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Japans Wirtschaft ist innovativ und an Kooperationen interessiert – für bayerische Unternehmen gibt es gezielte Unterstützung beim Einstieg in diesen leistungsfähigen Markt.

Mechthilde Gruber, Ausgabe 12/20

Die Chancen für einen Ausbau der wirtschaftlichen Kontakte stehen gut, selbst in diesen schwierigen Zeiten: »Japan ist in Asien ein sehr zuverlässiger und stabiler Partner für bayerische Unternehmen«, sagt Hannes Aurbach, Teamleiter und Asienexperte bei der IHK für München und Oberbayern. Aktuell steht Japan auf Rang 15 der wichtigsten Handelspartner bayerischer Unternehmen.

Große Kaufkraft, gewisser Aufwand zur Markterschließung

Das Interesse an einer weiteren Stärkung der Beziehungen ist auf beiden Seiten groß. Das zeigen auch die zahlreichen Angebote, die bayerische Firmen beim Erschließen des japanischen Markts unterstützen sollen. Mit seinen 126 Millionen Einwohnern ist Japan weltweit einer der lukrativsten Märkte mit großer Kaufkraft, der sich allerdings nicht ohne einen gewissen Aufwand erschließt.
»Durch das vor zwei Jahren in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan ist es etwas einfacher und günstiger geworden, Geschäfte abzuwickeln«, berichtet IHK-Experte Aurbach. Ein Aufschwung der deutsch-japanischen Wirtschaftsaktivitäten ist seither in vielen Bereichen zu spüren. Nutznießer des Abkommens sind vor allem Maschinenbauer, die Automobilindustrie sowie die Nahrungsmittelbranche.

Von Lebensmitteln über Systemintegration bis 3D-Druck

»Der Lebensmittelbereich verzeichnet in Japan größte Zuwächse, gerade deutsche Unternehmen profitieren davon«, sagt Lucas Witoslawski, stellvertretender Geschäftsführer der Auslandshandelskammer (AHK) in Japan. Mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hat die AHK deshalb im April 2020 die »Kompetenzstelle für Ernährung und Agrarwirtschaft« eingerichtet. »So können wir Unternehmen bei der Erschließung des japanischen Markts noch besser unterstützen«, so Witoslawski. Bis zu drei allgemeine Geschäftskontakte können sich Firmen kostenfrei vermitteln lassen und bei weiterem Bedarf die Dienstleistungen der AHK nutzen.

Im Maschinenbau ist alles gefragt, was mit Systemintegration und Digitalisierung zu tun hat. »Japanische Firmen betonen in Gesprächen häufig, dass deutsche Unternehmen in diesem Bereich über einen technologischen Vorsprung verfügen«, erklärt Witoslawski. »Hier wollen sie, besonders in Drittmärkten, mit Marktführern aus Deutschland kooperieren – für beide Seiten eine Win-win-Situation.« Auch bei der Digitalisierung von Wertschöpfungsketten wachse der Markt in Japan rasant, beobachtet der AHK-Experte. »Der 3-D-Druck spielt dabei eine wichtige Rolle.«

Gesundheitssektor besonders fortschrittlich

Deutsche und Japaner arbeiten bei vielen Zukunftstechnologien schon seit Jahren gewinnbringend zusammen. Die Digitalisierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft ist für die Entwicklung beider Länder von entscheidender Bedeutung. Das betrifft auch den Bereich Gesundheit, in dem Japan als besonders fortschrittlich gilt. Das Land ist wegen seiner demografischen Entwicklung seit Langem auf der Suche nach Lösungen, um ein eigenständiges Leben im Alter mit ausreichender medizinischer Versorgung sicherzustellen. »Gerade bayerische Unternehmen, die im Bereich Smart City und Smart Home, Robotik oder Medizintechnik innovative Lösungen bieten, haben da viele Chancen« betont IHK-Experte Aurbach.

Neue Stellen zur Unterstützung

Das Interesse an noch intensiveren wirtschaftlichen Beziehungen ist in Japan und Bayern groß. Das zeigt zum Beispiel die große und positive Resonanz auf die noch vor dem Lockdown im Frühjahr 2020 initiierte Veranstaltung »Japanese Corporates meet Bavarian Startups«, die mit Unterstützung des japanischen Generalkonsulats in München stattfand.

Um den Wirtschaftsaustausch gezielt zu fördern, eröffnete Anfang Juli 2020 außerdem die japanische Außenhandelsorganisation JETRO ein Büro in der bayerischen Landeshauptstadt. »Unsere Stärke ist, dass wir überall Ansprechpartner haben – in 48 Büros in allen Präfekturen Japans«, sagt Hajime Takatsuka, JETRO-Generaldirektor in München. Besonders interessiert sei man an Direktinvestitionen, an Zweigniederlassungen bayerischer Unternehmen in Japan. »Aber auch Firmen, die mit japanischen Unternehmen zusammenarbeiten wollen, erhalten unsere Unterstützung«, so Takatsuka.

Geplant sind Einladungsprogramme für deutsche Unternehmen, um mit möglichen Kooperationspartnern in Japan Gespräche zu führen – wegen der Coronabeschränkungen vorerst online.

Verständnis für die japanische Arbeitsweise

In Japan selbst kann das Invest Japan Business Support Center (JBSC) beim Einstieg helfen. Es bietet für 50 Werktage kostenfreien Büroraum in zentraler Lage von Tokio und anderen Städten Japans. »Mit diesem Stützpunkt können Firmen alle Vorbereitungen für eine Geschäftsgründung leichter erledigen, sagt Generaldirektor Takatsuka. »Unsere Berater informieren sie über Gesetze, Vorschriften oder Genehmigungsverfahren und helfen, die notwendigen Anträge bei den Regierungsstellen einzureichen.« Die Unterstützung ist sinnvoll, denn Japan ist kein einfacher Markt. »Wesentliche Voraussetzung für den Erfolg ist Verständnis für die japanische Arbeitsweise«, sagt Björn Mumme (43), Vice President und Kundenbereichsleiter Asien Pazifik bei der iwis motorsysteme GmbH & Co. KG. »Japanische Kunden wollen jegliches Thema bis ins Detail verstehen, dies ist oft sehr zeitaufwendig und bindet Kapazitäten in den Teams, die zur Verfügung gestellt werden müssen.«

Vertrauen schaffen, Versprechen einhalten

Der Münchner Hersteller von Ketten-Steuerantriebssystemen ist seit 2010 in Japan aktiv. Allein mit den drei großen japanischen OEM (Original Equipment Manufacturer) macht das Unternehmen jährlich vier Millionen Euro Umsatz. Inzwischen sei es allerdings schwieriger, neue Kontakte aufzubauen, beobachtet der iwis-Manager, der japanische Markt sei hart umkämpft. »Deshalb ist es heute wichtiger denn je, vor Ort präsent zu sein«, sagt Mumme: »Man muss Vertrauen schaffen, Versprechen einhalten, dranbleiben.«

2014 eröffnete iwis motorsysteme ein Büro in Tokio. Es wird von einem japanischen Mitarbeiter geführt, der sowohl die deutsche als auch die japanische Kultur kennt und versteht. »Dieser lokale Support hat sich für unser Geschäft als sehr vorteilhaft erwiesen, auch wegen der kulturellen und sprachlichen Unterschiede«, betont Mumme. Ein Muttersprachler vor Ort könne viele komplexe Themen leichter und schneller lösen, so seine Erfahrung. Mit dem Erfolg in Japan ist das Münchner Familienunternehmen jedenfalls zufrieden und will dort auch weiter moderat und nachhaltig wachsen.

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