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Fachbereiche arbeiten direkt zusammen

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Die Unternehmensgröße überschaubar zu halten, kann von Vorteil sein

Welche Vorteile bieten kleine Unternehmen?

Von Sebastian Schulke, 06/2024

Niclas Lehnert (34), Geschäftsführer BAVERTIS GmbH, München
Fachbereiche arbeiten direkt zusammen

„Gesetzte Strukturen führen oft zu vorhersehbaren Ergebnissen oder Verbesserungen, selten zu echten Innovationen. Und genau hier unterscheiden wir uns von großen Unternehmen, da wir als Start-up dynamischer agieren und verschiedene Fachbereiche bei uns direkt zusammenarbeiten können. An diesen Schnittstellen entsteht Innovation.

Bei BAVERTIS entwickeln wir ein softwaregesteuertes Batterieökosystem in Kombination mit unserem modularen Direktwechselrichter, um die Batterielebensdauer von Elektrofahrzeugen um bis zu 80 Prozent zu erhöhen. Dafür haben wir uns an eine Lösung herangetraut, die nicht nur aus einem Softwareprogramm besteht, sondern auch eine Hardwarekomponente enthält. Wir können schneller grundlegende Entscheidungen treffen und auch umsetzen – und uns damit an neue Gegebenheiten oder Erkenntnisse anpassen.

Große Unternehmen planen häufig sehr lange, sehr detailliert und mit viel Aufwand. Das ist richtig und in vielen Bereichen extrem wichtig. Was jedoch noch wichtiger ist: diese Pläne zu realisieren; einen Entscheidungsprozess effizient zu finalisieren und die getroffene Entscheidung dann umzusetzen. Wir haben ein Team, in dem sich alle Fachbereiche und Disziplinen austauschen, hinterfragen und unterstützen. Dieses enge und direkte Zusammenspiel schafft bei uns eine Unternehmenskultur, in der Innovation ein selbstverständliches Ergebnis ist.“


Jan Hawliczek (36), Co-Geschäftsführer und Mitgründer Die Grüne 3 GmbH, Ingolstadt
Jeder trägt Verantwortung

„Was wir anders machen: ‚Die Grüne 3‘ nimmt alle Kollegen und Kolleginnen bei wichtigen Entwicklungen und Entscheidungen mit. So haben wir unser Leitbild sowie unsere Werte und Normen gemeinsam erarbeitet. Klar, an der einen oder anderen Stelle sieht es die Rolle von meiner Frau und mir vor – wir sind in der Geschäftsführung und Co-Founder – gewisse Dinge vorzugeben. Aber wichtig ist uns, dass es übergreifend ein Miteinander gibt. Und so ein Gefühl entsteht, dass jeder hier die Zukunft unseres Start-ups aktiv mitgestalten kann.

Darüber hinaus haben wir unsere operativen Dienstleistungen in Prozesse aufgespalten und entsprechende Verantwortlichkeiten definiert – das ermöglicht schnellere Abläufe und Entscheidungsprozesse. Allerdings: Hier ist dann immer wieder die Bürokratie in Deutschland ein limitierender und bremsender Faktor – gerade auch für kleine Unternehmen wie uns.

Social Recruiting und Active Sourcing sind unsere Kernbereiche. Unsere intensive Zusammenarbeit und direkte Kommunikation im gesamten Team ist da von großem Vorteil. So nutzen wir als Basis eine gemeinsame Kommunikationsplattform, die für alle Dreh- und Angelpunkt des täglichen Miteinanders ist. Damit bekommt und übernimmt jeder Verantwortung – alle ziehen an einem Strang.“


Gesa Biermann (34), Geschäftsführerin und Mitgründerin Pina Technologies GmbH, Starnberg
Klarer Fokus durch begrenzte Ressourcen

„Als Start-up können wir flexibler sein und schneller auf Veränderungen reagieren. Wir fördern eine flache Hierarchie, bei der jede Mitarbeitende wie ein Gründer denkt. Zudem können wir sehr persönlich auf unsere Kundinnen und Kunden, aber auch Bewerberinnen und Bewerber eingehen, was bei großen Unternehmen nicht immer möglich ist.

Pina Earth ist ein Purpose-Unternehmen. Wir zielen mit unseren lokalen Klimaschutzprojekten in Deutschland darauf ab, aktiven Klimaschutz voranzutreiben. Unsere digitale Plattform ermöglicht Unternehmen, in hochwertige CO2-Zertifikate zu investieren – direkt vor Ort. Wir legen da viel Wert auf Transparenz, Qualität und lokalen Impact, setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern vor Ort, um langfristige positive Effekte sicherzustellen. Unsere Größe ermöglicht es uns, sehr schnell Entscheidungen zu treffen und Projekte umzusetzen. Das macht uns innovativ in der Produktentwicklung.

Große Unternehmen könnten von unserer ‚Fokussiertheit‘ lernen. Als Start-up mit begrenzten Ressourcen muss man jede Initiative darauf hin prüfen: Bringt uns dieses Zeitinvestment unseren Zielen näher? Das bedeutet oft auch zu Chancen ‚nein‘ sagen zu müssen, um den Fokus nicht zu verlieren. Und auch in Bezug auf Nachhaltigkeit können große Unternehmen von uns lernen, dass Klimaschutz nicht komplex sein muss. Auch ohne Inhouse-Expertenteam können Unternehmen schnell einen greifbaren Impact auf Ihre Region haben.“


Jonas Matting (32), Mitgründer unvyl GmbH, Dachau
Transparenter, risikobereiter, mutiger

„Feste, übergeordnete Strukturen und Prozesse gibt es bei uns in vielen Bereichen ganz bewusst nicht. Als Software-Start-up in einem kompetitiven Umfeld mit ständigen Veränderungen müssen wir einen starken Fokus auf die Bedürfnisse der Kunden und auf Innovation setzen. Dazu sind schnelle Entscheidungswege, Flexibilität und dynamisches Anpassen der Strategie sehr wichtig. Eine gewisse Risikobereitschaft und unternehmerischer Mut sind ebenfalls entscheidend, was bei großen Unternehmen aufgrund von festgefahrenen Strukturen oft nicht gegeben ist.

In unserem Gründerteam waren wir in vorherigen Jobs für verschiedene Konzerne und Mittelständler tätig. Der größte Unterschied liegt aus unserer Sicht in der Geschwindigkeit und den Rahmenbedingungen für Innovation. Aufwendige Prozesse und komplexe Strukturen können ein Innovationskiller sein. Das schlägt sich auf die Motivation im Team und die Time-to-Market nieder.

Als agiles Start-up ist das deutlich einfacher und wir können auch komplexe Projekte in kürzester Zeit umsetzen. Wir achten auf hohe Transparenz und ständige Kommunikation. Es gibt keine echten Abteilungsgrenzen. Jeder kennt die wichtigen Insights bei allen Themen und kann dort auch ohne Tabus seine Meinung einbringen. Das resultiert in höherer Motivation und Zusammengehörigkeit, besserer Identifikation mit der Marke und letztendlich in besseren Produkten für unsere Kunden.“

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