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Schätzte die selbstständige Arbeit – Manuel Pantele, Technischer Systemplaner bei San TGA Engineering

Elf Azubis aus Oberbayern gehören zu den besten in ganz Deutschland. Die jungen Menschen haben Hervorragendes geleistet – und ihre Ausbildungsbetriebe ebenfalls.

Sabine Hölper, Ausgabe 02/2022

Das Münchner Ingenieurbüro San TGA Engineering GmbH beschäftigt 25 Mitarbeiter und fünf Auszubildende in der Versorgungs- und Elektrotechnik. Einer der ehemaligen Azubis, Manuel Pantele, schloss im vergangenen Jahr die Prüfung zum Technischen Systemplaner als Bundesbester ab.

Eine derart gute Leistung hatte bisher noch kein Azubi des Betriebs erbracht, weshalb Firmeninhaber und Ausbilder Ugur San das herausragende Ereignis mit einem Geschenk würdigte. Pantele freute sich: über die Anerkennung seines Chefs, über sein großartiges Ergebnis – und darüber, dass er übernommen wurde und somit weiter »in dem super Umfeld im Betrieb« arbeiten kann.

2021 standen Auszubildende aus 230 verschiedenen Berufen vor der Herausforderung, die Abschlussprüfungen zu meistern. Den allermeisten ist es, wie jedes Jahr, geglückt. Aber nur die wenigsten schließen mit der Note »sehr gut« ab. Und nur die allerwenigsten erreichen so viele Punkte, dass sie an der absoluten Spitze stehen: Sie sind die Bundesbesten in ihrem Ausbildungsjahrgang und Beruf.

In der Regel schaffen die jungen Leute solch ausgezeichnete Abschlüsse auch deshalb, weil ihre Arbeitgeber ihnen beste Bedingungen zum Lernen bieten. Drei Azubis und ihre Ausbilder berichten beispielhaft, wie ein optimales Ausbildungsumfeld aussieht.

 

 

Fehler machen gehört dazu

Manuel Pantele, der bei San TGA zum Technischen Systemplaner ausgebildet wurde, lobt nicht nur, dass die Kollegen sowie sein Chef und Ausbilder Ugur San bei Fragen jederzeit ansprechbar und immer konstruktiv waren. Der 28-Jährige empfand es auch als hilfreich, »frei arbeiten, die Arbeitsmethoden selbstständig auswählen zu können«. Das heißt: Stand ein Projekt bei einem Kunden an, konnte Pantele die anstehenden Aufgaben priorisieren. Außerdem durfte er sich ausprobieren. Machte er einmal einen Fehler, war das kein Problem.

Für Unternehmer San ist einer der entscheidenden Punkte für eine gute Ausbildung, dass die jungen Leute sofort aktiv in die Planung eingebunden werden und mit den Fachplanern auf die Baustellen gehen. »Wir beschäftigen die jungen Leute nicht, damit sie beschäftigt sind«, sagt der 50-Jährige. Er bildet für den eigenen Bedarf aus und ist schon deshalb an guten und motivierten Azubis interessiert. Sie sind schließlich die engagierten Fachkräfte von morgen.

Eigene Lernzeiten

Der studierte Versorgungs- und Elektrotechniker bietet daher einige Extras an, die den Azubis zu guten Leistungen verhelfen. Jeden Freitagnachmittag bekommen sie vier Stunden lang Zeit, um sich zusammenzusetzen und gemeinsam zu lernen. »Sie lösen dann zum Beispiel Musterprüfungen, die wir anschließend kontrollieren.« Ferner nehmen die Azubis an Schulungen und Seminaren teil, zu denen auch die Fachplaner gehen. Sie lernen so zum Beispiel frühzeitig, mit den CAD-Programmen umzugehen.

Und falls sich jemand nach beendeter Lehre weiterbilden will, unterstützt der Inhaber des Ingenieurbüros für Technische Gebäudeausrüstung auch diesen Weg, etwa durch die Übernahme von Studiengebühren und Fahrtkosten.

Im Team gut eingebunden

Während Unternehmer San seit Jahren viele junge Menschen ausbildet, ist die Ausbildung beim Geoinformationsdienstleister GAF AG mit Hauptsitz in München und einer Dependance in Mecklenburg-Vorpommern etwas weniger etabliert. In der Regel kommt ein Azubi auf die gut 200 Mitarbeiter in Oberbayern. Und doch wurde dieser eine Azubi, der im vergangenen Sommer fertig wurde und nun im Unternehmen als Geomatiker arbeitet, Bundesbester seines Fachs. Auf den ersten Blick waren die Voraussetzungen für Tobias Schraufstätter dabei nicht optimal

Sein Ausbilder verließ Anfang 2021 das Unternehmen. Monika Baumgärtel (41) und Susanne Lubosch (49) übernahmen die Betreuung bis zur Prüfung, besitzen aber keine formale Qualifikation zur Ausbilderin. Hinzu kamen lange coronabedingte Homeoffice-Zeiten, auch für Schraufstätter. Selbst wenn er und seine Betreuerinnen gemeinsam im Büro waren, konnten sie sich wegen der Kontaktbeschränkungen dennoch häufig nur per Videokonferenz austauschen.

Der 28-jährige Schraufstätter ist mit diesen Bedingungen ganz gut zurechtgekommen: »Das selbstständige Arbeiten im Homeoffice war für mich kein Problem.« Das lag sicher auch daran, dass er schon etwas älter ist und durch sein vorheriges, abgebrochenes Studium Programme kannte, die für jüngere Berufsschulkollegen Neuland waren.

Außerdem konnte er jederzeit Fragen stellen, bekam »vom Arbeitgeber genügend Zeit zum Lernen«. Betreuerin Baumgärtel ist überdies überzeugt, dass der vormalige Ausbilder einen sehr guten Grundstein gelegt hat: »Durch ihn hat der Azubi verstanden, wie die Ausbildung zum Geomatiker grundsätzlich funktioniert.«

Dass ein Ausbilder sich auf nur einen Auszubildenden fokussieren kann, sieht sie dabei als Pluspunkt. »So ist die Ausbildung sehr persönlich«, sagt sie. Zudem werde der Azubi umso stärker gleich ins Kollegenteam eingebunden und wirke sofort bei allem mit. Baumgärtel: »Bei realen Projekten dabei zu sein, ist ein großer Vorteil.«

Zusatzwissen vermittelt

Etwas anders läuft die Ausbildung beim Elektronikunternehmen Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG. Rund 100 Auszubildende verschiedener Fachrichtungen sind am Standort München tätig. Der Schwerpunkt liegt auf Elektronikern und Fachinformatikern. Für beide Gruppen stehen jeweils zwei Vollzeitausbilder an der Seite der jungen Leute. Das bedeutet eine intensive Betreuung der Azubis. »Die Ausbilder sind für fachliche Fragen immer ansprechbar, aber auch für alle anderen Belange«, sagt Ausbildungsleiter Rudolf Hitzl (39).

Die Begleitung ist aber auch deshalb intensiv, weil für die Azubis im ersten Lehrjahr im speziell eingerichteten Ausbildungszentrum Werkstätten mit hochmodernem Equipment zur Verfügung stehen. Hier werden ihnen von qualifizierten Ausbildern und Fachkräften aus dem Unternehmen die wichtigen Grundlagen vermittelt. Erst wenn die elementaren Kenntnisse sitzen, gehen die jungen Leute, in der Regel ab dem zweiten Lehrjahr, in die verschiedenen Abteilungen, um dort an Projekten mitzuarbeiten.

Aber auch später kommen die Azubis immer wieder für einige Wochen zurück ins Ausbildungszentrum, um Gelerntes dort zu vertiefen sowie theoretisches und praktisches Wissen zu erwerben. Dabei geht es über den für die Ausbildung geforderten und abgefragten Stoff hinaus. Sie lernen zum Beispiel die Hochfrequenztechnik kennen, die in der Berufsschule nicht Teil der Ausbildung ist, bei Rohde Schwarz aber eine große Rolle spielt.

Großartige Gruppendynamik durch Kennenlernseminar

Ein weiterer Höhepunkt, sagt der Ex-Azubi und heutige Elektroniker für Informations- und Systemtechnik Daniel Hellmich, sei das Kennenlernseminar am Anfang der Ausbildung. Drei Tage war er mit rund 20 anderen Azubis und Ausbildern in einer Jugendherberge, inklusive Teambuilding-Maßnahmen und Soft-Skill-Workshops. »Das war eine großartige Gruppendynamik«, sagt der 22-Jährige.

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