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Netzwerken – aber richtig
Wer erfolgreich sein will, muss netzwerken. Davon ist Tanja Brunnhuber, Inhaberin der Beratungsagentur „destination to market“ in Lenggries, überzeugt. Sie selbst netzwerkt unter anderem im IHK-Regionalausschuss Bad Tölz-Wolfratshausen.
Von Gabriele Lüke, 4/2024
Frau Brunnhuber, kann man ohne Networking heute überhaupt noch geschäftlich erfolgreich sein?
Netzwerken war schon immer vorteilhaft. Insbesondere für Einzelunternehmerinnen wie mich. Über Vernetzung geht für uns Vieles leichter. Netzwerken tut der Selbstständigkeit, dem geschäftlichen Fortkommen gut! Davon bin ich absolut überzeugt.
Es heißt jedoch immer, dass in Deutschland zu wenig genetzwerkt wird?
Ich denke, dass sich das durch die Pandemie deutlich zum Positiven verändert hat. Unsere bestehenden Netzwerke, digitale Tools und Social Media haben uns geholfen, in Verbindung zu bleiben und diese Zeit persönlich und geschäftlich einigermaßen zu überstehen. So haben wir auch den Wert des Netzwerkens noch einmal neu zu schätzen gelernt.
Networking erhöht Kapazitäten
Welche konkreten Vorteile bringt Ihnen das Networking?
Vor allem erleichtert mir Networking die Auftragsakquise. In meinen Netzwerken kennt man meine Expertise, ich werde weiterempfohlen und beauftragt. Zudem kann ich mich als Einzelkämpferin über meine Kontakte schnell mit anderen zusammentun, um an komplexeren Ausschreibungen teilzunehmen oder größere Aufträge anzunehmen, die ich allein nicht stemmen könnte oder die gemeinsam schlichtweg besser zu bearbeiten sind. Netzwerken erhöht also meine Einnahmen, Kapazitäten und Chancen.
Wovon profitieren Sie außerdem?
Ich nutze meine Netzwerke, um neue Ideen zu diskutieren. Ich finde dort immer kompetente Personen zum Austausch. So komme ich inhaltlich voran, fühle mich durch eine ehrliche und vertrauensvolle Diskussion in meinen Ansätzen gestärkt. Was mir außerdem zunehmend wichtig wird: Ich möchte über die Netzwerke mit anderen gemeinsam etwas bewirken, gesellschaftlichen Impact erzielen. Meine Marketingstrategien haben die Nachhaltigkeit im Blick. Gerade bei diesem Thema kommt man gemeinsam viel weiter.
Vertrauen versus „Wegschnappen“
Sie sprachen bereits von Vertrauen. Ist das eine der Grundbedingungen fürs Netzwerken?
Unbedingt. Es darf nicht sein, dass ich offen Austausch zu einem Projekt oder eine Ausschreibung suche und ein anderes Netzwerkmitglied mir das Projekt dann wegschnappt. Ich muss mich verlassen können, dass alle fair agieren, ich ihnen vertrauen kann. Ich habe da bislang nur positive Erfahrungen gemacht.
Eine weitere Grundbedingung ist das Nehmen und Geben. Ich profitiere von Empfehlungen und Austausch, aber ich empfehle ebenfalls und stehe für andere zum Austausch bereit.
Welche Netzwerke wählen?
Wie wählen Sie Netzwerke aus?
Wichtig ist, vorab zu bestimmen, welche Ziele ich mit dem Netzwerken verfolge. Nur mehr Aufträge? Dafür gibt es spezielle Netzwerke, deren Mitglieder sich regelmäßig treffen und vornehmlich wechselseitig beauftragen. Oder will ich auch darüber hinaus noch Austausch, Impulse und Inspirationen oder auch Impact? Dann muss ich andere Netzwerke wählen – über Branchen, Verbände und die IHK. Mir ist diese Art von Netzwerk wichtig.
Wie ordnen Sie spezialisierte Netzwerke etwa zum Klimaschutz oder für Frauen ein?
Das kann sehr nützlich sein. Alle lernen voneinander, man muss das Rad nicht neu erfinden, vergrößert den Impact. Auch spezielle Frauennetzwerke können sehr gut sein. Oft fühlen Frauen sich untereinander freier, müssen weniger konkurrieren, kommen weiter und werden mit ihren Anliegen sichtbarer.
Ziele wichtiger als Format
Schon lange im Trend ist auch das Netzwerken über Social Media. Sie erwähnten es im Kontext der Corona-Zeit. Wie nutzen Sie dies?
Auch hier geht es mir immer um die Fragen: Hilft mir das Netzwerk bei meinen Zielen, Aufgaben und Inhalten? Komme ich damit weiter? In welcher Form ich netzwerke, ob Face-to-Face, in Videokonferenzen oder über Social-Media-Profile, Posts und Likes ist letztendlich unerheblich, wenn es mich in meinen Zielen weiterbringt, vertrauenswürdig und fair ist und genügend Feedback gibt.
Investierte Zeit lohnt sich
Wie viel Zeit investieren Sie ins Netzwerken?
Mehrere Stunden im Monat, aktuell vielleicht vier Stunden für die Basisarbeit. Wenn ich mich mehr einbringe, ein Treffen moderiere oder ein Projekt initiiere, kostet das natürlich mehr Zeit. Es lohnt sich!
Also Ziele bestimmen, passende Netzwerke recherchieren oder sich empfehlen lassen und dann los?
Genau! Und sich die Option offenhalten, auch ein eigenes Netzwerk zu initiieren. Oder auch aus Netzwerken wieder auszutreten und in neue zu wechseln für den Fall, dass die eigenen Ziele oder die des Netzwerks sich verändern.
Zur Person: Tanja Brunnhuber
Tanja Brunnhuber ist Gründerin der Beratungsagentur „destination to market“ in Lenggries. Seit rund 30 Jahren entwickelt sie Markenstrategien und Marketingkonzepte für Unternehmen aus dem Mittelstand sowie für Kommunen, Landkreise und Tourismusregionen. Darüber hinaus ist sie überzeugte Networkerin. Unter anderem ist sie im IHK-Regionalausschuss Bad Tölz-Wolfratshausen aktiv.
IHK-Info: Selbstständigentag am 13. Mai 2024 ab 16 Uhr
Der 3. Selbstständigentag der IHK für München und Oberbayern bietet Impulsvorträge zum unternehmerischen Mindset, zu LinkedIn und Chat GPT sowie „Ultimative Tipps für Selbstständige“. Die Teilnahme ist kostenlos.
Termin: 13. Mai 2024, 16 Uhr, IHK-Stammhaus, Max-Joseph-Straße 2, 80333 München. Ab 19 Uhr lädt die IHK zum gemeinsamen Networking ein. Die Anmeldung zum Selbstständigentag gibt es hier.