Digitalisierung | Betrieb + Praxis
Die passende Strategie
8 Fragen rund um Social Media, Influencer, Podcasts & Co. beantworten Experten aus dem Netzwerk der IHK-Digitalisierungsinitiative „Pack ma’s digital“ .
IHK-Magazin 11-12/2023
Ich will mit meinem Unternehmen auf Social Media präsent sein. Nach welchen Kriterien wähle ich geeignete Plattformen aus?
Martin Fuchs (64) Strategie, Konzept und Text bei der Digitalagentur Studio 9 GmbH, Dornach:
„Nach meinen Marketingzielen, nach meinen Zielgruppen, nach für mich geeigneten Contentformaten wie etwa Videos und nach meinem Budget. So ist Bezahlwerbung zum Beispiel auf LinkedIn viel kostspieliger als auf Facebook oder Instagram.“
Florian Moderegger (20), Geschäftsführer der Werbeagentur CONCORDE MEDIA UG, Bad Reichenhall:
„Die Auswahl von Social-Media-Plattformen ist abhängig von Ihren Zielgruppen. Der Kunde sollte dort abgeholt werden, wo er steht, und mithilfe maßgeschneiderter Inhalte auf Ihr Unternehmen aufmerksam gemacht werden. Instagram, Snapchat und TikTok sind vor allem bei 14- bis 30-Jährigen beliebt, während Facebook bei Menschen zwischen 30 und 70 Jahren hoch im Kurs steht.
Plattformen wie LinkedIn und Xing sprechen Berufstätige an, Pinterest hingegen richtet sich an kreative Individuen. Abgesehen von der Zielgruppe, können aber auch die Medien, mit denen Sie werben möchten – also Bilder, Videos, Texte –, sowie die Möglichkeit, bezahlte Werbung zu schalten, Kriterien bei der Auswahl sein.“
Über welche Social-Media-Plattformen können Unternehmen auch verkaufen?
Nadine Meyer (48), Geschäftsführerin der Social-Media-Agentur contentkueche GmbH, München:
„Über jede! Entscheidend ist dabei, dass die Social-Media-Aktivitäten im Einklang mit der Marketingstrategie und den weiteren Marketingaktivitäten stehen. Social Media kann in jedem Abschnitt des Sales-Prozesses eine Rolle spielen: von der ersten Bewusstwerdung bis zum Abschluss des Kaufs und darüber hinaus. Sofern der Content zielgerichtet, authentisch und auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten ist, können Social-Media-Kanäle zu mächtigen Verkaufsinstrumenten werden.
Das bedeutet, dass Inhalte nicht nur unterhaltend, sondern auch informativ, inspirierend und überzeugend gestaltet sein sollten. Wer nur lustige Sprüche und Katzenbilder postet, wird zwar vielleicht Likes bekommen, dadurch aber eher wenig verkaufen.“
Florian Moderegger (20), Geschäftsführer der Werbeagentur CONCORDE MEDIA UG, Bad Reichenhall
„Direkte Sales sind über Plattformen wie Instagram, Facebook oder Pinterest möglich, weil sie hervorragende Möglichkeiten bieten, Produkte zu präsentieren und Nutzer wie Nutzerinnen mit einem Klick in den eigenen Onlineshop zu bringen.“
Großer IHK-Ratgeber zum Social-Media-Marketing hier.
Welche Social-Media-Plattformen helfen Firmen, neue Mitarbeitende anzusprechen?
Manuel Heberle (35), Gesellschafter der Passt Marketing Heberle & Herbst GbR, Marktoberdorf:
„Ganz einfach gesagt: jede. Denn ein gut geführter, interaktiver Social-Media-Kanal ist das Aushängeschild für Ihr Unternehmen und kann zum Aufbau und zur Stärkung einer attraktiven Arbeitgebermarke beitragen. Parallel können auf den entsprechenden Plattformen auch bezahlte Werbekampagnen zur Mitarbeitersuche geschaltet werden.
Auch hier muss man sich die Frage stellen, welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Während kaufmännisches Personal und Führungskräfte sehr häufig auf LinkedIn zu finden sind, erreiche ich potenzielle Auszubildende eher über TikTok und Instagram.“
Silvan Dolezalek (48), geschäftsführender Gesellschafter CosmoShop GmbH, Eichenau bei München:
„Recruiting funktioniert gut über Social Media. Sprechen Sie Ihre Bewerberzielgruppen auf den passenden Kanälen an, halten und intensivieren Sie den Kontakt. Erwarten Sie im ersten Touchdown jedoch weder Anschreiben noch Lebenslauf.
Schnell, einfach und unkompliziert muss es heute sein – nicht mehr der klassische Bewerbungswahnsinn wie früher. Der Bewerber soll einfach sein Interesse bekunden, seine Kontaktdaten durchgeben und 3 bis 4 Fragen beantworten.“
Podcast-Werbung: Wann machen Podcasts Sinn?
Martin Fuchs (64), Strategie, Konzept und Text bei der Digitalagentur Studio 9 GmbH, Dornach:
„Wenn ich bereits einen etablierten Kanal habe – das kann meine Website sein oder ein gut frequentiertes Social-Media-Profil – und die Bereitschaft mitbringe, sehr viel Zeit hineinzustecken. Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass nicht nur der Inhalt interessant sein muss, sondern auch dessen Präsentation. Dazu zählen die sehr sprachgeeignete Aufbereitung der Texte, hohe Sprecherqualitäten und die Erfüllung diverser technischer Mindestanforderungen.“
Martin Prankl (39), Geschäftsführer der Prankl Consulting GmbH, München:
„Podcasts machen Sinn, wenn ich wirklich etwas zu erzählen habe und wenn ich es stemmen kann. Einen halbherzigen Podcast kann ich mir sparen. Nur weil die Hürde gering ist, eine erste Folge zu produzieren, habe ich noch keinen Podcast. Wenn aber die Themen gut ausgewählt und auf die Zielgruppe abgestimmt sind und ich es im Kreuz habe, die ersten 30 Folgen zu produzieren, kann es losgehen! Andernfalls wäre auch zu überlegen, ob ich vielleicht lieber Videoformate wähle: Gerade für physische Produkte sind Livestream-Shows ein tolles Mittel, um Kunden zu erreichen und über die Vorteile zu sprechen.“
Welche Social-Media-Aktivitäten können Unternehmen selbst erledigen? Wann brauchen sie die Unterstützung einer Agentur?
Jacqueline Althaller (58), geschäftsführende Gesellschafterin der Althaller communication Gesellschaft für Marktkommunikation mbH, München:
„Sie können viele Social-Media-Aktivitäten selbst durchführen, insbesondere wenn Ihr Unternehmen über die erforderlichen Ressourcen und das Know-how verfügt. Eine Agentur kann jedoch dann sinnvoll sein, wenn Sie spezielle Expertise benötigen, Zeit sparen oder bestimmte Ziele erreichen möchten. Unseren Kunden geht es meistens darum, eine nachhaltige Kommunikationsstrategie zu entwickeln, bei der auch die Mitarbeitenden als Corporate Influencer eingebunden werden. Dazu gehören dann auch Trainings und Schulungen.“
John Muñoz (34), Geschäftsführer der MarTech-Agentur Digital Loop GmbH, München:
„Das ist eine Frage von Zeit und Ressourcen. Meine Erfahrung ist, dass die komplette Auslagerung an eine Agentur nicht funktioniert. Man muss trotzdem Zeit mitbringen, um Inhalte für die eigene Zielgruppe zu erstellen oder zumindest die Agentur entsprechend zu steuern. Keine Agentur wird mein eigenes Unternehmen und meine Zielgruppen in der Tiefe so verstehen wie ich selbst.“
Wann sollen Chefs selbst auf Social Media aktiv werden? Wann ist es besser, Mitarbeitende als Corporate Influencer aufzubauen?
Katrin Plewka (41), Geschäftsführerin der Kommunikationsagentur KP PressConsulting GmbH, München:
„Als Corporate Influencer tätig zu sein, kostet Zeit – und die haben Führungskräfte oft nicht. Andererseits können Chefs und Chefinnen ganz andere Einblicke in den Unternehmensalltag bieten als manche Angestellte. Wer als Corporate Influencer tätig wird, hängt unserer Meinung nach nicht von der Position im Unternehmen ab, sondern von der Kapazität des Mitarbeitenden, dem Spaß an den sozialen Medien und dem Verständnis dafür, dass Kommunikation im Namen des Unternehmens anderen Regeln folgt als die rein private Präsenz.“
Marc Eichner (36), Gründer der HR-Beratung VALUED, Peißenberg:
„Für Geschäftsführer, die Talente, Partner oder Investoren gewinnen wollen, ist es sehr empfehlenswert, auf Social Media aktiv zu sein. Um Zeit zu sparen, kann man sich auch von einem Content-Strategen unterstützen lassen. Der Aufbau von Corporate Influencern ist insbesondere dann sinnvoll, wenn diese Mitarbeitenden Schlüsselstellen für die Unternehmensstrategie besetzen. So ist zum Beispiel bei schnell wachsenden Unternehmen, die Personal suchen, der Aufbau eines Personalers als Talent Influencer und Botschafter der Arbeitgebermarke ratsam.“
Ist Influencer-Marketing auch für mittelständische Unternehmen geeignet?
Martin Prankl (39), Geschäftsführer der Prankl Consulting GmbH, München:
„Ja klar, warum nicht? Wenn ich allerdings bisher in Social Media nicht in Erscheinung getreten bin und einen superbekannten Influencer beauftrage, bringt das eher wenig. Aber vielleicht gibt es einen Influencer aus der Region mit einem mittleren Bekannheitsgrad, der nicht nur für mich wirbt, sondern mich auch zu meiner Social-Media-Strategie berät?“
Florian Moderegger (20), Geschäftsführer der Werbeagentur CONCORDE MEDIA UG, Bad Reichenhall:
„Begrenzte Budgets schließen eine Zusammenarbeit mit großen Influencern häufig aus. Günstiger sind sogenannte Microinfluencer mit 10.000 bis 50.000 Abonnenten. Aufgrund ihrer engeren Bindung zu ihrer Community haben sie in der Regel sogar höhere Engagement-Raten. Für eine hohe Glaubwürdigkeit einer Kampagne ist es wichtig, dass die Werte des Influencers mit denen der Marke harmonieren.“
Muss mein Unternehmen jetzt ins Metaverse?
Jacqueline Althaller (58), geschäftsführende Gesellschafterin der Althaller communication Gesellschaft für Marktkommunikation mbH, München:
„Einige Branchen könnten durchaus davon profitieren – wie etwa Gaming, Unterhaltung, Bildung, Immobilien, Einzelhandel. Wenn Ihre Zielgruppe technologieaffin ist und eine Vorliebe für immerse digitale Erfahrungen hat, könnte der Einstieg ins Metaverse sinnvoll sein. Er erfordert allerdings Investitionen in Technologie, Entwicklung, Content-Erstellung und möglicherweise Partnerschaften mit Technologieunternehmen.“
Michelangelo Liebl (24), Geschäftsführer der Liebl & Frank GmbH, München:
„Abhängig von der Branche und dem eigenen Angebot, kann das Metaverse gewinnbringend sein. Wenn ich etwa als lokaler Anbieter häufigen Kundenbesuch habe, dann macht ein virtueller Raum, in dem Menschen meine Angebote und Räumlichkeiten bereits im Vorfeld betrachten können, Sinn. Auch in der Gastronomie wird das in Zukunft relevant werden, um künftig online schneller ein gemütliches Plätzchen zum Abendessen aussuchen zu können.“