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Smarte Alternative

Laufende Lkw-Motoren beim Laden oder in Pausen verursachen Lärm, Abgase und verbrauchen Kraftstoff. Das Logistikunternehmen bestlog will Abhilfe schaffen.
Von Christian Bonk, IHK-Magazin 07-08/2025
Lkws mit dynamischen Aufbauten sind vor allem bei Transporten in der Automobilbranche Standardausstattung von Speditionen. Die Energie für die Hydraulik der Auflieger sowie für Aggregate in der Fahrerkabine liefert bei Serien-Lkws der Hauptantrieb der Sattelzugmaschine. Beim Be- und Entladen sowie bei den gesetzlich vorgeschriebenen Pausen läuft also regelmäßig der Dieselmotor des Lkws im Stand.
Das verursacht nicht nur vermeidbaren Lärm, sondern auch jede Menge eigentlich unnötigen Dieselverbrauch sowie störende Abgase. Das Konzept „eletra“, ein im Auflieger verbauter Batteriepack, den sowohl die Lichtmaschine des Trucks als auch eine Photovoltaikanlage auf dem Aufliegerdach mit Energie füttern, soll Abhilfe schaffen – und steht inzwischen kurz vor der Serienreife.
Aus der Not geboren
Die Idee zu eletra kam Jochen Thorn, Geschäftsführer der Spedition bestlog Innovative Transportlogistik GmbH in Garching bei München, bereits vor ein paar Jahren, als er auf dem Firmenhof das Beladen seiner Trucks für den Autotransport inspizierte. 3 Lkws wurden gerade beladen und für die Energieversorgung der Spezialauflieger mit hydraulisch justierbaren Rampen liefen alle 3 Dieselmotoren der Trucks, während die Fahrer die Beladung mit Edelkarossen für einen Transport nach England vornahmen.
„Es roch natürlich nach Diesel und auch der Lärm schaffte alles andere als eine ruhige Arbeitsatmosphäre, ganz abgesehen vom Dieselverbrauch im Stand“, erinnert sich der bestlog-Geschäftsführer. Heute, 2 Jahre später, gestaltet sich dieselbe Verladeszene ruhiger, emissionsfrei und deutlich entspannter. Denn inzwischen sind die meisten der bestlog-Autotransport-Gespanne mit der Eigenentwicklung eletra ausgestattet.
E-Packs als Herzstück
Das Konzept ist so pragmatisch wie simpel: eletra basiert auf einem Batteriepack, bestehend aus Lithium-Ionen-Akkus aus dem E-Auto-Bau. Die im Aufliegerboden verbauten E-Packs werden sowohl von der Lkw-Lichtmaschine gespeist als auch von 20 Quadratmetern Solarzellen, die auf dem Aufliegerdach installiert sind. Der Batteriepack speichert also bei jedem gefahrenen Kilometer sowie bei Sonneneinstrahlung Strom, der bei Standzeiten sowohl für den Betrieb der Aufliegerhydraulik als auch für die Aggregate in der Lkw-Kabine zur Verfügung steht – inzwischen in zweiter Baureihen-Generation.
Für die Fahrer des bestlog-Fuhrparks hat eletra den Vorteil, dass sie auf ihren meist langen Touren durch Europa vollkommen autark sind, was die geräuscharme Energieversorgung angeht. Ob Standheizung im Winter, Klimaanlage im Sommer oder die Nutzung von wichtiger Bordausstattung wie Kaffeemaschine, Kühlschrank oder Mikrowelle: Sobald der Lkw steht, bietet das System eine komfortable Stromversorgung, ganz ohne laufenden Motor.
Kosten und Lärm drosseln
Das begeistert die Fahrer, die Geschäftsführung freut sich über spürbare Kosteneinsparungen. Denn im Schnitt verbraucht ein laufender Truck-Diesel im Stand rund 3 Liter pro Stunde, da kommen pro Woche auf Tour gut und gerne 50 Liter für Standzeiten mit Motorunterstützung zusammen.
Was als kleines Experiment begann, ist inzwischen ein funktionierendes Start-up. „Wir kooperieren bereits mit Aufliegerherstellern, die großes Interesse an einer Serienfertigung haben“, berichtet Geschäftsführer Thorn. Aber auch Einzelabnehmer, etwa Spediteure, die vergleichbare Auflieger einsetzen, fragen immer häufiger nach der Lösung.
Lösung für Nischen in Lkw- und Aufliegerbranche
Thorn spielt mit dem Gedanken, schon bald als Systemlieferant für Aufbautenhersteller ein wichtiger Partner zu werden. „Wir sind gerade in der Logistik gefordert, CO2 zu reduzieren und eine Elektrifizierung im Gütertransport voranzutreiben. Insofern ist eletra ein interessanter Lösungsansatz, der auch für viele andere Nischen in der Lkw- und Aufliegerbranche von großem Interesse sein kann.“
Um leistungsstärker zu werden, wird das System aktuell auf 48-V-Technik weiterentwickelt. Die Erprobung am Prüfstand hat bereits begonnen und liefert positive Ergebnisse. Der Test im Feld ist für 2025 geplant.