Den Weihnachtsmüll vermeiden
Mit Geschenkpapier aus Gras will PÁPYDO den Markt revolutionieren und Nachhaltigkeit und Schönheit miteinander verbinden.
Von Harriet Austen, 11/2024
Gerade ist Hochsaison beim fünfköpfigen Team von PÁPYDO – rund 60 Prozent seiner Umsätze mit Geschenkpapier aus Gras fährt es in der Weihnachtszeit ein. Dabei hilft die Kooperation mit dem Handelsunternehmen REWE kräftig mit. In 500 Filialen stehen in dieser Jahreszeit an exponierten Stellplätzen Aufsteller mit dem Graspapier. „Eine tolle Möglichkeit, die Marke zu zeigen und Aufmerksamkeit zu generieren“, freut sich Katharina Lehmkuhl, eine der beiden Geschäftsführerinnen von PÁPYDO.
Doch wie kommt man auf die Idee, Geschenkpapier aus Gras zu entwickeln? Tatsächlich war es gerade der ganze Weihnachtsmüll, der den Impuls gab. Kaum vorstellbar: 8.000 Tonnen Geschenkpapier werden jedes Jahr in Deutschland zur Weihnachtszeit gekauft – eine unglaubliche Verschwendung wertvoller Ressourcen.
Ressourcen schonen
Katharina Lehmkuhl und Melusine Bliesener, damals beide Studentinnen in St. Gallen, begannen daher 2019 an einer nachhaltigen Idee zu tüfteln. Sie arbeiteten sich in die Papierbranche ein und stießen auf eine eher unbekannte, aber besonders ressourcenschonende Variante: Papier aus Grasfasern. „Unsere Papiere bestehen zu 30 Prozent aus Grasfasern und noch zu 70 Prozent aus recycelten Holzfasern. Doch die Forschung arbeitet daran, den Grasanteil zu erhöhen“, sagt Betriebswirtin Bliesener, die Marketing und Finanzen verantwortet.
Gründung remote
Im Juli 2019 war die Gründung der PÁPYDO UG beschlossene Sache, als Online-Business. Da beide junge Frauen an unterschiedlichen Orten wohnen, verliefen Aufbau und Entwicklung des Start-ups ausschließlich remote. Das galt für die Suche nach geeigneten Papierfabriken, Druckereien, Designern und jungen, talentierten Mitarbeitenden ebenso wie für den Aufbau der Onlineplattform, die zu zwei Dritteln zum Umsatz beiträgt. Erst seit 2022 gibt es in München ein Büro.
In der „Höhle der Löwen“
Einen richtigen Push verpasste dem Team 2022 außerdem die Einladung zur „Höhle der Löwen“, der Fernsehsendung, in der Gründer ihre Geschäftsideen vorstellen können. Die Präsenz in der Sendung war wichtig, weil „wir uns in einer Marketingbranche befinden“, sagt Bliesener. „Das hatten wir anfangs unterschätzt.“ Inzwischen ist PÁPYDO laufend in den sozialen Medien präsent, hat ein Händlernetz aufgebaut, ist in kleinen Papeterien und Boutiquen vertreten und kooperiert mit Unternehmen wie eben REWE oder auch Westwing und der BioCompany. Umweltfreundliche Accessoires wie Geschenk- und Klebebänder, Anhänger, Karten und Boxen ergänzen das Angebot.
Markenaufbau verstärken
Natürlich bleiben auch Nachahmer nicht aus. Doch der Vorsprung der Münchner Firma mit ihrem nachhaltigen und handillustrierten Geschenkpapier ist nicht so schnell einzuholen. „Wir haben es geschafft, eine starke Marke aufzubauen“, sagt Lehmkuhl, zuständig für Produkt und Vertrieb, stolz.
Das macht den beiden auch Mut, die Zukunft zu gestalten. Vorstellbar sind die Weiterentwicklung in Richtung Interior – mehr verraten sie noch nicht –, um die Saisonabhängigkeit zu reduzieren oder Kooperationen mit anderen Herstellern von nachhaltigem Geschenkpapier. Sogar das langfristige Ziel steht für das Duo schon fest: „Mit schönen und hochwertigen Papieren zur Traditionsmarke zu werden“.