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So klappt’s mit den Azubis

IHK/A. Nespithal ©
Partner für die Berufsbildung – IHK-Bildungsberater Thomas Gebert, Birgit Ostermeier, Rektorin Mittelschule Miesbach, DINZLER-Personalleiterin Heike Richter, Anita Grundbacher, Lehrerin Mittelschule Miesbach, und Katharina Grabmaier aus dem Personalbüro DINZLER (v. l.)

Von IHK Bildungspartnerschaften über die AusbildungsScouts bis hin zu den Ausbildungsmessen IHKjobfit! – zahlreiche Angebote unterstützen Firmen dabei, passenden Nachwuchs zu finden. Nach der Pandemie starten die Projekte jetzt wieder voll durch.

SABINE HÖLPER, Ausgabe 01/2023

Im Sommer unterzeichnete die DINZLER Kaffeerösterei AG die Vereinbarung, seither ist das Unternehmen mit Sitz in Irschenberg Bildungspartner der Mittelschule Miesbach. Und seither haben schon einige Lehrer der Schule ein Kurzpraktikum im Unternehmen absolviert. Ein paar Stunden am Nachmittag reichten aus, so die stellvertretende Personalleiterin und Ausbildungsbeauftragte Katharina Grabmaier (25), um einen Einblick in die Praxis zu bekommen. Das zahle sich aus, wenn die Lehrer später mit ihren Schülern über die Ausbildung sprechen. »Sie können den jungen Leuten viel versierter Auskunft geben«, sagt Grabmaier.

DINZLER veranstaltet außerdem Betriebsführungen, für Lehrer wie für Schüler, damit der Unternehmensalltag für die Besucher fassbar und anschaulich wird.

Der enge Kontakt zu den Schulen ist eine wichtige Investition in die Zukunft. Denn die Situation auf dem Ausbildungsmarkt gestaltet sich von Jahr zu Jahr schwieriger. Immer mehr Firmen haben Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen. Der demografische Wandel, aber auch der Trend zum Studium machen es Unternehmen nicht leicht, ausreichend Nachwuchs zu finden. Es ist daher enorm wichtig, die großen Vorteile der dualen Ausbildung immer wieder herauszustellen.

Vorteile dualer Ausbildung

Das geht nur über Aufklärung. Etwa darüber, dass jungen Menschen nach der Ausbildung viele Karrierewege offenstehen. Dass praktische Arbeit genauso wertvoll und erfüllend ist wie ein theorielastiges Studium – für praktisch veranlagte Menschen sogar bedeutend erfüllender. Dass ein Azubi während seiner Ausbildung monatlich eine passable Vergütung erhält.

Aber auch über einzelne Berufe kann noch besser informiert werden. Viele junge Leute kennen den Großteil der modernen Ausbildungsberufe gar nicht. Wie sollen sie sich aber aktiv für etwas entscheiden, wovon sie vielleicht noch nie gehört haben?

Die IHK für München und Oberbayern bietet diverse Programme zur Stärkung der Ausbildung. Die IHK Bildungspartnerschaften sind eines davon. »Sie bilden in den Schulklassen die Brücke zwischen Theorie und Praxis in der Berufsorientierung und können für einen erfolgreichen Übergang der Schüler in die Berufswelt sorgen«, sagt Andrea Nespithal, IHK-Fachreferentin Berufsbildungsprojekte. Zu den Aktionsfeldern der Bildungspartnerschaften gehören Betriebsbesichtigungen, Projektarbeiten, Praktika, Berufsinfoabende und Weiteres.

Rund 150 Bildungspartnerschaften zum Jahresende

Das Programm wurde 2019 gestartet und zählte binnen eines Jahres schon knapp 70 Partnerschaften. »Nachdem in den beiden Coronajahren wenig Unterricht in den Schulen stattfand und somit auch weniger Berufsorientierung angeboten werden konnte, verzeichnen wir nun wieder ein ansteigendes Interesse und gehen somit von gesamt rund 150 Vereinbarungen zum Jahresende 2022 aus«, sagt Nespithal.

Ausbildungsmesse IHKjobfit! mit mehr als 120 Ausstellern

Eine weitere gute Möglichkeit für Firmen, mit potenziellen Azubis in Kontakt zu treten, sind die Ausbildungsmessen IHKjobfit!, die seit 1997 in München, Ingolstadt und Rosenheim stattfinden. »Sie gehören zu den größten Veranstaltungen für Berufsorientierung und Berufswahl in der Region«, sagt Elena Dreher, IHK-Fachreferentin Berufsbildungsprojekte. Nach coronabedingter Pause fand die erste IHKjobfit! im Oktober 2022 in der Saturn Arena in Ingolstadt statt, mit mehr als 100 Ausstellern aus allen Branchen. Die nächste Messe wird am 6. Mai 2023 in Rosenheim in der AuerBräu Festhalle veranstaltet. Mehr als 120 Aussteller werden erwartet.

Ein besonderes Kennzeichen der IHKjobfit! ist das Berufscoaching im Vorfeld der Messe: »Pädagogen erklären den Schülern im Klassenverband, was sie erwartet und wie sie sich optimal vorbereiten können«, sagt Expertin Dreher.

Passgenaues Matching ermöglichen

Das bewährte Konzept der IHKjobfit! wird immer wieder durch Neuerungen ergänzt. So startete im Herbst in Ingolstadt erstmals der »Talentefinder«, in Rosenheim wird er ebenfalls zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um ein digitales Tool, das bereits im Vorfeld der Messe ein passgenaues Matching zwischen Betrieben und potenziellen Auszubildenden ermöglicht. »So können Unternehmer und Schüler ein persönliches Kennenlernen auf der Messe vorbereiten«, sagt Dreher. Das Procedere ist einfach: Sowohl die Unternehmen als auch die Schüler erstellen ihr Profil auf www.talentefinder.de und können anschließend Likes vergeben. Gefallen sich beide Seiten, kommt ein Match zustande und es kann ein Kennenlerngespräch am Messetag vereinbart werden.

Ausbildungsscouts erreichen 57.000 Schüler

Ein weiteres etabliertes bayernweites Projekt sind die IHK AusbildungsScouts. Seit ihrem Start 2015 haben sich bereits rund 560 Unternehmen daran beteiligt: Sie schicken einen oder mehrere ihrer Auszubildenden in die Vorabgangsklassen der Schulen. Die Lehrlinge berichten dort von ihrem Arbeitsalltag. Der große Vorteil dieses Formats ist, dass beinahe Gleichaltrige zu den Schülern sprechen und unverblümt und in ihren eigenen Worten schildern, wie die Ausbildung abläuft, was sie lernen, wie sie lernen, wie der Umgang mit den Kollegen ist und was besonders interessant ist. Weil ein Azubi vor einer gesamten Klasse spricht, konnten seit Projektstart bereits mehr als 57.000 Schüler erreicht werden – und das, obwohl während der Pandemie das Programm nur eingeschränkt lief.

»Kommunikation auf Augenhöhe«

Andrea Mühlberger, beim Wäschespezialisten ANITA Dr. Helbig GmbH in Brannenburg für die Ausbildung zuständig, freut sich, dass ihre IHK AusbildungsScouts seit geraumer Zeit wieder in die Schulen gehen dürfen. Seit Projektbeginn beteiligt sich das Unternehmen, bildet jährlich drei bis vier Azubis als Scouts aus. Mühlberger findet das Projekt nicht nur deshalb gut, weil die »Kommunikation auf Augenhöhe zwischen Gleichaltrigen gewinnbringend ist«. Ebenso steige die Motivation der eigenen Azubis, sagt sie: »Wir binden sie als Repräsentanten des Unternehmens in unseren Recruiting-Prozess ein. Das spüren wir in der positiven persönlichen Entwicklung und im Auftreten unserer Scouts.«

AzubiCard: eine Karte, viele Möglichkeiten

Alle Auszubildenden aus IHK-Berufen erhalten die IHK AzubiCard automatisch zum Ausbildungsstart. Die kostenlose Karte bietet den Azubis Rabatte und weitere Vorteile bei den registrierten Partnerunternehmen (www.azubicard.de/oberbayern), zum Beispiel aus Gastronomie, Handel und Sport.

Zudem erhalten die Azubis Zugang zum Azubi-Infocenter (azubi.gfi.ihk.de). Auf dieser Plattform können sie Informationen zu ihren Prüfungsterminen und -ergebnissen abrufen, finden Ansprechpartner oder erhalten ihr digitales IHK-Zeugnis, das sie zum Beispiel für den digitalen Bewerbungsprozess nutzen können.

»Sowohl unsere Unternehmen als auch unsere Azubis profitieren von der IHK AzubiCard«, sagt Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. »Die Auszubildenden stehen vom Start weg in digitalem Kontakt mit ihrer IHK und erhalten darüber hinaus zahlreiche Vergünstigungen. Die regionalen Unternehmen, die reduzierte Preise für Azubis anbieten, können sich gezielt mit ihrem attraktiven Angebot platzieren.«

IHK-Service: Vergünstigungen à la Azubi-Card

Weitere Informationen zu diesem Thema auf der Webseite der IHK zu den Vorteilen der Azubi-Card. Unternehmen, die mit einem entsprechenden Angebot Partner der AzubiCard werden möchten, wenden sich an: azubicard(at)muenchen.ihk.de

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