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Wer im Nebenerwerb gründet, kann am Anfang oft von zu Hause arbeiten

Nebenerwerbsgründungen liegen nicht ohne Grund im Trend: Gründungswillige können sich aus einer sicheren Position heraus als Unternehmer ausprobieren. Dabei gilt es, einige Punkte zu beachten.

Von Sabine Hölper, 05/2024

Der 1. April 2024 war für Gordana Trivunovic ein ganz besonderer Tag. Denn seit diesem Tag ist die 28-Jährige ausschließlich Unternehmerin. Gegründet hat sie ihre Firma „Zahnärztliche Abrechnung & Beratung GT“ zwar schon 2018. Doch bis März dieses Jahres war sie zugleich noch bei einem Zahnarzt angestellt. Die geprüfte zahnmedizinische Verwaltungsassistentin hat ihre Selbstständigkeit im Nebenerwerb gestartet. „Ich wollte erst sehen, ob sich das Unternehmen lohnt“, sagt Trivunovic. Nach gut 5 Jahren Probe wusste sie, dass es funktioniert. „Ich habe bereits 18 Zahnarztpraxen in ganz Deutschland als Kunden für die Erstellung und Abrechnung von Heil- und Kostenplänen gewonnen.“

Praxistest für das Konzept

Nebenberuflich zu gründen liegt im Trend. 2022 sind laut KfW-Gründungsmonitor deutschlandweit 370.000 Menschen diesen Weg gegangen. Als nebenberuflich wird eine Selbstständigkeit dann eingestuft, wenn eine Arbeitszeit von weniger als 18 Stunden pro Woche für sie aufgewendet wird. Zusätzlich darf das Einkommen aus der Selbstständigkeit nicht höher ausfallen als das Angestelltengehalt.

Der Grund für die Teilzeitgründung ist fast immer der gleiche: Die Gründenden wollen zunächst herausfinden, ob das Geschäftsmodell Erfolg verspricht, ob ihnen das Unternehmersein liegt. Falls nicht, können sie in ihrem sicheren Job bleiben. „Sie haben etwas gewagt – und trotzdem nicht alles aufgegeben“, bringt es IHK-Gründungsexpertin Cornelia von Kapff auf den Punkt.

Festes Gehalt als finanzielle Basis

So ist es nicht zuletzt die finanzielle Seite, die das nebenberufliche Gründen reizvoll machen kann. Denn Nebenerwerbsgründer beziehen nach wie vor ein sicheres Einkommen aus ihrer angestellten Tätigkeit. Damit können sie zumeist alle Kosten für die Lebensführung decken – und im besten Fall sogar erste Investitionen fürs Unternehmen finanzieren. Das gelingt oft sogar dann, wenn man die Haupttätigkeit ein wenig reduziert. So hat auch Trivunovic zuletzt nur noch 30 Stunden in der Zahnarztpraxis gearbeitet und trotz des damit einhergehenden geringeren Lohns bis heute keinen Cent Fremdkapital benötigt.

Weitere finanzielle Aspekte: Es braucht für den Start nicht immer eigene Räumlichkeiten, also auch keine zusätzliche Miete. Viele Nebenerwerbsgründungen lassen sich am heimischen Schreibtisch stemmen. Oder das Thema Mitarbeitende: Werden feste Mitarbeiter gebraucht, reicht es am Anfang, solange das Arbeitsvolumen noch nicht voll hochgefahren ist, kostensparend Aushilfskräfte zu engagieren.

Bürokratie im Blick behalten

Ist die Entscheidung für die Selbstständigkeit gefallen, gibt es einige Standardaufgaben, die Nebenerwerbsgründende erfüllen müssen: Gewerbe anmelden, notwendige Versicherungen abschließen, das Finanzamt informieren, ein Geschäftskonto eröffnen, gegebenenfalls Mitarbeiter bei der Sozialversicherung anmelden. Die eigene Sozialversicherung läuft weiter über den Arbeitgeber.

Kontakt aufnehmen müssen Nebenerwerbsgründer aber mit ihrer Krankenkasse. Sie muss den Nebenerwerb als solchen anerkennen. Tut sie das nicht, müssen Gründer auf ihre Gewinne aus der Nebentätigkeit zusätzliche Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zahlen.

Und dann geht es schon an die Kundenakquise – die vielleicht größte Herausforderung jeder Gründung. Es gilt also sich gut vorzubereiten, sagt Trivunovic. Sie hat sich einiges Wissen in Onlinekursen und in einem Beratungsgespräch bei der IHK für München und Oberbayern angeeignet.

Dem Chef keine Konkurrenz machen

„Nicht vergessen sollten Gründender bei aller Vorbereitung des Geschäfts die Kommunikation mit dem Arbeitgeber“, ergänzt IHK-Fachfrau von Kapff. Dieser sollte informiert werden. Das ist grundsätzlich Formsache, es gibt aber ein paar Regeln zu beachten:

  • Die nebenerwerblich Selbstständigen dürfen ihrem Arbeitgeber keine Konkurrenz machen.
  • Ihre hauptberufliche Tätigkeit darf nicht unter der Nebentätigkeit leiden: Sie erscheinen weiter zuverlässig zur Arbeit, sind nicht übermüdet und bleiben engagiert und leistungsfähig.
  • Sie greifen nicht auf Mittel oder Daten ihres Arbeitgebers zurück.

Trivunovic hat zum Beispiel ihr vorheriges Anstellungsverhältnis bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB) aufgeben müssen, da sie sich im gleichen Metier selbstständig machen wollte. „Anderenfalls wäre es zu Interessenskonflikten gekommen.“ Daher wechselte sie in die Zahnarztpraxis. Und legte los.

Vereinbarkeit von Gründung und Privatleben

Bleibt die Tatsache, dass eine Nebenerwerbsgründung auch Einfluss auf Privatleben und Freizeit nimmt. Die gebürtige Bosnierin Trivunovic, die seit ihrem 6. Lebensjahr in München lebt, erlebte bei aller Freude an ihrer Gründung, „dass es eine Zeit lang keine freien Wochenenden, keinen Urlaub, kaum Privatleben gibt“. Deshalb war die Reduzierung auf Teilzeit beim Arbeitgeber nötig, sagt sie. Nebenerwerb stemmt sich nicht mal eben nebenbei. „Sie macht aber eben auch viel Freude“, sagt IHK-Expertin von Kapff. „Es setzt einfach viel positive Energie frei, wenn man sich ausprobiert und sich etwas Eigenes aufbaut. Das erleben wir in unseren Beratungen täglich.“

IHK-Info zur nebenberuflichen Selbstständigkeit

Die IHK bietet viele Infos rund um die Gründung im Nebenerwerb – von der Planung über Fördergelder bis zu Coaching wie etwa dem Vorgründungscoaching. Zudem berät sie und organisiert Informationsveranstaltungen.

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