Ein schönes zweites Leben

Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit: Nach Webshop und Ständen auf Floh- und Weihnachtsmarkt eröffnete Gründerin Franziska Hein ihren eigenen Laden für Upcycling-Mode.
Von Eva Elisabeth Ernst, 4/2025
Im Ladenatelier von 089unique in München glitzert und glimmert, schimmert und blitzt es: Da sind zum einen Jeansjacken und -westen, die von Firmenchefin Franziska Hein in liebevoller Handarbeit über und über mit Schmucksteinen, Borten und Applikationen verschönert wurden. Daneben hängen seidene Kimonos und Tops in allen Farben des Regenbogens, verziert mit Stickereien und Pailletten. „Sie wurden zuvor größtenteils als Brautgewand getragen und durften so schon wunderschöne Stunden mit Freude, Liebe und Feierlichkeit erleben“, sagt Hein.
Die Jeansteile kauft Hein auf Flohmärkten, in Second-Hand-Läden und bei Vintage-Onlineshops. Die Seidenkimonos importiert sie aus dem indischen Goa, wo sie während ihrer Weltreise 2023 Station machte.
Erfolgreicher Testlauf nach Weltreise
„Unterwegs habe ich eine sehr teure Jeansjacke mit Nieten und Applikation einer High-Fashion-Brand gesehen“, erzählt die Jungunternehmerin. „Da habe ich mir gedacht, dass ich so etwas auch selbst zu einem erschwinglicheren Preis herstellen könnte.“ Schließlich interessiert sich die 30-Jährige schon seit Jahren für ausgefallene Mode und wandelt ihre eigene Kleidung regelmäßig nach ihren Vorstellungen ab. So reifte unterwegs der Plan, sich selbstständig zu machen.
Wieder zurück in Deutschland startete Hein einen ersten Testballon mit einem Stand auf einem Fashion-Flohmarkt in München. Die Resonanz war so positiv, dass sie im Oktober 2024 ihr Unternehmen gründete. „Vorher habe ich mich online sehr intensiv dazu informiert“, sagt Hein. Das würde sie auch anderen Gründern raten: „Denn ohne Erfahrungen im kaufmännischen Bereich ist die Bürokratie durchaus eine Herausforderung.“
Bürokratie: IHK-Angebote helfen
Dies bestätigt Wolfgang Wadlinger, betriebswirtschaftlicher Berater der IHK: „Viele Gründer fühlen sich anfangs von den administrativen Anforderungen fast schon erschlagen.“ Daher bietet die IHK zahlreiche Info-Veranstaltungen, wöchentliche Webinare und individuelle Beratungen für erfolgreiches Gründen.
Als Einstieg empfiehlt Wadlinger das umfassende Informationsangebot auf der IHK-Webseite. Unabhängig von der Größe des geplanten Vorhabens rät der IHK-Fachmann nachdrücklich, einen Businessplan aufzustellen, der nicht nur die finanzielle Machbarkeit darlegt. Dass die Zahl der Gründungen derzeit steil nach oben geht, freut ihn sehr. „Insbesondere die Gründungen im Nebenerwerb boomen“, sagt er.
Erst Nebenerwerb, dann eigenes Atelier
Auch Franziska Hein entschied sich dazu, in der Startphase Teilzeit in ihrem erlernten Beruf, der Krankenpflege, zu arbeiten – obgleich in ihrem Onlineshop bereits Bestellungen eingehen und sie in der Adventszeit auf dem Märchenbazar, ihrem „Lieblingsweihnachtsmarkt mit dem passenden Vibe“, so Hein, gut verkauft hat.
Bahnwärter Thiel: Kreatives Umfeld als Kundenbringer
Im März 2025 folgte der nächste große Schritt: Sie eröffnete ihr Ladenatelier in einem Container des Münchner Kulturprojekts Bahnwärter Thiel. Das treibt zwar die Kosten trotz günstiger Miete stark in die Höhe. „Doch das kreative Umfeld hier ist ideal“, sagt Hein. „Und die vielen Veranstaltungen im Bahnwärter Thiel bringen genau meine Zielgruppen aufs Gelände.“ Gute Bedingungen also, weitere Kunden zu gewinnen und ihr Geschäft kontinuierlich ausbauen zu können.