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Klare Vorgaben erwünscht

Maas Beratungsgesellschaft ©

Angenehmes Arbeitsklima, interessante Aufgaben – und bloß keine Jobangebote über Instagram. Generationenforscher Rüdiger Maas erklärt, worauf sich Unternehmer bei jungen Mitarbeitern aus der Generation Z einstellen sollten.

EVA ELISABETH ERNST, Ausgabe 03/2022

Herr Maas, in welchen wesentlichen Punkten unterscheidet sich die sogenannte Generation Z von ihren Vorgängern?
Die Generation Z, wie die jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, populärwissenschaftlich genannt werden, ist die kleinste Alterskohorte, die wir in Deutschland bislang hatten: Sie umfasst lediglich 11,4 Millionen Personen. Zum Vergleich: Der Post-Babyboomer-Generation X gehören 16,6 Millionen Menschen an. Die Generation Z ist zudem die erste Generation, die komplett im Wohlstand sowie in der digitalen Welt groß geworden ist. Sie agiert digital total intuitiv, das heißt, sie hinterfragt Digitales nicht mehr, sondern betrachtet es als selbstverständlichen Bestandteil ihrer Lebenswelt.

Eltern mit am Stand

Worüber sollten sich Unternehmer im Klaren sein, wenn sie Mitarbeiter aus dieser Alterskohorte gewinnen wollen?
Bei der Generation Z haben die Eltern einen wichtigen Stellenwert. Die Bindung ist stark, es gibt keine Abgrenzungselemente mehr. Sehr häufig entscheiden die Eltern daher bei der Wahl von Beruf und Ausbildungsstätte mit. Das bedeutet, dass die Eltern quasi immer mitgedacht werden sollten: Arbeitgeber sollten sich zum Beispiel darauf einstellen, dass bei Jobmessen auch die Eltern an den Stand kommen oder dass es ihre jüngsten Mitarbeiter sehr gern mögen, wenn ihre Eltern zu einer Firmenveranstaltung wie etwa einem Tag der offenen Tür mitkommen.

Darüber hinaus ist die Generation Z weniger offen für Kritik, weil sie in ihrem Leben in der Regel wenig negativer Kritik ausgesetzt war.

Für 90 Prozent angenehmes Arbeitklima Kriterium Nummer eins

Wie reagiert die Generation Z, wenn sie von Vorgesetzten kritisiert wird?
Diese jungen Menschen können Kritik wenig nachvollziehen und empfinden sie oft als persönlich verletzend und ineffektiv. Sie folgern häufig daraus, dass der Kritisierende sie persönlich angreift – und wechseln zu einem Arbeitgeber, bei dem sie sich wohler fühlen. Für unsere Generation-Thinking-Studie haben wir mehr als 2.200 Vertreter der Generation Z danach befragt, was ihnen beruflich wichtig ist. Ein angenehmes Arbeitsklima war dabei Kriterium Nummer eins. Nahezu 90 Prozent gaben an, dass ihnen dies wichtig ist.

Worauf kommt es der Generation Z im Arbeitsleben darüber hinaus noch an?
84 Prozent wünschen sich eine interessante Tätigkeit,77 Prozent einen sicheren Arbeitsplatz. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie beabsichtigen, möglichst lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben: Sie legen lediglich Wert auf die Optionsqualität, also darauf, dass sie selbst entscheiden können, ob sie gehen oder bleiben.

Wie wird ein mittelständisches Unternehmen für diese jungen Nachwuchskräfte attraktiv?
Dass man in einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen nicht nur eine Nummer ist, weiß die Generation Z sehr zu schätzen. Hier liegt also eine große Chance für den Mittelstand. Voraussetzung ist natürlich, dass dort auch tatsächlich eine angenehme Arbeitsatmosphäre herrscht. Bewerbern etwas schönzureden, empfiehlt sich nicht. Denn der Sinn für Authentizität ist bei der Generation Z stark ausgeprägt. Sind sie von einem Unternehmen enttäuscht, zögern sie nicht, dies in Onlinebewertungen kundzutun.

Keine Jobangebote über Instagram

Auf welchen Kanälen erreicht man diese Altersgruppe am besten?
Erstaunlicherweise nicht durch direkte Ansprache im Internet. Die Onlinewelt sehen sie nämlich als Privatbereich für Entertainment und die Interaktion mit Gleichaltrigen. Wenn sie etwa auf Instagram unterwegs sind, möchten sie dort kein Jobangebot erhalten. Das wäre so, als würde ein Recruiter in den Vorgarten eines Babyboomers eindringen, um ihm eine Unternehmensbroschüre zu überreichen. Die Generation Z will, dass ihre Eltern den künftigen Chef persönlich kennenlernen.

Messen oder Firmenveranstaltungen sind daher ideal. Diese Events können durchaus auch online beworben werden – sofern der Arbeitgeber dabei nicht als digital inkompetent wahrgenommen wird. Erfolgversprechend ist es auch, wenn ein Repräsentant das Unternehmen in Schulen, Hochschulen und Universitäten vorstellt. Vorausgesetzt, dieser Repräsentant kann auch persönlich überzeugen.

Was motiviert die Generation Z?
Sie wünscht sich klare Vorgaben und ein zeitnahes, positives Feedback. Wichtig sind ihr geregelte Arbeitszeiten mit pünktlichem Feierabend – unabhängig davon, wie interessant die Tätigkeit gerade ist. Verantwortung übernimmt diese Generation am liebsten in den Bereichen, die ihr zusagen. Sich in eine zunächst unliebsame Aufgabe hineinzufuchsen, liegt diesen jungen Menschen eher weniger.

Was die Generation Z auch nicht mag: Babyboomer, die ihnen ständig erzählen, wie es früher war und was sie alles leisten mussten. Die Babyboomer sind die größte Alterskohorte. Sie mussten um knappe Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplätze kämpfen und sich ihre beruflichen Positionen und den Aufstieg hart erarbeiten. Die kleine Kohorte der Generation Z kann sich dagegen aussuchen, für wen sie arbeiten möchte.

»Täglich bis zu acht Stunden im Netz«

Lässt sich denn tatsächlich eine ganze Generation auf einen Nenner bringen?
Natürlich sind das populärwissenschaftliche Modelle. Vor allem die Generationen X und Y lassen sich nicht immer klar trennen. Alle 15 Jahre eine neue Kohorte auszurufen, ist aus wissenschaftlicher Sicht unsinnig. Doch insbesondere zwischen den Babyboomern der Jahrgänge 1958 bis 1964 und der Generation Z gibt es klare Unterschiede. So ist die Generation Z komplett digital und verbringt täglich bis zu acht Stunden im Netz. Das prägt ungemein. Daher ist diese Alterskohorte relativ homogen und es gibt kaum Abgrenzungstendenzen gegenüber Gleichaltrigen.

Zur Person: Rüdiger Maas

Der Diplompsychologe Rüdiger Maas (42) ist Gründer und Vorstand des Instituts für Generationenforschung in Augsburg, das für seine repräsentative Generation-Thinking-Studie rund 2200 Jugendliche befragte. Die Ergebnisse fasste der Experte für Arbeits- und Organisationspsychologie in dem Buch »Generation Z für Personaler und Führungskräfte« zusammen.

Maas ist zudem Geschäftsführer der Maas Beratungsgesellschaft GmbH, die sich auf Personalgewinnung und -entwicklung sowie Prozessoptimierung spezialisiert hat.

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