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Erfuhr durch Zufall vom Stipendium – Katharina Moderegger von der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost

Das Weiterbildungsstipendium fördert junge Mitarbeiter mit Potenzial. Aber nicht nur für aufstrebende Berufsanfänger ist die finanzielle Unterstützung ein Gewinn. Auch Unternehmen profitieren von engagierten und topqualifizierten Fachkräften.

MECHTHILDE GRUBER, Ausgabe 03/2022

Wegen des Fachkräftemangels ist es wichtig, dass junge Mitarbeiter, die unsere Firma schon kennen, durch Weiterbildung ihr Wissen gewinnbringend ins Unternehmen einbringen«, sagt Patricia Schmid (29), Teamleiterin Aus- und Weiterbildung bei der ept GmbH. »Wir müssen diese Kenntnisse dann nicht auf dem Arbeitsmarkt suchen.«

Das Unternehmen mit weltweit 1.200 Mitarbeitern und Hauptsitz im oberbayerischen Peiting stellt elektronische Steckverbinder für Anwendungen in der Industrie und im Automobilbereich her. »Wenn sie bei der Berufsabschlussprüfung gute Noten haben, beantragen unsere Mitarbeiter das Weiterbildungsstipendium«, sagt Schmid. Allein die Möglichkeit, das Stipendium zu bekommen, sei für die Mitarbeiter ein Anstoß, über ihre Zukunft nachzudenken und sich für eine Weiterbildung zu entscheiden.

Sprünge in der persönlichen Entwicklung

Viele Stipendiaten machen nach der ersten Weiterbildung weiter und schließen beispielsweise ein berufsbegleitendes Studium an. »Schön ist es, zu beobachten, welche Sprünge die jungen Leute dabei auch in ihrer persönlichen Entwicklung machen«, erklärt Schmid.

Das Weiterbildungsstipendium ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) ist mit der Koordination beauftragt. In den dualen Ausbildungsberufen werden die Stipendien nach den Vorgaben der SBB von den Kammern vergeben. Die IHK für München und Oberbayern fördert und betreut derzeit 482 Stipendiaten bei ihrer Weiterbildung.

»Es geht um die Auswahl der Besten«

»Es geht um die Auswahl der Besten«, sagt Susanne Lingl, IHK-Fachberaterin für das Weiterbildungsstipendium. »Junge, motivierte Berufsanfänger sollen damit bei ihrer weiteren beruflichen Qualifikation unterstützt werden.« Bewerben können sich Absolventen einer dualen Berufsausbildung, die in der IHK-Abschlussprüfung mindestens 87 Punkte erreicht haben, bei Aufnahme nicht älter als 25 Jahre sind und keinen Hochschulabschluss haben. In einem Auswahlverfahren entscheidet die IHK, wer aufgenommen wird.

Bis zu 8.100 Euro in drei Jahren

Gerade für Berufsanfänger ist das Stipendium sehr attraktiv. Für die Finanzierung von einer oder mehreren Weiterbildungsmaßnahmen werden über einen Zeitraum von knapp drei Jahren bis zu 8.100 Euro gezahlt.

Qualifikationen bis hin zum Studium

Dabei wird eine große Bandbreite von Maßnahmen gefördert, die überwiegend berufsbegleitend sind. Dazu zählen Seminare zum Erwerb fachbezogener beruflicher Qualifikationen wie zum Beispiel zum/r Techniker/-in, Meister/-in, Fachwirt/-in oder Betriebswirt/-in. Ebenso kann ein anschließendes Studium gefördert werden, das auf der Ausbildung oder der Berufstätigkeit aufbaut. »Da ein Bachelor-Studium durch die Anrechnung der Ausbildungszeit eventuell verkürzt wird, kann man mit dem Stipendium sehr weit kommen«, sagt IHK-Fachberaterin Lingl.

Wer sich persönlich weiterentwickeln will, kann das Stipendium zudem für Seminare zum Erwerb fachübergreifender und sozialer Kompetenzen wie etwa Mitarbeiterführung, Konfliktmanagement, EDV oder Fremdsprachen nutzen. Über die Förderfähigkeit entscheidet die IHK. Die Unterstützung ist unabhängig vom Einkommen und muss nicht zurückgezahlt werden.

Unternehmen dabei nicht belastet

Durch das Stipendium werden die Unternehmen bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter finanziell nicht belastet. Umso mehr sollten die Arbeitgeber ihren Beschäftigten dafür bei der terminlichen Planung etwa durch Bildungsurlaub oder Freistellung helfen. Denn die Firmen profitieren davon, wenn sich ihre Mitarbeiter weiterbilden, neues Wissen erwerben und aktuell halten.

Das betont auch Jürgen Hubel (54), Personalvorstand der VR Bank Oberbayern Südost eG: »Unser Ziel ist es, Mitarbeiter durch Weiterbildung noch besser und erfolgreicher zu machen und ihre Lust auf Leistung zu fördern.« Daher werden bei der VR Bank generell alle gefragt, ob sie sich weiterbilden wollen. Hubel: »Es stehen dabei viele Wege offen, durch entsprechende Eigeninitiative und Motivation an den zentralen Leistungs- und Erfolgsfaktoren von Wissen, Können und Wollen zu arbeiten.«

Im Beruf vorankommen

Ich will Neues dazulernen, im Berufsleben vorankommen und mich weiterentwickeln«, erklärt Sophia Thurner, Materialgruppen-Einkäuferin bei der ept GmbH in Peiting. Gleich nach ihrer Ausbildung hätte sich die 21-Jährige deshalb auch ohne ein Stipendium für eine Weiterbildung zur Fachwirtin für Einkauf entschieden. Wegen der hohen Kosten für die Maßnahme war das Stipendium für sie aber eine große Erleichterung: »Man kann sich auf das Lernen konzentrieren und muss sich nicht mit der Frage beschäftigen, wie das finanziell zu schaffen ist.«

Thurner hat die Maßnahme bereits im vergangenen Sommer abgeschlossen. Das theoretisch erworbene Wissen will die Fachwirtin nun zunächst in der beruflichen Praxis vertiefen.

Auf dem Laufenden bleiben

Ich habe großes Interesse an meinem Beruf, ich will deshalb immer auf dem aktuellen Stand sein«, sagt Handelsfachwirt Hannes Blank. »Die Einzelhandelsbranche entwickelt sich permanent weiter, da kann man schnell auf der Strecke bleiben.« Der 22-Jährige ist im Logistikzentrum der REWE Markt GmbH in Eitting zuständig für die Warenbestellung.

Mit dem Weiterbildungsstipendium konnte Blank gleich nach der Ausbildung den Fachwirt absolvieren und ist nun mitten im berufsbegleitenden Fernstudium B.A. Logistikmanagement. »Mit der Gewissheit, dass ich diesen finanziellen Rückhalt habe, war vor allem die Entscheidung, ein Studium anzuschließen, viel einfacher«, betont Blank und fügt hinzu: »Mit dem Stipendium konnte ich bisher alle Kosten abdecken.« Dazu seien die Bewerbungsformalitäten für das Stipendium gerade im Vergleich zum Aufstiegs-BAföG einfach und unbürokratisch.

Bei seinem Arbeitgeber wird Blanks Weiterbildungsengagement mit Interesse begleitet. »Auch diese moralische Unterstützung motiviert«, sagt der Stipendiat.

Wissen aufbauen

Für mich ist das Stipendium eine großartige Unterstützung, denn ich müsste die Kosten für meine Weiterbildung sonst selbst tragen«, sagt Katharina Moderegger. Die 26-Jährige ist im Marketing der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost in Bad Reichenhall tätig und zudem Geschäftsführerin der von der VR Bank gegründeten Bürgerstiftungen Berchtesgadener Land und Traunsteiner Land.

Im Sommer wird sie das berufsbegleitende Studium B.A. Finance Management abschließen. Auf das Weiterbildungsstipendium wurde sie eher zufällig durch den Tipp eines Arbeitskollegen aufmerksam. »Es wäre gut, wenn die Arbeitgeber bereits während der Ausbildung auf diese Förderung hinweisen würden«, sagt die Stipendiatin. »Für viele wäre das sicher ein Anreiz, sich bei der Abschlussprüfung noch mehr anzustrengen.« Sie selbst hat von den berufsbegleitenden Weiterbildungsmaßnahmen zuerst zur Bankfachwirtin und nun zum Bachelor sehr viel profitiert: »Die Weiterbildung bringt Wissensaufbau für die Karriere und fördert auch sehr stark die persönliche Entwicklung.«

Bewerben

Die Aufnahme in das Förderprogramm Weiterbildungsstipendium erfolgt bei der IHK jährlich zum 1. April. Bewerbungen werden laufend entgegengenommen und müssen generell vor Beginn einer Weiterbildung, die gefördert werden soll, eingegangen sein.

Wer sich für die Aufnahme zum 1. April 2023 interessiert, muss sich spätestens Mitte Februar 2023 um seine Bewerbung kümmern. Weitere Informationen dazu unter: www.ihk-muenchen.de/begabtenfoerderung

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