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»Denkt unternehmerisch«

Laser Components ©
Fördert Eigenverantwortung der Mitarbeiter – Firmenchef Patrick Paul

Das Familienunternehmen Laser Components aus Olching entwickelt sich rasant. Firmenchef Patrick Paul verfolgt dabei eine konsequente Wachstumsstrategie.

Cornelia Knust, Ausgabe 11/20

In den nächsten fünf Jahren im Schnitt zehn Prozent Wachstum – nicht jedes Unternehmen plant so optimistisch, gerade in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Bei der Laser Components GmbH (LC) in Olching westlich von München scheint die Welt noch in Ordnung. Das Familienunternehmen entwickelt, produziert und vertreibt individuelle lasertechnische und optoelektronische Komponenten. Als Lieferant von kleinsten Spezialteilen, meist nach Spezifikation der Kunden, hat LC offenbar seine Nische gefunden. Mit 230 Mitarbeitern, davon die Hälfte in Olching, kam die Firma 2019 auf rund 65 Millionen Euro Umsatz – Konzernumsatz wohlgemerkt, denn seit dem vergangenen Jahr ist eine Konzernbilanz Pflicht.

Pflicht in »neue Transparenzkultur« verwandelt

Schließlich hat Laser Components mehrere Tochtergesellschaften in Europa und eigene Produktionsstätten in Kanada und in den USA. »Wenn ich es schon machen muss, dann mach ich es gescheit«, sagt Firmenchef Patrick Paul zu den neuen Rechnungslegungspflichten. Der 43-Jährige verwandelt die Aufgabe flugs in eine »neue Transparenzkultur«. Alle Mitarbeiter weltweit sollen nun regelmäßig erfahren, wie es ihrem Unternehmen geht. Die Botschaft dahinter: »Denkt unternehmerisch.« Auch dass er selbst sich nun im Lagebericht verstärkt mit Risikomanagement beschäftigen soll, sieht Paul inzwischen als Chance.

Strukturen wachsen mit

Für das erwartete Wachstum muss der Firmenchef die Strukturen im Betrieb anpassen. So wird Ende des Jahres eine zusätzliche Managementebene eingezogen. Zwei Führungskräfte, die Paul 2019 ins Haus geholt hat, sollen das Unternehmen von zentraler Position aus koordinieren – als Leiter Finanzen und als Leiter Qualitätssicherung. Letzterer arbeitet schon jetzt daran, dass alle Prozesse im Unternehmen gleich laufen und schlanker werden.
»Das hat erst einmal eine Menge Staub aufgewirbelt«, sagt Paul. Seit August 2020 ist noch ein Chief Information Officer (CIO) dazugestoßen. Er soll in den nächsten drei bis fünf Jahren die gesamte Steuerung des Konzerns vereinheitlichen.

»Unsere Mitarbeiter sehen wir als unser Vermögen«

Die passenden Führungskräfte holt sich Paul zunehmend aus größeren Unternehmen: Leute mit Konzernerfahrung, die aber in einem anderen Umfeld arbeiten möchten. Weiteres Personal akquiriert er unter den Studierenden, die er für Praktika oder Forschungsarbeiten einlädt und zu halten versucht. »Unsere Mitarbeiter sehen wir als unser Vermögen«, sagt Paul. Betriebsfeiern, flexible Arbeitszeiten, eine schicke Kantine mit kostenfreiem Essen – so umhegt er sie am Stammsitz und verweist auf die im Schnitt lange Betriebszugehörigkeit.

Der Frauenanteil liegt bei 48 Prozent, im sechsköpfigen Führungskreis der GmbH sitzt allerdings nur eine Frau. Und die guten Erfahrungen, die LC in der Coronakrise mit dem Arbeiten zu Hause gemacht hat, nutzt der Unternehmer gleich für eine Umfrage in der Belegschaft: Wie wollt ihr es künftig halten?

Demut und Bescheidenheit, aber auch Genuß

»Gewinne sind wichtig, aber nicht oberstes Ziel«, sagt Paul, der die zehn Prozent Rendite, die man den Handelsregister-Veröffentlichungen entnehmen kann, mit einem Nicken bestätigt. »In Phasen des Erfolgs braucht man zwar Demut und Bescheidenheit, aber man darf ihn auch genießen«, meint der Unternehmer, der vor der Weihnachtsfeier den Wein immer persönlich aussucht, wie er erzählt. In der Mitarbeiterführung will er »Eigenverantwortung fördern und den Interessenausgleich suchen«. Allerdings müsse, wer bei Laser Components anheuert, akzeptieren, dass auch die Rüstungsindustrie zu den vielen Branchen gehört, die hier bestellen.

Keine Kurzarbeit

Kurzarbeit hat Paul während des Corona-Lockdowns für seine Mannschaft nicht beantragt, obwohl in manchen Bereichen »gar nichts mehr ging«, wie er sagt. Lieber hat er die Zeit für Wartungsarbeiten genutzt und den Mitarbeitern nahegelegt, die Überstundenkonten abzufeiern. Der lokalen Gastronomie kaufte das Ehepaar Paul im großen Stil Gutscheine ab, die sukzessive an die eigenen Mitarbeiter verteilt werden. Derweil plante Pauls Frau weitere Umbauten des Firmensitzes. Der liegt in einer stillen Straße und wirkt wie ein privates Wohn- und Geschäftshaus, das sich zum Unternehmenssitz gemausert hat. Große Filter und Absauganlagen auf den Balkonen deuten an, dass hier in Reinraumtechnik gearbeitet wird.

Unzählige Produktvarianten

Denn was Laser Components herstellt, verlangt höchste Sauberkeit und Präzision. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung entsprechen zehn Prozent des Umsatzes. Die Zehntausenden Produktvarianten lassen sich unter der Überschrift zusammenfassen: Licht erzeugen, leiten, formen und detektieren, also auslesen oder aufspüren. Die Anwendungen sind nicht zu zählen, von der Messung bestimmter Gase in Beatmungsmaschinen bis zur Steuerung selbstfahrender Autos. LC liefert quer durch alle Branchen. Der Wettbewerb agiere fokussierter, räumt Paul ein, dafür profitiere die Firma von Cross-Selling-Effekten, sprich: Das Unternehmen darf bei einmal zufriedengestellten Kunden im Nachgang oft die verschiedensten Probleme lösen.
Dass LC überhaupt in diese Größenordnung gewachsen ist, dafür ist eine Strategie der Rückwärtsintegration verantwortlich.

Vater Günther, der das Unternehmen 1982 gegründet hat, handelte anfangs nur mit den Komponenten, oft im Auftrag amerikanischer Hersteller. Doch schon 1986 experimentierte er mit eigenen Beschichtungsanlagen, die er als Joint Venture mit den Herstellern betrieb. Dabei ging es um die Beschichtung von Optiken für Laseranwendungen.

Geplatzte Internetblase, eingebrochene Geschäfte

1993 eröffnete der Senior die erste Tochtergesellschaft in Großbritannien. Nach der Jahrtausendwende begann er zeitgleich in Montreal und Arizona, mit Partnern eigene Produktionen aufzubauen, die optische Halbleiter zu Fotodioden oder Laserdioden weiterverarbeiteten. Zu dem Zeitpunkt war Sohn Patrick (als Wirtschaftsingenieur der Würzburger Fachhochschule) schon in die Firma eingetreten, was den Senior zu weiteren Zukunftsinvestitionen ermutigte. Das Platzen der Internetblase um die Jahrtausendwende ließ die Geschäfte einbrechen, vor allem jene mit Telekommunikationslasern; auch die ersten Jahre in Amerika müssen hart gewesen sein.

70 Prozent Eigenfertigungsanteil

Doch 2018, als Patrick Paul die Geschäfte komplett übernahm und Mehrheitseigentümer wurde, war aus dem Handelsunternehmen eine Firma geworden, die die Hälfte ihrer Produkte selbst herstellte. Heute sind es insgesamt 70 Prozent Eigenfertigungsanteil, wie Paul stolz sagt. Die Investitionen für die Maschinen lassen sich aus dem Cashflow stemmen; bankenfinanziert sind nur die Immobilien. Die Eigenkapitalquote in der GmbH liegt bei über 60 Prozent.

Der Vater von vier Kindern hat ganz offensichtlich Freude an seinem Unternehmen. Dennoch hat er sich zuletzt damit beschäftigt, die Firma zu ordnen und unabhängig von seiner Person zu machen. Ein Gesellschaftervertrag ist geschrieben, die Managementbasis verbreitert. So hat die nächste Generation alle Freiheiten, ob und wo sie sich einmal einbringen will.

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