Kurzumfrage: Wie meistern Sie die Zukunft?

Die Tourismusbranche ist seit der Coronazeit erheblich unter Druck. Nun zeigt die aktuelle Tourismusumfrage für Oberbayern, dass es aufwärts geht. Gilt das auch für die kleinen Betriebe? Wie gehen sie mit den aktuellen Herausforderungen um?
Von Harriet Austen, 10/2025
Claudia Hans, Inhaberin Aktiv Hotel Böld, Oberammergau
Zusatz-Wellness für anspruchsvolle Gäste
Ja, wir haben seit Corona wieder mehr Buchungen. Und der diesjährige Sommer war gut – jedoch auch sehr herausfordernd und anstrengend. Vor allem die Touristen aus dem Inland haben sich stark verändert. Sie sind hektischer geworden, erwarten immer mehr Leistung, wollen mehr sehen und erleben und dabei möglichst wenig bezahlen.
Unser 4-Sterne-Landhotel lebt vom Tourismus. Zu uns kommen wegen der Nähe zu den Bergen, den Passionsspielen und der NATO-Schule Gäste aus aller Welt. Wir bieten vor allem sanften Tourismus, das heißt Wandern, Radfahren und eine sehr gute bodenständige Küche. Um den anspruchsvollen Gast zufriedenzustellen, planen wir einen zusätzlichen Wellnessbereich mit kleinem Pool. Zu schaffen machen mir zusätzlich der massive Kostendruck beim Personal, die Kostenexplosion bei unseren Lieferanten, was leider zu Preissteigerungen führt, sowie der Fachkräftemangel.
David Boppert, Geschäftsführer Münchner Kultur GmbH, München
Niederschwelliges, echtes Produkt – digital beworben
Mit der „Langen Nacht der Münchner Museen“ und der „Langen Nacht der Musik“ gestalten wir die Kulturszene in München und profitieren damit sehr stark vom Tourismus. Vor allem die Tagesbesucher kommen spontan zu unseren Veranstaltungen. Wir haben uns nach Corona schnell erholt, weil wir ein gutes, niedrigschwelliges Produkt haben, das für alle geeignet ist. Außerdem habe ich die Firma umgebaut, verjüngt und vermehrt auf Social Media gesetzt.
Unser Format steht im Widerspruch zur digitalen Zeit, der Slogan bei der neuen Regensburger Langen Nacht der Museen lautet: „Genug Pixel, Zeit für was Echtes“. Das kommt gut an. Preislich stehen wir stark unter Druck, nach 23 Jahren mussten wir die Tickets von 15 auf 20 Euro erhöhen. Um auch Menschen mit Behinderung einen Besuch der Langen Nächte zu ermöglichen, gehe ich die Themen Barrierefreiheit und Barrierearmut verstärkt an.
Sophie Renoth, Inhaberin Spiesberger‘s Alpenküche, Berchtesgaden
Familiäre Atmosphäre lockt Stammgäste
Für die Gastronomie im Allgemeinen war es extrem schwierig, aus dem Loch von Corona herauszukommen, auch wegen überraschender Rückzahlungen der Coronahilfen und der höheren Mehrwertsteuer. Mit unseren Gästezahlen sind wir aber ganz zufrieden. Sie steigen nicht zuletzt, weil es für Familien vielfach zu teuer ist, in den Urlaub zu fliegen. Deshalb bleiben viele lieber im Land.
Allerdings bevorzugt ein Großteil viel mehr als früher niedrigpreisige Tagesangebote. Zum Glück haben wir sehr gute Mitarbeiter, anderswo sind ja viele während der Pandemie in andere Bereiche abgewandert. Die Leute arbeiten gerne bei uns, ich achte darauf, sie wertzuschätzen. Wir sehen den Betrieb als Familie und sind mit vollem Herzen dabei. Das merken auch unsere Gäste und kommen immer wieder. Jetzt hoffe ich nur noch auf die versprochene Senkung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent, weil die Kosten für Personal, Wareneinkauf und Energie so stark gestiegen sind.
Andreas Lentrodt, Geschäftsführer Eventmanagement Lentrodt GmbH, Schwabhausen
Abgespecktes Angebot und neue Zielgruppen
Unser größtes Standbein sind Reise-Events für Privatpersonen und Firmen nach Sardinien, wo wir auch über 60 Ferienbetten in 11 Urlaubsdomizilen verwalten. Dort organisieren wir Rundum-Sorglos-Pakete vom Weingut bis zu Bootstouren. Dieses Angebot ist während der Pandemie eingebrochen, doch schon 2022 bekamen wir Buchungen ohne Ende, wahrscheinlich wegen des Nachholeffekts.
Aktuell ist es für uns als kleine Firma eine Herausforderung; die Gäste sind preissensitiver geworden, alles ist ihnen zu teuer, wir spüren die Folgen ihrer wirtschaftlichen Sorgen. In den Firmen werden die Incentive-Reisen als erstes gestrichen und Privatkunden verzichten auf größere Feste, auf 25 Anfragen kommt eine Buchung. Deshalb mache ich einfachere und weniger ausführliche und individuelle Angebotstexte. Um das Geschäft anzukurbeln, spreche ich neue Zielgruppen an, entwickle neue Themen und überlege mir, wie ich die Trends zu Digitalisierung, KI und Virtualisierung in meine Angebote einbauen kann.