin der Firma, die 2023 mit dem Exportpreis Bayern ausgezeichnet wurde. „Wir arbeiten mit Flüssighelium. Das liegt bei etwa vier Kelvin oder -269 Grad Celsius, also knapp über dem absoluten Nullpunkt. Tests unter solchen Bedingungen sind unsere Spezialität und ein gewisses Alleinstellungsmerkmal.“

Seit der Gründung 2002 hat sich KRP als Schnittstelle zwischen Industrie und Wissenschaft etabliert. „Wir sind reiner Dienstleister. Der Kunde, der ein Produkt entwickelt, kann uns für hochkomplexe Testaufgaben zu Hilfe holen, das Produkt bleibt seines“, erläutert Reindl. Mit den Tests unter Extrembedingungen und dem Design passender Set-ups sei seine Firma europaweit fast konkurrenzlos.

Härtetest für Materialien

Ein einfaches Beispiel für ihre Arbeit sei ein Satellit, erklärt Goltze. „Zur Sonne ausgerichtet, wird der bis zu 150 Grad Celsius heiß, auf seiner Umlaufbahn im Erdschatten aber extrem kalt. Diese Wechselbelastungen müssen alle Materialien und Bauteile aushalten. So etwas simulieren wir in unseren Tests.“

Die meisten der etwa 20 Mitarbeitenden sind Maschinenbauingenieure mit einem breiten Wissen über Werkstoffe, Physik oder Chemie. „Bei uns geht es nicht darum, Aufgaben abzuarbeiten, sondern darum, mit unserem Engineering-Know-how eigene Lösungsideen zu entwickeln“, sagt Goltze.

Exportpreis Bayern als Türöffner

Auftraggeber sind Forschungseinrichtungen, etwa das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik mit dem Kernfusionsprojekt Wendelstein 7-X, Fraunhofer-Institute oder das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Kunden kommen außerdem aus der Industrie, deren Aufträge oft mit europäischen Großprojekten wie etwa den Ariane-Raketen der European Space Agency (ESA) zusammenhängen.

Am Exportpreis Bayern loben die beiden Geschäftsführer spontan den Imagefilm, den jeder Preisträger erhält. „Das mit dem tollen Film über die Firma ist aber nur das eine“, sagt Goltze. „Was sich für uns außerordentlich gelohnt hat, ist der Kontakt in die Politik und zur IHK. Nun sind wir dem Bayerischen Wirtschaftsministerium bestens bekannt, das hätten wir als kleine Firma sonst nie geschafft.“

Wasserstoffthematik bringt neue Kunden  

In der Luft- und Raumfahrtbranche ist KRP von jeher stark vertreten, da Reindl hier viele Jahre lang als Berater tätig war. Das erklärt auch die Spezialisierung auf die maximale Kälte. „Früher haben eigentlich nur Raumfahrt und Fusionsforschung diese extremen Umweltbedingungen gebraucht. Durch die Wasserstoffthematik eröffnen sich uns jetzt riesige Betätigungsfelder auf einem weltweiten Markt“, so Reindl.

Gerade im Hinblick darauf sei der Exportpreis Bayern ein absoluter Türöffner. „Damit kommen wir an Stellen, an die wir sonst nie gekommen wären – und zwar ganz schnell!“, schwärmt der Unternehmer. Auch von anderen Initiativen des Freistaats wie der Bayern Innovativ GmbH oder in ihrem Fall der Aufnahme ins „Wasserstoffbündnis Bayern“ profitiere man als Preisträger.

Nur 1 Stunde für die Bewerbung

Für den Exportpreis Bayern bewarb sich Goltze eher zufällig. „Im IHK-Magazin gab es dazu einen Artikel und ich hatte etwas Zeit, um online nachzuschauen, wie viel Aufwand das ist. Für die Bewerbung habe ich ungefähr 1 Stunde gebraucht. Absolut überschaubar und das Ganze hat sich für uns richtig gelohnt!“

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