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Ein Coach für alle Fälle
Ein Coaching kann helfen, geschäftliche Herausforderungen besser zu meistern. Wie Kleinunternehmen ihren Bedarf erkennen und einen passenden Sparringspartner finden.
Von Sabine Hölper, 09/2024
Wiebke Stegh ist Psychologin und Coach. Sie coacht ihre Kunden mit viel Herzblut. Vor einiger Zeit hat die Münchnerin sich entschieden, selbst ein Coaching in Anspruch zu nehmen. „Ich möchte mich neu ausrichten“, sagt sie. Stegh will weniger Gruppen-Workshops durchführen, stattdessen mehr Einzel-Business-Coachings anbieten. „Dabei hilft mir eine Sparringspartnerin.“ Die hat sie in Stefanie Jungbauer gefunden. Seit 2015 coacht Jungbauer unter dem Firmennamen Soul Rebel Coaching Unternehmerinnen und selbstständige Frauen, die sich beruflich umorientieren wollen.
Beginn einer wertvollen Transformation
Nicht jeder kann alles und muss alles können, nicht immer kommt man allein oder mithilfe von Freunden weiter. „Insofern kann ein Coaching ein lohnendes Investment sein – gerade auch für kleinere Unternehmen, die nicht wie große Betriebe von Unternehmensberatungen bedient werden, aber eben auch Beratungsbedarf haben“, sagt Claudia Stephan, Referentin Selbstständige und Mittelstand bei der IHK für München und Oberbayern. Spätestens wenn man nicht mehr handlungsfähig sei oder nachts nicht mehr schlafen könne, solle man einen Coach heranziehen, betont Tiziana Bruno, die ebenfalls als Coach, Trainerin und Speakerin tätig ist. „Coaching ist kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil der Beginn einer wertvollen Transformation.“
Wobei können Coachs kleinen Unternehmen und Freiberuflern helfen, wo liegt deren Bedarf? Die Nachfragepalette ist breit: Viele suchen Unterstützung bei der Vermarktung, der Erschließung neuer Kundengruppen oder wünschen sich mehr Sichtbarkeit. Andere wollen sich persönlich weiterentwickeln. „Oft hängt das eine mit dem anderen zusammen“, sagt Bruno.
Klare und realistische Ziele entwickeln
Damit ein Coaching zum gewünschten Erfolg führt, sollten sich die Unternehmer allerdings im Klaren darüber sein, wo es genau hakt. Es ist ein Unterschied, ob die Arbeitsbelastung ein Problem darstellt, ob die Mitarbeiterführung überfordert oder bei allem Engagement am Ende zu wenig Gewinn übrigbleibt. Oder ob ein Wendepunkt im Leben, etwa eine Krankheit oder Scheidung, eine Neuausrichtung des Geschäfts nötig macht. Ist der Bedarf erst ermittelt, findet sich ein passender Coach leichter.
Förderprogramme nutzen
Denn nur wenn der Coach gut passt, entsteht am Ende auch ein positives Ergebnis. Hier genau hinzuschauen ist wichtig, schon allein, weil Coaching einiges kostet. Jungbauer etwa berechnet für zehn Einheiten netto eine höhere vierstellige Summe. „Die Investition zahlt sich jedoch aus, sofern der Kunde in die Umsetzung kommt“, sagt sie. Und das ist genau die Hauptaufgabe von Coachs: Sie begleiten ihre Kunden dabei, das zu tun, was sie möglicherweise lange vor sich hergeschoben haben. Gut zu wissen: Es gibt Förderprogramme, die Coachings für KMU mitfinanzieren (siehe unten).
Persönliche Empfehlungen annehmen
Einen Coach sollten Interessierte sorgfältig auswählen. Die Coaching-Branche ist groß – mit vielen seriösen Anbietern, aber eben auch einigen schwarzen Schafen. Vorsicht ist immer dann geboten, wenn ein Coach das große Glück in allen Lebensbereichen verspricht. Vertrauenswürdiger sind jene, die die Ziele klar und realistisch benennen. Wie man so jemanden findet? Expertin Bruno sagt: „Über persönliche oder Google-Empfehlungen.“
IHK-Info zu Förderung von Coachings
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und der Europäische Sozialfonds Plus unterstützen Unternehmen mit dem Programm „Förderung von Unternehmensberatungen für KMU“. Ziel des Programms ist, die Erfolgsaussichten, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Beschäftigungs- und Anpassungsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen zu stärken. Um dies zu erreichen, können sich Unternehmen von qualifizierten Beratern zu wirtschaftlichen, finanziellen, personellen und organisatorischen Fragen der Unternehmensführung beraten lassen. Nicht förderfähig sind Coachings für Unternehmensberater.
Weitere Informationen unter zum Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ auf der IHK-Website.