Nachhaltige Navigationshilfe

Die Münchner Internetagentur ars navigandi setzt für die digitale Transformation ihrer Kunden auf nachhaltige Software.
Von Harriet Austen, 5/2025
Wer sich durch die Webseite der ars navigandi GmbH liest, stößt auf zahlreiche Begriffe der Segelsprache. Da ist von Flaschenpost, Werft, Logbuch, Kompass und Stapellauf die Rede. Waren alle vier Gründer am Anfang etwa passionierte Segler? „Mitnichten“, sagt Matthias Reithmair schmunzelnd. „Zum Segeln haben wir erst später gefunden.“ Aber ihm und seinen drei Kollegen habe der Name ars navigandi – die Kunst zu navigieren – gut gefallen, „denn das passt zu unserem Geschäftsmodell“. Die Agentur für Digitalisierung versteht sich als Navigationshilfe durchs Internet und fragt dabei jeden Kunden individuell, wohin die Reise gehen soll und was er dazu benötigt. „Wir nehmen ihn wie gute Skipper an die Hand, führen ihn durch die digitale Transformation und bringen ihn ans Ziel“, erklärt der Geschäftsführer.
Durchbruch mit E-Learning
Matthias Reithmair, sein Bruder Christoph Reithmair sowie Katrin Hauf und Johannes Hauf bauten die ersten Webseiten und Softwareprodukte schon, während sie noch Jobs an der Technischen Universität München hatten. „Die Aufgaben wurden immer größer, das war so nicht mehr zu schaffen“, erinnert sich Matthias Reithmair. Die 4 IT-affinen jungen Leute beschlossen deshalb, sich mit einer Internetagentur selbstständig zu machen. Das war 1999. Kurz danach brach der Neue Markt mit der Dot.com-Blase zusammen. „Wir konnten durchhalten, weil uns kleine und erste große Kunden aus dem Loch heraushalfen“, so der Geschäftsführer.
Dazu trug E-Learning als erstes eigenes Angebot bei, das sich sehr erfolgreich entwickelte. Das Unternehmen konzentrierte sich zunächst auf die Reisebranche und baute Schulungsprogramme, um die Beratungskompetenz der Mitarbeiter zu erhöhen. „Das verhalf uns zum Durchbruch, weil wir dadurch sehr bekannt geworden sind“, erklärt Reithmair.
CO2-Fußabdruck reduziert
Nach und nach kamen neue Produkte, Zielgruppen, Standorte und Bereiche dazu. Mittlerweile nennt sich das Unternehmen Agentur für Digitalisierung. Als „Renner“ bezeichnet Reithmair die Beratung im Rahmen des früheren staatlichen Förderprogramms go-digital, das kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Markterschließung, digitalen Geschäftsprozessen und IT-Sicherheit unterstützte. „Das bescherte uns zahlreiche neue Kunden.“
Besonders punktet ars navigandi auch mit seiner Zertifizierung nach EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), die es seit 2021 hat – es war damit die zweite Internetagentur, die in Deutschland überhaupt je EMAS-zertifiziert wurde. „Wir erwarten uns dadurch einen Wettbewerbsvorteil in Bezug auf die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern“, sagt Reithmair. Der Start im eigenen Büro brachte durch Maßnahmen wie Reduzierung der Bürofläche, Ökostrom, papierloses Arbeiten, ladezeitreduzierte Homepage, Wärmerückgewinnung und Servertausch bereits eine Reduzierung des CO2-Fußabdrucks um 43 Prozent. „Hier haben wir wirklich alles unternommen.“
Vorbild für die Kunden
Dabei möchte der Münchner Spezialdienstleister mit seinen 13 Mitarbeitenden nicht nur einen eigenen Beitrag leisten, sondern auf dem Gebiet der nachhaltigen Digitalisierung – auch Green IT genannt – eine Vorbildfunktion für seine Kunden übernehmen. Denn die Software trägt entscheidend dazu bei, wie viele Ressourcen eingesetzt werden und wie viel Energie benötigt wird. „Deshalb wollen wir die für unsere Kunden entwickelten Produkte auch an den Kriterien der Nachhaltigkeit ausrichten“, sagt Reithmair. Das geht mit dem Einsatz von KI jetzt noch effizienter: „Wir haben zum Beispiel KI-Tools entwickelt, um E-Learning-Produktionen oder den Umweltzertifizierungsprozess zu beschleunigen.“