Auf den Geschmack gekommen

In seinem Kaffeeraum hinterm Höhenkirchner Maibaum röstet und verkauft Wolfgang Rößler seit neun Jahren wohlschmeckende Spezialitätenkaffees aus nachhaltigem Anbau.
Von Harriet Austen, 7/2025
Wolfgang Rößler beginnt seinen Tag mit einer aromatischen Tasse Filterkaffee. Im Laufe des Tages kommen noch diverse Espressi und Cappuccini hinzu. Rößler ist der Inhaber von Rößler’s Kaffeerösterei in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und sitzt direkt an der Quelle. Dabei kann er aus einem reichhaltigen Angebot auswählen – alles Sorten, die ihm schmecken. „Andere röste ich nicht“, sagt er lachend.
22 Sorten hat seine Kaffeerösterei vorrätig, die Bohnen stammen meistens von kleinen familienbetriebenen Kaffeefarmen, die einen nachhaltigen Anbau anstreben. Rößler weiß, wovon er spricht, er und seine Mitarbeiterin Daniela Raasch waren selbst schon vor Ort. „Es ist schön, die Kaffeebauern persönlich kennenzulernen, man hat dadurch ein besseres Verhältnis zum Produkt“, ist er überzeugt. Die Geschäfte gehen trotz schwieriger Lage in der Kaffeebranche gut, in der Rösterei ist immer etwas los, 17.000 Kilo der veredelten Bohnen werden in diesem Jahr voraussichtlich an Privatkunden und Firmen über die Ladentheke gehen.
Von der Metall- in die Kaffeebranche
Der freundliche Mann, der stets mit Hut erscheint, begann seine berufliche Laufbahn als Industriemechaniker für Gerätetechnik. „Die verschiedenen Jobs in der Metallbranche machten mich aber nicht glücklich“, schüttelt Rößler den Kopf. Die Wende kam mit der Fortbildung zum Meister bei der IHK. Er wechselte zu Burghof-Kaffee in Sauerlach, wurde dort Produktions- und später Betriebsleiter und lernte das Geschäft mit dem Kaffee von der Pike auf. „Ohne Meisterfortbildung hätte ich diese Stelle nicht bekommen“, versichert er. Sie sollte sein Leben verändern.
Der Absatz steigt kontinuierlich
Als er nach 10 Jahren wegen einer Umstrukturierung seinen Job verlor, war er am Boden zerstört: „Ich hatte dort meine Leidenschaft entdeckt.“ Weil ihn das Thema Kaffee aber nicht mehr losließ, schaffte er sich eine kleine 1-kg-Röstmaschine für den Keller an. Die Qualität sprach sich schnell herum, sodass er sich schließlich selbständig machte.
Fortuna war ihm hold – er fand 2016 direkt im Ortszentrum von Höhenkirchen die richtige Location für seine Kaffeerösterei: die ehemalige Schnapsbrennerei im Hofgut Stürzer. Freunde, Bekannte, Nachbarn und Mund-zu-Mund-Propaganda halfen, den Absatz kontinuierlich zu steigern. Schon nach 3 Jahren löste er die zur Eröffnung angeschaffte 5-kg-Röstmaschine durch einen 12-kg-Röster ab. Den Kredit, den er damals aufnahm, hat er schon so gut wie zurückgezahlt.
Optimale Größe erreicht
Rößler legt großen Wert auf feinste Kaffeesorten. Als er anfing, ließ er in seinem Café einen großen Tisch mit lauter Kaffeeproben decken und lud 4 Personen zum Verkosten ein. „Das mache ich bis heute“, sagt er. Auch das Rösten betreibt er schonend von Hand mit Sorgfalt, Zeit und Muße, damit die richtige Qualität entsteht. Die Anschaffung eines zweiten größeren Trommelrösters ist trotz der guten Geschäftslage nicht geplant.
Rößler will nicht mehr erweitern, sich neu verschulden und mehr Personal einstellen. „Ich bin glücklich, so wie es ist, die jetzige Größe ist für mich optimal“, schaut er glücklich auf seinen fantasievoll gestalteten Verkaufsraum im Werkstatt-Ambiente und hält vorausschauend Ausschau nach einem jüngeren Kooperationspartner.