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Weltmeister im E-Commerce

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Onlinemarktplatz Tmall – auch bayerische Unternehmen können hier verkaufen

Onlineshopping ist in China Trend. Der Zugang zu diesem attraktiven Absatzmarkt ist einfacher, als viele Unternehmen erwarten.

Mechthilde Gruber, Ausgabe 04/2021

Das Einkaufen im Internet boomt weltweit – auch wegen der Pandemie. Weit mehr als anderswo auf der Welt haben jedoch chinesische Konsumenten schon vor Jahren eine besondere Leidenschaft fürs Onlineshopping entdeckt. 2020 wurde in China bereits ein Viertel des Einzelhandelsgeschäfts im Internet abgewickelt. Der Umsatz stieg laut nationalem Statistikamt NBS gegenüber dem Vorjahr um rund 15 Prozent auf umgerechnet 1,2 Billionen Euro.

»Westliche Produkte sind in China auch beim Onlineshopping sehr begehrt, die Konsumenten setzen in Produkte aus Deutschland besonderes Vertrauen«, sagt Carla Kirmis, Referentin für Handel und E-Commerce bei der IHK für München und Oberbayern. Die chinesische Regierung hat deshalb schon 2018 mit einer Regelung zum Cross-Border-E-Commerce ein Fenster für ausländische Unternehmen geöffnet.

»Gute Chancen für zielgerichtete bayerische Unternehmen.«

Die Firmen können bestimmte Waren auf ausgewählten Onlineplattformen direkt an Konsumenten in China verkaufen – ohne Einfuhrzölle, ohne Lizenz, ohne eigens für China etikettierte Produkte. Bayerische Unternehmen sollten deshalb keinen zu großen Respekt vor dem chinesischen Markt haben, sagt IHK-Expertin Kirmis: »Firmen, die zielgerichtet vorgehen, haben gute Chancen.«

IHK-Tipps für Einstieg in chinesischen Online-Handel

Eine genaue Recherche, ob das eigene Produkt bei chinesischen Konsumenten gefragt sein könnte, steht am Anfang. Die Spezialisten der Deutschen Handelskammer in China (AHK) kennen die Marktbedingungen und helfen auch bei der Auswahl der passenden Plattform. So spielt beispielsweise der im Westen dominierende US-Riese Amazon in Asien nur eine marginale Rolle.

Infos zum größten B2C-Onlinemarktplatz Tmall

Der größte B2C-Onlinemarktplatz in China ist Tmall, eine Plattform der Alibaba-Gruppe mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Sie ist am ehesten mit eBay zu vergleichen. Hier gibt es alles – von der Teekanne bis zum Bayerwaldkäse. Auf Tmall Global können ausländische Firmen auch ohne eigene Präsenz oder Handelslizenz in China ihre Waren anbieten und verkaufen.

Direktverkaufsplattform JD.com und WeChat

Ein ähnliches Konzept wie Amazon verfolgt die ebenfalls sehr beliebte Direktverkaufsplattform JD.com des Internetkonzerns Jingdong. Die Bandbreite der Produkte ist groß, ein Schwerpunkt liegt auf dem Verkauf von Elektro- und Elektronikartikeln. Mit JD Worldwide steht internationalen Anbietern ebenfalls eine Plattform zur Verfügung. Ein besonderer Vorteil von JD.com ist die umfassende Fulfillment-Infrastruktur mit Logistikzentren und Lagerhäusern sowie Auslieferund Annahmestationen in ganz China. Sehr nützlich ist Jingdongs strategische Partnerschaft mit Tencent, bekannt durch WeChat, Chinas populärste Social-Media-Plattform.

Passenden Vertriebspartner in China finden

Um auf einer der beiden wichtigsten asiatischen Onlineplattformen einen eigenen Shop betreiben zu können, müssen jedoch vorgeschriebene Leistungen zwingend erfüllt werden. Dazu zählen Maßnahmen für Marketing, Logistik und Transport, die von Agenturen übernommen werden. Dabei entstehen gerade für kleinere Unternehmen sehr hohe Kosten. Für sie kann es daher günstiger sein, in China einen passenden Vertriebspartner zu suchen, der Zugang zu Nischenplattformen für den grenzüberschreitenden Handel hat und Verkauf und Logistik übernimmt. Es gibt beispielsweise Onlinemarktplätze, die nur deutsche Produkte anbieten oder sich auf bestimmte Regionen konzentrieren.

WeChat zur Kundengewinnung und als Zahlungsplattform

Aber auch der Direktverkauf über soziale Netzwerke gewinnt rasant an Bedeutung. WeChat ist in China heute das Mittel der Wahl, um Kunden zu erreichen, und außerdem ein viel genutztes Zahlungsmittel. Der Handel läuft über Mini-Apps, die WeChat als Systemplattform nutzen. Beim Aufbau der passenden Onlinepräsenz bietet die AHK China Unterstützung. Sie hilft auch bei der Suche nach dem richtigen Partner für Logistik, Lagerung und Zollabwicklung. Wer im grenzüberschreitenden E-Commerce langfristig erfolgreich sein will, sollte sich auch gründlich mit den Eigenheiten des chinesischen Konsumverhaltens auseinandersetzen.

Der Aufwand lohnt sich: »Die asiatischen Onlineplattformen bieten direkten Zugang zu einem der größten Märkte weltweit«, sagt IHK-Expertin Kirmis. »Bayerische Unternehmen sollten diese Chance nutzen.«

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