Übernehmen statt selbst gründen
Die Medimobility GmbH hat sich auf die Reparatur defekter E-Mobility-Akkus spezialisiert und entlastet damit die Umwelt. Chefin Simone Hornung hat die Firma nicht selbst gegründet, sondern sie übernommen.
Von Harriet Austen, 03/2024
„Als Unternehmerin muss ich viele Rollen und Aufgaben erfüllen“, sagt Simone Hornung. Bei der Übernahme ihrer ersten Firma sei sie von heute auf morgen für alles verantwortlich gewesen – Mitarbeiter, Kunden, Produkte, Finanzen, Administration, Haftung. „Da rotiert man erstmal“, gesteht sie. Mittlerweile ist sie Geschäftsführerin eines zweiten Unternehmens und beherrscht das Metier. Mit der Medimobility GmbH aus Grafing, die defekte Akkus repariert, haben sie und ihre zwei Mitgesellschafter dabei ein ziemlich einzigartiges Geschäftsmodell am Start.
In Deutschland gibt es wenige, in Bayern bislang gar keine Konkurrenten. Woran das liegt? Defekte Akkus von Fahrrädern, Rollern und auch größeren Fahrzeugen werden heutzutage eher ausgetauscht oder entsorgt als repariert. „Dadurch entsteht immer mehr Elektroschrott“, bedauert Hornung. Eine Reparatur dagegen spart Geld und Ressourcen, verlängert die Lebensdauer und somit die Wertschöpfungskette im Sinne einer Kreislaufwirtschaft. „Mir ist wichtig, nicht nur über Nachhaltigkeit zu reden, sondern auch zu leben“, betont die zweifache Mutter. Wohl auch deshalb kam ihr Medimobility gerade recht.
Reparatur statt Entsorgung
Simone Hornung hat ein Faible für Zahlen, wollte aber nicht Mathematik studieren. Stattdessen studierte sie Maschinenwesen, Fahrzeug- und Motorentechnik an der TU München. „Dass ich Unternehmerin werde, war allerdings nie konkret geplant“, gibt sie zu. So verlegte sie sich erst einmal zusammen mit ihrem Mann Felix Hornung auf die Unternehmensberatung. Wie es der Zufall wollte, lag bald der Auftrag auf ihrem Tisch, einen Investor für ein insolventes Unternehmen zu finden. Warum es nicht selbst weiterführen, überlegten die beiden. Sie übernahmen die Anteile der Mediprint Apparatebau GmbH und brachten die Firma für feinmechanische Apparate wieder auf Vordermann.
Fachkräfte händeringend gesucht
Das bestärkte beide, in diese Richtung weiterzudenken. „Man muss nicht immer selbst gründen. Ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen, hat auch einen großen Reiz“, findet Hornung. Über Ebay-Kleinanzeigen stieß sie 2022 auf den Tüftler Holger Lang und seine E-Bike-Workshop Munich UG. Der war für seine Idee bereits mit dem Preis „Münchens ausgezeichnete Unternehmen“ geehrt worden. Als Angestellter, der das Geschäft nebenbei betrieb, konnte er den großen Zulauf aber nicht mehr bewältigen und musste verkaufen. Beide Seiten wurden sich schnell handelseinig. Hornung übernahm die Leitung, benannte die Firma in Medimobility GmbH um und stellte drei Mitarbeiter ein, lässt diese eigenverantwortlich arbeiten, setzt auf ihre Mitgestaltung.
Einzelkunden sowie Fahrradhändler und -werkstätten bringen oder schicken dem modernen Servicezentrum in Grafing defekte Akkus, die sorgfältig gelagert, analysiert und repariert werden. „Ein Zukunftsmodell, das leicht skalierbar wäre, wenn wir genügend Fachkräfte finden würden“, sagt Hornung mit Blick auf eine EU-Verordnung, die ab 2027 untersagt, gebrauchte Akkus einfach zu entsorgen.
Strategie anpassen
Grund genug, nicht nur Marketing und Recruiting zu verstärken, sondern auch die Strategie zu ändern. Bisher habe man alle Akkus akzeptiert und dabei zwar beträchtliches Know-how in der Akku-Reparatur gewonnen. „Doch jetzt geht es um die Effizienz in der Werkstatt“, betont die Geschäftsführerin, die hier deutlich von ihren technischen und beratenden Kenntnissen profitiert. Medimobility wird ab 2024 nur noch bestimmte Marken annehmen, deren Hersteller auch eine Reparatur ermöglichen. Hornung bekräftigt: „Hier können wir noch besser beweisen, wie schnell, stark und zuverlässig wir sind.“