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Auf gute Zusammenarbeit – ausländischen Fachkräften fehlt oft nicht viel zur vollen Anerkennung ihrer Qualifikation

Das Pilotprojekt UBAconnect will Fachkräfte aus dem Ausland mit Unternehmen, die Mitarbeiter suchen, zusammenbringen. Wie das Projekt funktioniert und welche Vorteile es den Firmen bietet.

Sabine Hölper, Ausgabe 09/2021

Die Deutsche Bahn AG sucht ständig neue Leute. 100 000 Mitarbeiter will das Unternehmen in den kommenden Jahren einstellen, unter anderem Ingenieure und Triebfahrzeugführer. »Diese rekrutieren wir auch im Ausland«, sagt Veronika Straub (28), Recruiterin im 2019 geschaffenen Team »Cross Border«. Rund 120 Mitarbeiter aus dem Ausland hat die Abteilung seither eingestellt. Knapp 30 davon hat der Konzern bei der Anerkennung der vollwertigen Gleichwertigkeit ihres im Ausland erworbenen Berufsabschlusses unterstützt. Aktuell durchlaufen drei Mitarbeiter aus Bosnien die Anpassungsqualifizierung.

Um noch mehr und noch einfacher solche Fachkräfte zu finden, prüft die Deutsche Bahn eine Teilnahme am neuen Pilotprojekt UBAconnect. »Das ist ein interessantes Konzept«, sagt Recruiterin Straub. »Man kann sich als Unternehmen auf einer Plattform registrieren und wird so mit Fachkräften zusammengebracht, deren Ausbildung die teilweise Gleichwertigkeit bereits bescheinigt wurde.«

Teil des Projekts »Unternehmen Berufsanerkennung«

Viele Unternehmen suchen dringend nach Fachkräften. Eine Möglichkeit, den Bedarf zu decken, sind Bewerber aus dem Ausland, verstärkt auch solche aus Drittstaaten. Um diese noch zielgerichteter mit Betrieben in Kontakt zu bringen, haben der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) das Projekt »Unternehmen Berufsanerkennung« ins Leben gerufen. Anfang des Jahres wurde dieser Service erweitert und das Pilotprojekt UBAconnect gestartet.

Ersten Schritt bereits gemeistert: Anerkennungsverfahren erledigt

»Der große Vorteil von UBAconnect ist, dass die Unternehmen mit Arbeitswilligen zusammengeführt werden, die bereits das Anerkennungsverfahren durchlaufen haben«, sagt Viktoriia Shuliak, Fachberaterin Berufsanerkennung bei der IHK für München und Oberbayern.

Vorteile, wie Fachkräfte im Unternehmensumfeld kennenlernen

Die Arbeitskräfte haben damit die erste wichtige Hürde genommen: Sie haben von der IHK FOSA (Foreign Skills Approval), dem bundesweiten Kompetenzzentrum aller deutschen IHKs zur Feststellung der Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse, eine teilweise Gleichwertigkeit bescheinigt bekommen. Manchmal fehlen ihnen nur noch wenige Wochen oder Monate Berufserfahrung und/oder Theorie, um die volle Anerkennung zu erhalten. Aber selbst wenn die Qualifizierung anderthalb oder zwei Jahre dauert, hat das Unternehmen doch beträchtliche Vorteile. Schließlich kann es Fachkräfte im Unternehmensumfeld kennenlernen, sie für die zugewiesenen Aufgabenbereiche passend qualifizieren und testen, ob die Zusammenarbeit funktioniert. Im Idealfall gewinnt der Betrieb längerfristig qualifizierte Mitarbeiter und bindet sie ans Unternehmen.

Ein weiterer Pluspunkt: UBAconnect vermittelt sowohl Ausländer, die noch in ihrem Heimatland leben, also auch jene, die bereits in Deutschland sind. Für viele ist die Anpassungsqualifizierung die Voraussetzung, um überhaupt hierherkommen zu dürfen. »Sie ist Teil des gesamten Visaprozesses«, sagt IHK-Expertin Shuliak.

Voraussetzung, um in Deutschland zu leben und zu arbeiten

Auch für Menschen, die sich bereits in Deutschland befinden, ist die volle Gleichwertigkeit manchmal die Voraussetzung, um auf Dauer in Deutschland leben und arbeiten zu dürfen. Diese Regelung basiert auf dem im März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das die Anwerbung und Eingliederung von Fachkräften aus Drittstaaten erleichtert hat. Als Fachkraft gelten seither nicht mehr nur Personen mit Hochschulabschluss, sondern auch solche mit einer qualifizierten Berufsausbildung.

Dennoch gilt: Voraussetzungen, um Ausländer zu beschäftigen, sind eine Anerkennung der ausländischen Qualifikation in Deutschland sowie ein Arbeitsvertrag oder ein konkretes Arbeitsplatzangebot. Die erfolgreiche Nachqualifizierung leistet somit einen wichtigen Beitrag, um ausländische Fachkräfte dauerhaft in den hiesigen Arbeitsmarkt zu bringen.

Individueller Qualifizierungsplan

Sobald ein aussichtsreicher Mitarbeiter gefunden wurde, erstellt die IHK mit dem Arbeitgeber und der IHK FOSA einen individuell auf den Mitarbeiter zugeschnittenen Qualifizierungsplan. »Das Gute ist: Der Plan wird gemeinsam mit der Kammer abgestimmt, das gibt allen Beteiligten Sicherheit«, sagt DB-Mitarbeiterin Straub. Die drei Männer aus Bosnien, die aktuell bei der Deutschen Bahn in der Anpassungsqualifizierung sind, brauchen zum Beispiel lediglich zwischen zwei und sechs Monaten, bis sie ihr endgültiges Zertifikat in den Händen halten.

IHK-Service zu UBAconnect

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