Fachkräfte | Unternehmen

Es stimmt das Gesamtpaket

Thorsten Jochim ©
Dauerhafte Bindungen aufbauen – DELO-Personalleiterin Heidrun Hausen (2.v.r.) im Gespräch mit Mitarbeitern

Um Fachkräfte ans Unternehmen zu binden, müssen Arbeitgeber dauerhaft attraktiv bleiben. Wie das in der Praxis gelingen kann, zeigt der Klebstoffspezialist DELO.
    
Von Eva Müller-Tauber, IHK-Magazin 05-06/2024

Fachkräfte können sich ihren Arbeitgeber heutzutage aussuchen. Das gilt erst recht, wenn sie so qualifiziert sind wie die Chemikerin Mara Klarner. Was die damals 27-Jährige nach dem Erwerb ihres Doktortitels 2021 sicher wusste: „Ich wollte raus aus dem Labor, rein in die Wirtschaft – zu einem interessanten, nicht zu kleinen, etablierten Mittelständler mit einem spannenden Themenspektrum, gern in Bergnähe“.

Klarner hat sich für die DELO Industrie Klebstoffe GmbH & Co. KGaA entschieden – und das gleich 2 Mal. Denn nach rund 1 Jahr bei dem Windacher „Hidden Champion“ wechselte die Produktmanagerin für 1 Monat zu einem anderen Arbeitgeber – um nach einem kurzen Gastspiel wieder in ihre alte Position bei dem oberbayerischen Weltmarktführer für Spezialklebstoffe zurückzukehren.

Leichte Rückkehr dank offener Tür

Der kurzzeitige Firmenwechsel führte ihr vor Augen, was sie an DELO so schätzt. Das Unternehmen hatte sie – wie andere neue Kollegen – von Beginn an begleitet. Es hatte sie „auf der chemisch-technischen wie der persönlichen Ebene abgeholt“ und in der firmeneigenen DELO-Academy fürs Thema Kleben begeistert.

„Die ersten Monate hatte ich viele Schulungen“, erzählt die Regensburgerin, „ein riesiger Vertrauensvorschuss.“ Sie erinnerte sich ebenso an die Worte bei ihrem Abschied von DELO: „Unsere Tür steht Ihnen offen, falls Sie es sich anders überlegen sollten“, hieß es. „Das hat mir die Rückkehr sehr erleichtert“, betont die Produktmanagerin.

Mitarbeiter umwerben – nicht nur beim Onboarding

Klarners Beispiel belegt eindrücklich, was DELO-Personalleiterin Heidrun Hausen mit ihrem HR-Team tagtäglich erfährt: Arbeitgeber müssen sich heute viel offensiver präsentieren als früher, auf besondere Vorzüge des Unternehmens aufmerksam machen, um positiv aufzufallen – erst recht als Mittelständler. Das ist eine Daueraufgabe, die dem gestiegenen Wunsch nach Work-Life-Balance bei den Beschäftigten Rechnung tragen muss und mit dem Onboarding-Prozess erst beginnt.

Individuelle Lösungen suchen

„Eine zeitgemäße Personalpolitik ist lebensphasenorientiert“, sagt Hausen. Wer heute erfolgreich Fachkräfte anwerben und halten will, müsse nicht nur stets auf allen Kanälen nach passenden Bewerbern suchen. „Er muss diese für sich gewinnen, sich kontinuierlich um sie kümmern, ihnen das Gefühl vermitteln, ihren individuellen Weg mit ihnen gehen zu wollen.“

Das gelte erst recht, wenn es schwierig wird. Etwa weil die Eltern eines Mitarbeiters pflegebedürftig werden und dieser daher beruflich kürzertreten muss, eine ältere Fachkraft mehr Zeit mit den Enkelkindern verbringen und darum in den alten Job ohne Führungsverantwortung wechseln möchte oder – wie Klarner – zur Orientierung einen Perspektivwechsel braucht.

Gutes Miteinander und Austausch wichtig

„Wir arbeiten leistungsorientiert, dennoch stehen bei uns die Menschen und das Gemeinschaftsgefühl im Mittelpunkt“, betont die Personalleiterin. Wer im Eingangsbereich des Firmengebäudes an der Bewerbercouch vorbeikommt, schenkt den darauf Sitzenden automatisch ein Lächeln und grüßt sie. Für alle Mitarbeitenden der Hauptniederlassung gibt es eine gemeinsame Weihnachtsfeier. Und zum Betriebsausflug wird schon mal der ganze Skyline Park gemietet.

Ein gutes Miteinander ist der Geschäftsführung des Mittelständlers wichtig. Sie tauscht sich deshalb beispielsweise in wiederkehrenden Coffee-Talk-Runden mit wechselnden Vertretern einzelner Abteilungen informell aus.

Der Führungsriege liegt es am Herzen, auch bei wachsender Belegschaft einen engen Kontakt zur Basis zu halten. Das mag nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, dass alle Geschäftsführer selbst als Mitarbeitende bei DELO starteten: Wolf und Sabine Herold übernahmen das Unternehmen 1997 im Rahmen eines Management-Buy-outs und sind seither geschäftsführende Gesellschafter des Klebstoffspezialisten. Seit Oktober 2022 verstärken Karl Bitzer und Christian Walther die Geschäftsführung. Beide waren bereits seit vielen Jahren in leitender Position bei DELO tätig.

Individuell begleiten, Perspektiven bieten

Der Ansatz des Mittelständlers, langfristige Bindungen zu seinen Mitarbeitern aufzubauen, sie begleiten zu wollen, geht offensichtlich auf. Das liegt auch daran, dass das Unternehmen schon früh damit beginnt. Es umwirbt Auszubildende von Anfang an und bietet ihnen Aufstiegsperspektiven. So wie zum Beispiel Markus Mayr: Er begann 2010 als Azubi bei DELO, wurde nach seinem Abschluss zum Industriekaufmann Sachbearbeiter in der Lagerverwaltung.

„Ich wollte nicht nur im Büro sitzen“, erklärt Mayr. 2016 stieg er zum stellvertretenden Lagerleiter auf und ist seit 2019 Lagerleiter. Jetzt trägt er Verantwortung für 20 Mitarbeitende. Damit er sich zum Industriefachwirt weiterbilden konnte, hatte ihn sein Arbeitgeber damals freigestellt.

Dreistufiges Auswahlgespräch

Zu DELO hatte Mayr gefunden, weil er gern in der Ammerseeregion bleiben wollte. „Ich hätte auch bei einem anderen Betrieb einen Ausbildungsplatz gefunden“, erklärt er. „Aber ich wollte zu einem modernen, fortschrittlichen Unternehmen in der Nähe. Und DELO – dem ein guter Ruf vorauseilte – war erst ein paar Jahre zuvor von Landsberg an den Standort Windach gezogen.“

Auch das dreistufige Auswahlgespräch mit Personaler, Team sowie Vorgesetzten und schließlich der Geschäftsleitung überzeugte ihn. „Es war nicht so unpersönlich wie ein Assessment-Center“, sagt er. Und er hatte schon damals, als der Fachkräftemangel noch nicht so groß war, das Gefühl: „Man nimmt sich Zeit für die Angestellten und eben auch für die Azubis.“ Heute sitzt Mayr auf der anderen Seite des Tisches, führt Auswahlgespräche mit Bewerbern für den Logistikbereich.

Kandidaten sorgfältig auswählen

Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen, das über Tochtergesellschaften in den USA, in China, Singapur, Malaysia und Japan sowie über weitere ausländische Vertretungen und Repräsentanzen verfügt, etwa 1.000 Mitarbeiter. 2020 waren es weltweit noch 800 – darunter auch viele junge. Der Altersdurchschnitt liegt bei 37 Jahren.

„Wir wachsen ziemlich stark“, bestätigt Hausen. „Trotzdem müssen wir uns daran gewöhnen, dass wir manche Positionen nicht besetzen können. Wir suchen alles: Ingenieure, Laboranten, Personaler und auch Reinigungskräfte“, sagt die 51-Jährige. Dennoch wählten sie weiterhin sehr sorgfältig aus, so die Personalleiterin. „Gerade weil wir nicht alle Positionen voll besetzen können, ist es wichtig, dass wir genau prüfen, ob die Kandidaten zu uns passen und wir zu ihnen.“

Kleben ist cool – und vielfältig

Hausen selbst stieß vor 8 Jahren zu DELO. Damals arbeiteten sie und ihr Mann in Frankfurt am Main, orientierten sich aber wieder Richtung Bayern. Die gebürtige Fränkin fuhr immer mal wieder am DELO-Hauptsitz vorbei und nahm wahr, wie sich das Unternehmen entwickelte. Das weckte ihr Interesse.

Schließlich bewarb sie sich und ließ sich vom Gemeinschaftsgefühl sowie der Begeisterung, etwas gestalten zu können, mitreißen: „Wie cool Kleben ist, welche Möglichkeiten es bietet und welche Herausforderungen, habe ich hier gelernt“, erzählt sie. Ihre Kollegen arbeiten in der Produktion, in Forschung und Entwicklung, im Bereich Energie und Nachhaltigkeit. Sie suchen nach individuellen Lösungen und Produkten für die Hightechindustrie und wie man dabei etwa nachwachsende Rohstoffe einarbeiten kann. Denn bei DELO gibt es keine Klebstoffmassenware.

Interessante Thematik, breites Arbeitsfeld, nettes Team

Das ist es unter anderem auch, was Bernd Scholl an dem Weltmarktführer reizte. Der 47-jährige Maschinenbauingenieur kam im Zuge seines Studiums an der Uni Kaiserslautern zu DELO. 2004 fing er als Ingenieur im Unternehmen an, mittlerweile leitet er das Labormanagement und die Produkttechnologie im Engineering.

„Mich interessierte schon immer die Thematik rund ums Kleben und hier bei DELO habe ich ein breit gestecktes Arbeitsfeld, kann etwas gestalten, in einem motivierten und netten Team.“ Abwanderungsgedanken? Die hatte er schon mal, so Scholl. Aber nach gründlicher Abwägung kam er bisher immer wieder zu demselben Schluss: „Das Gesamtpaket stimmt hier für mich. Und ich habe in den vergangenen 20 Jahren keines gefunden, das besser zu meinen individuellen Wünschen passt.“

IHK-Info zu Mitarbeiter finden und binden

Hilfreiche Tipps für die Mitarbeitersuche hat die IHK auf ihrer Website zusammengestellt.

Verwandte Themen