Zuversicht oder Sorge? Wie wird 2024?

Unternehmerinnen und Unternehmer aus Oberbayern kontern trübe Perspektiven für 2024 mit Mut und viel Eigeninitiative.
Von Ulrich Pfaffenberger, 01/2024
The same procedure as every year: Die IHK-Redaktion wollte auch zu diesem Jahreswechsel von oberbayerischen Unternehmerinnen und Unternehmern, die kleine Betriebe führen, wissen, wie sie sich auf das das neue Jahr einstellen, worauf sie sich freuen, was sie besorgt. Ihre Antworten zeigen vor allem Mut, viel Eigeninitiative und einen guten Schuss Gelassenheit und Flexibilität.
„Wir stellen uns neu auf“
Es mag widersprüchlich klingen, wenn ich sage: Wir wissen wirklich nicht, was in diesem Jahr auf uns zukommt – aber wir haben uns darauf eingestellt. Es gehört eben mehr denn je zum Unternehmer-Dasein, sich auf alle möglichen, auch kurzfristigen Veränderungen einzustellen. Das haben uns die vergangenen Jahre gelehrt. Angesichts der verhaltenen Konsumstimmung agieren wir auf absehbare Zeit eher vorsichtig. Gleichzeitig stellen wir uns neu auf, verabschieden uns von der Optik und konzentrieren uns auf den Schmuck. Der entsprechende Umbau unseres Geschäfts ist für uns im Jahr 2024 das prägende Ereignis.
Korbinian Baur, Baur - Uhren Optik Schmuck, Ampfing
„Einen Traum Wirklichkeit werden lassen“
Unternehmen, Kommunen, Gruppen von Menschen suchen nach Lösungen, wie mit Gebäuden und Freiflächen zukünftig umzugehen ist. Wir freuen uns auch 2024 auf anregende und fordernde Zielfindungsprozesse. Denn diese warten nur darauf, angestoßen zu werden, angesichts der anlaufenden Transformationsprozesse im Gebäudesektor und der Entwicklung der Altersstruktur unserer Gesellschaft. Was wir auf dem Radar haben, ist noch ein Traum, aber er könnte Wirklichkeit werden: Die Stadt Rosenheim, Oberzentrum der Region 18, steigt mit den Kommunen in die Internationale Bauausstellung ein, die IBA. Diese ist keine Baumesse, sondern ein über 10 Jahre laufendes Projekt, das unter dem Motto „Räume der Mobilität“ steht. So können beispielsweise regionale Mobilitätsangebote ebenso aufgegriffen werden wie die Verringerung der Mobilitätsnachfrage, etwa durch das clevere Zusammenschließen von Wohnen und Arbeiten – im Rahmen von Zielfindungsprozessen. Die IBA kann der Startschuss sein für innovative Projekte, für nie Dagewesenes, für Spaß an der Projektarbeit mit verblüffenden Zielen.
Christine Degenhart und Astrid Balk, Büro Zukunftspläne, Rosenheim
„Ich freue mich auf jede einzelne Begegnung“
Wir erwarten für nächstes Jahr wieder eine starke Belegung ab Mai bis in den späten Herbst. Was im Winter 2023/24 passiert, steht in den Sternen. Der Klimawandel und der ausbleibende Schnee sorgen dafür, dass die Gäste spontan buchen und nicht im Voraus, was eine Plansicherheit nicht möglich macht. Also heißt es, „immer locker bleiben“ und flexibel sein. Was mich besorgt: die Inflation, das Weltgeschehen, die Bundesregierung, der Umgang mit unserem Planeten, der wirtschaftliche Standpunkt Deutschlands, der Bildungsstand der Jugendlichen, der Umgang miteinander, unser Standort. Ich freue mich umso mehr auf jede einzelne Begegnung mit meinen Gästen, ob Stammgäste oder neue Gäste, es ist jedes Mal ein Kennenlernen oder ein Wiedersehen und jeder einzelne hat großartige Geschichten, Erfahrungen und Juwelen im Gepäck.
Stefanie Häußer-Wehr, Hotel Alte Säge Ruhpolding
„Das Frühjahrsopening wird ein Highlight“
Mit Blick auf 2024 denken wir an eher gleichbleibende Umsätze, die aber leider durch viele negative politische Entscheidungen für Unternehmen und daraus resultierende höhere Kosten weniger Ertrag bringen. Vor diesem Hintergrund machen uns unsere Regierung und ihre Anti-Mittelstandshaltung, die daraus resultierenden Entscheidungen sowie die massive Bürokratie große Sorgen. Wir nehmen die Herausforderungen trotzdem an und planen Umbauarbeiten in unseren Shops. Wir richten den Blick nach vorne. Nicht zuletzt im Bereich der Serviceleistungen für unsere Kunden und vor allem für verlässliche Stammkunden, die vor Ort und nicht im Onlineshop kaufen. So gesehen wird unser großes Frühjahrsopening im Shop Brannenburg Ende April ein Highlight.
Michael Maier, Top On Snow, Sudelfeld
„Die Treue unseres Teams freut uns“
Als Familienbetrieb haben wir derzeit mit vielen Hürden zu kämpfen: Regulatorik, Bürokratie, politisches Umfeld – darunter leiden wir wie alle anderen Unternehmen. Worauf wir uns einstellen: Das wird auch 2024 nicht besser. Im Gegenteil steht zu befürchten, dass durch weitere Belastungen der Verbraucher die Konsumfreude weiter zurückgeht. Wenn hier in unserer Region große Firmen am Personal sparen, schlägt das direkt auf die Kauflaune durch. Dann spart man selbst am guten Bier. Was uns freut, ist die Treue unseres Teams, das uns momentan vor der Fachkräfteproblematik bewahrt. Und worüber wir uns noch mehr freuen würden, wäre ein „Sommermärchen“ wie 2006 – oder noch besser wie vor 50 Jahren, als Deutschland in München Weltmeister wurde.
Marlis Röhrl, Brauerei Erharting Jakob Röhrl, Erharting