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Herausforderung nach der US-Wahl

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Neuer Hausherr – Donald Trump startet am 20. Januar 2025 in seine zweite Amtszeit

Donald Trump zieht wieder ins Weiße Haus ein – mit Auswirkungen auf die Wirtschaft weltweit. Was kommt auf bayerische Unternehmen zu?

Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 01-02/2025

Am 20. Januar 2025 wird Donald Trump offiziell ins Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika eingeführt. Sollte er wahr machen, was er im Wahlkampf angekündigt hat, nämlich Importzölle von 10 bis 20 Prozent auf Produkte aus Deutschland zu erheben, könnte es für die hiesige Wirtschaft ungemütlich werden. „Zölle, Gegenzölle und Zollerhöhungen sind schlecht für Deutschland“, kommentiert Christoph Schemionek, Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Washington, D.C., Trumps Ankündigungen.

Schließlich sind die USA Deutschlands wichtigster internationaler Handelspartner. Das gilt auch für die bayerische Wirtschaft. 2023 exportierten die Unternehmen im Freistaat Waren im Wert von mehr als 28,4 Milliarden Euro in die USA, so das Bayerische Landesamt für Statistik. Das entspricht 12,6 Prozent der gesamten bayerischen Exporte.

Trumps Zölle senken deutsches BIP

Wie gravierend höhere Zölle den Außenhandel beeinflussen könnten, haben Wirtschaftsforscher bereits berechnet. Das ifo Institut in München etwa prognostiziert einen Rückgang der deutschen Exporte um rund 15 Prozent. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln geht von Einbußen zwischen 130 und 180 Milliarden Euro für die gesamten 4 Jahre der Trump-Präsidentschaft aus. Die Bundesregierung verweist auf Modellsimulationen, nach denen die Zollerhöhungen mittelfristig einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um 0,01 bis 1,4 Prozent bedeuten würden.

Derzeit sind das nur Annahmen. „Es bleibt abzuwarten, was Donald Trump tatsächlich umsetzen wird“, sagt Alexander Börsch, Chefökonom der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte in München. Schließlich habe sich Trump schon in seiner letzten Amtszeit als schwer berechenbar gezeigt. Allerdings hat er die Wahl diesmal nicht nur mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Die Republikaner haben nun auch in beiden Häusern des Kongresses die Mehrheit. Damit kann Trump seine Vorhaben jetzt leichter durchsetzen.

USA-Strategie rechtzeitig anpassen

Und: Seine wirtschaftspolitischen Pläne sind detailliert – wenn auch in Teilen ungewöhnlich. „In der Handelspolitik werden in der Regel Zölle auf einzelne Produkte oder Industrien erhoben, aber nicht auf alle Importe“, sagt Börsch.

Wie die EU reagieren wird, ist ebenfalls noch nicht klar. Möglich ist, dass sie Gegenzölle erhebt, womit sie eine Zollspirale in Gang setzen könnte. Ein Handelskrieg wäre das denkbar schlechteste Szenario. „Zölle verteuern alles, sie treiben die Inflation – auch in den USA“, sagt Schemionek. Unklar ist, wann die Zölle kommen. Normalerweise dauert die Einführung etwa ein Jahr.

Alternative: vor Ort investieren

Das gibt den Unternehmen zumindest etwas Zeit, eine neue Strategie für die veränderte Lage zu entwickeln. Es ist davon auszugehen, dass deutsche Unternehmen noch mehr als bisher mit einer eigenen Fertigungsstätte oder einer Dependance in die USA gehen werden. Denn Ziel der US-Politik ist es, „über Zölle und Steuersenkungen mehr Investitionen anzuziehen und mehr Produktion in den USA anzusiedeln“, sagt Deloitte-Experte Börsch.

Innerhalb der vergangenen 10 bis 12 Jahre haben sich laut AHK-Experte Schemionek die Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in den USA mehr als verdoppelt. Diese Tendenz der deutschen und bayerischen Wirtschaft, sich in den Vereinigten Staaten niederzulassen, besteht seit Langem. Rund 6.000 deutsche Tochterunternehmen sind in den USA vertreten.

Die Gründe hierfür liegen laut Umfragen der deutsch-amerikanischen Auslandshandelskammer bei ihren Mitgliedsunternehmen vor allem in der Marktgröße von 335 Millionen Einwohnern, der Marktstabilität sowie der Nähe zu den Endkunden.

Hidden Champions im Vorteil

Laut Börsch sind die im Vergleich zu Deutschland bedeutend niedrigeren Energiekosten sowie das viel höhere Wirtschaftswachstum weitere Faktoren, die Investitionen in den USA attraktiv machen. Senkt Donald Trump nun tatsächlich die Steuern für Unternehmen im Land und verschlankt zudem die Bürokratie, gibt es weitere Anreize für den Schritt über den Großen Teich. Der Mittelstand sollte diese Option prüfen.

„Trumps Kurs muss sich nicht grundsätzlich auf alle deutschen Unternehmen nachteilig auswirken“, sagt Schemionek. Man müsse differenzieren: „Hidden Champions werden immer benötigt, auch wenn das Produkt am Ende etwas teurer ist.“ Hinzu kommt, dass der 47. Präsident der USA Zölle für alle Länder vorsieht, für China sogar mindestens 60 Prozent.

Wettbewerbsvorteile ausspielen

Somit hätten deutsche Unternehmen zum einen keinen Nachteil gegenüber Firmen etwa aus Großbritannien oder Frankreich und gegenüber dem großen Konkurrenten China sogar einen Vorteil von 50 Prozentpunkten bei den Zöllen. „Dadurch ändern sich die relativen Preise und es ergeben sich in einzelnen Segmenten wie etwa in der Elektronikbranche Möglichkeiten, die Präsenz im US-Markt zu verteidigen oder sogar auszubauen“, sagt Deloitte-Chefökonom Börsch.

Konkurrenzkampf wird schärfer

Andererseits bringt Trumps „America first“-Strategie den ganzen Weltmarkt durcheinander. Chinesische Unternehmen, die Exporte in die USA zum Beispiel an Deutschland verlieren, werden versuchen, die Verluste in anderen Ländern auszugleichen. Damit steht die deutsche Wirtschaft weltweit in verschärfter Konkurrenz mit den Firmen aus dem Reich der Mitte.

Knackpunkt China

Das Thema China wird aber sogar jene Unternehmen verfolgen, die in den USA eine Tochtergesellschaft unterhalten oder eröffnen und dort produzieren. Denn sobald chinesische Vorprodukte in den Erzeugnissen stecken, die dann mit hohen Zöllen belegt werden, beeinflusst dies die Kalkulation.

Nicht nur eine Phase

Für bayerische Mittelständler ist es also künftig noch wichtiger, die aktuelle Entwicklung im Blick zu behalten, um rechtzeitig reagieren zu können. Und sie sollten nicht darauf hoffen, dass es sich um eine vorübergehende Phase der US-Handelspolitik handelt, auch wenn Donald Trump kein 3. Mal – Stand heute – für eine US-Präsidentschaft kandidieren darf.

IHK-Info zur US-Wahl

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