Fachkräfte | Standortpolitik

Fit für die Zukunft

Foto: Robert Kneschke/Adobe Stock ©
Ausbilderin – den Nachwuchs im Blick

In der Ausbildung wird Digitales immer wichtiger, Nachhaltigkeitsaspekte gewinnen an Bedeutung. Damit betriebliche Ausbilder hier auf dem neuesten Stand bleiben, bietet eine Qualifizierungsoffensive kostenfreie Schulungen.

Sabine Hölper, Ausgabe 11/2021

Seit Jahren schreitet die Digitalisierung in den Unternehmen voran, das beeinflusst auch die Ausbildung in vielfältiger Weise. So sind auf der einen Seite neue Berufe wie E-Commerce-Kaufleute entstanden. Auf der anderen Seite integrieren altbekannte Berufe digitale Elemente. Azubis lernen mit ihren Tablets auf virtuellen Lernplattformen oder bedienen im Produktionsbetrieb Computer statt Maschinen. Auch nachhaltiges Wirtschaften und Handeln sind Thema in der Ausbildung.

Oft sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung sogar verknüpft: Formulare, die online verschickt statt ausgedruckt werden, sind sowohl ein Beispiel sowohl für digitales Arbeiten als auch für Umwelt- und Ressourcenschonung. Die IHKs haben ebenfalls entsprechende Projekte initiiert, etwa das bundesweite Serviceportal Bildung, das nach und nach alle digitalen ausbildungsbezogenen Dienstleistungen der Kammern gebündelt im Netz bereitstellt. Mit dem Start ins neue Ausbildungsjahr erhielten die Unternehmen der IHK für München und Oberbayern somit erstmals die Möglichkeit, sich über das Serviceportal für das digitale Berichtsheft anzumelden.

»Jetzt wird vieles von dem, was vorher vereinzelt passierte, in geordnete Bahnen gelenkt«, sagt Barbara Winbeck, IHK-Bildungsreferentin für bayerische Projekte. Sie koordiniert die »Qualifizierungsoffensive für betriebliche Ausbilder« aufseiten des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK).

120 kostenfreie Seminare für gut 1.800 Ausbilder geplant

Die im Mai gestartete Qualifizierungsoffensive will nun innerhalb der nächsten rund zwei Jahre bayernweit 7.500 Ausbilder in 500 Seminaren für die Herausforderungen in der Ausbildung hinsichtlich Digitalisierung und Nachhaltigkeit sensibilisieren und vorbereiten. Allein in München und Oberbayern sind bis Ende 2023 mehr als 120 kostenfreie Seminare für gut 1.800 Ausbilder geplant, erklärt Mareike Ziegler, Teamleiterin der IHK-Integrations- und Bildungsberatung.

Ausbilder sensibilisieren

Diese Workshops sollen Berührungsängste abbauen und die Ausbilder sensibilisieren. »In den Seminaren werden die Basics der Digitalisierung vermittelt, etwa der Umgang mit Daten, die rechtlichen Rahmenbedingungen, das Gestalten von Lernplattformen, das Kommunizieren in sozialen Netzwerken«, sagt IHK-Expertin Winbeck. Es gehe darum, die Ausbilder dort abzuholen, wo sie stehen, und für die Zukunft fit zu machen. Die Qualifizierungsoffensive wurde vom BIHK initiiert und vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert.

Bereits seit 2018, als in Bayern die Hightech-Offensive ausgerufen wurde, gibt es Überlegungen, die Ausbilder in Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu schulen. Schließlich bereiten nicht nur Lehrer an Schulen oder Professoren an Hochschulen Jugendliche für die Zukunft vor. Das Gleiche gilt für betriebliche Ausbilder. »Sie sitzen in den Schlüsselpositionen«, sagt Hubert Schöffmann, bildungspolitischer Sprecher der bayerischen IHKs. »Sie machen den Nachwuchs fit und sorgen damit für gut ausgebildete junge Leute, die später die dringend benötigten Fachkräfte sind. Daher unterstützen wir die Initiative mit höchster Priorität.« Zudem könnten versierte Ausbilder, die die wichtigen Themen der Zukunft weitergeben, das Image der dualen Ausbildung insgesamt stärken, ergänzt IHK-Bildungsreferentin Winbeck. Das sei in Zeiten, in denen sich Schulabgänger immer häufiger für ein Studium und nicht für eine Lehre begeistern, ein nicht zu unterschätzender Punkt.

Erweiterung der Standardberufsbild-Positionen

Den entscheidenden Impuls, die Offensive zu starten, gab im vergangenen Jahr die Erweiterung der Standardberufsbildpositionen: Die Position digitalisierte Arbeitswelt kam hinzu, der schon existierende Punkt Umweltschutz wurde um den Aspekt Nachhaltigkeit ergänzt. Damit sind beide Themen in allen neu geordneten Ausbildungsberufen Standard.

In den übrigen Berufen sollten sie – als Empfehlung – ebenfalls Anwendung finden. Nicht allen Ausbildern fällt das gleichermaßen leicht. In der Regel seien eher die Jüngeren digital affin, beobachtet Personalexperte Matthias Ziegaus (35). Er unterstützt die Ausbildung in 500 REWE-Märkten in Bayern und ist damit zentraler Ansprechpartner für etwa 650 Ausbilder. Anfang nächsten Jahres schickt das Einzelhandelsunternehmen wohl die ersten Ausbilder zu den dann startenden Weiterbildungsseminaren der »Qualifizierungsoffensive für betriebliche Ausbilder«. Ziegaus will mindestens 100 Ausbilder schulen lassen und setzt auf den Multiplikatoreffekt: »Die Ausbilder geben ihr Wissen nach der Schulung an die anderen weiter.«

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