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Großer Einsatz, gute Ergebnisse

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„Werbung fürs Unternehmen“ – Ausbildungsleiter Felix Wadler (l.) und AusbildungsScout Lukas Ruhdorfer von HTI Gienger

Das Projekt AusbildungsScouts will Unternehmen dabei unterstützen, Nachwuchskräfte zu gewinnen. Eine Umfrage hat untersucht, wie gut das gelingt.
 
Von Sabine Hölper, IHK-Magazin 09/2023

Lukas Ruhdorfer hatte 2022 seinen ersten Einsatz: Als AusbildungsScout besuchte er eine Schule, um jungen Leuten seinen Beruf Kaufmann im Groß- und Außenhandelsmanagement vorzustellen. Seither war Ruhdorfer 6-mal in verschiedenen Schulen zu Gast. Sein Arbeitgeber, die HTI Gienger KG in Markt Schwaben, ist angetan von dem Projekt. „Das ist passive Werbung für unser Unternehmen“, sagt Ausbildungsleiter Felix Wadler. „Deshalb haben wir 2 weitere Azubis angemeldet. Sie werden demnächst zum Einsatz kommen.“

2015 hat der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) das Projekt AusbildungsScout zur besseren Berufsorientierung und -vorbereitung ins Leben gerufen. Gefördert wird das Projekt seither mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Eine Umfrage im Frühjahr dieses Jahres sollte ermitteln, wie teilnehmende Firmen das Projekt bewerten. Das Ergebnis: Der Großteil der Unternehmen ist von dem Format überzeugt.

Mehr Bewerbungen

„Das Instrument wirkt“, sagt Barbara Winbeck, Berufsbildungsreferentin beim BIHK und Projektleiterin AusbildungsScouts. „Mehr als jedes 10. Unternehmen hat explizit durch die Vorträge der AusbildungsScouts Bewerbungen bekommen.“ Dabei sei die Dunkelziffer noch höher, da nicht jedes Unternehmen die Bewerbungsmotivation erfasst beziehungsweise nicht jeder Azubi die AusbildungsScouts als Grund nennt, warum er sich für einen bestimmten Betrieb entscheidet. Winbecks Fazit: „Die Unternehmen zeigen großes Interesse und Engagement. Und das tun sie, weil sie den Mehrwert sehen.“

Die Sichtbarkeit als Ausbildungsbetrieb zu steigern und mehr junge Leute für eine Ausbildung im Betrieb zu gewinnen, sind wesentliche Gründe, warum sich Unternehmen am Projekt AusbildungsScouts beteiligen. Laut der Umfrage werden diese Ziele recht gut erreicht. Immerhin die Hälfte der Befragten gab an, dass die Sichtbarkeit erhöht wurde (siehe Grafik unten). 5 Prozent der Unternehmen beantworteten die Frage nach mehr Bewerbungen mit „voll und ganz“, weitere 12 Prozent mit „trifft teilweise zu“, 23 Prozent mit „teils/teils“.

Kompetenzschub für Scouts

„Je mehr Einsätze, desto höher ist die Zustimmung, dass es wirkt. AusbildungsScouts ist ein langfristiges Engagement“, sagt IHK-Expertin Winbeck. Je länger ein Unternehmen dabeibleibe, desto besser seien die Ergebnisse. Da sich an der Befragung auch Firmen beteiligt haben, die erst einige Monate lang Erfahrungen sammeln konnten, ist es verständlich, dass 15 Prozent noch keinen erhöhten Bewerbungseingang feststellen konnten.

Die befragten Unternehmen sehen noch weitere Vorteile des Projekts: So wachsen die Azubis an ihrer Aufgabe, den Schülern über ihren Arbeitsalltag zu berichten und einen Einblick in ihren Beruf zu geben. Ein Drittel der Befragten antwortete auf die Frage nach dem Kompetenzzuwachs bei den AusbildungsScouts mit „trifft voll und ganz zu“, 35 Prozent mit „trifft teilweise zu“. Ähnlich hoch fiel die Zustimmung bei der Frage aus, ob sich die AusbildungsScouts besonders stark mit dem Unternehmen identifizieren.

Schüler merken sich Betrieb

Überdies werden die Firmen als Ausbildungsbetriebe sichtbarer. In Zeiten sinkender Bewerberzahlen ist das ein großer Pluspunkt, bestätigt HTI-Gienger-Ausbildungsleiter Wadler. „Die Schüler haben unser Unternehmen im Kopf“, sagt er. Er weiß, wie wichtig das ist. Die Zahl der Bewerber für die 2 bis 3 Ausbildungsstellen, die das Unternehmen jährlich besetzen möchte, geht kontinuierlich zurück. „Wir haben nicht mehr die Auswahl wie noch vor ein paar Jahren“, so Wadler.

Bessere Kooperation mit Schulen und Eltern

Ein weiterer Aspekt: Unternehmen gelingt es durch die AusbildungsScouts, den Kontakt zu den regionalen Schulen zu intensivieren oder neue Verbindungen zu knüpfen. Daraus ergeben sich häufig weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die Unternehmen können Schulklassen zum Beispiel zu einer Führung einladen oder auf Elternabenden zum Thema Berufsorientierung sprechen.

Vom Ausbildungs- zum KarriereScout

Die Eltern zu gewinnen, ist im Übrigen ein wichtiger Baustein. Gerade bei Minderjährigen entscheiden sie wesentlich über die Berufslaufbahn mit. Seit 2018 gibt es dafür die KarriereScouts. Das sind junge Leute, die ihre berufliche Ausbildung vor Kurzem abgeschlossen haben. Sie stellen ihre Berufe auf Elternabenden vor. Auch der ehemalige AusbildungsScout Lukas Ruhdorfer ist seit wenigen Wochen KarriereScout. Er freut sich schon auf die erste Einladung: „Das ist eine neue Herausforderung.“

IHK-Service zum Projekt AusbildungsScouts

Auf ihrer Website stellt die IHK viele weitere Informationen bereit zu

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