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Cortenstahl trifft Lifestyle

Contain-us ©
Junges Team – die Gründer Philip Michl (vorn r.), Fynn Langenbeck (vorn 2.v.l.) und Niclas Gnamm (hinten 3.v.l.) mit ihren Mitarbeitern vor einem umgebauten Container

Das junge Unternehmen Contain-us baut aus alten Frachtcontainern nachhaltige Minihäuser, Saunen und Garagen – und trifft damit den Nerv der Zeit.

Von Christian Bonk, IHK-Magazin 10/2025

Seecontainer sind die Hidden Champions im globalen Handel – jährlich sorgen schätzungsweise knapp 250 Millionen Container-Sendungen dafür, dass unser gewohntes Warenangebot unabhängig von Jahreszeit und Saison rund ums Jahr verfügbar ist. Auch wenn die „Standard-Transport-Boxen“, die weltweit als 20- oder 40-Fuß-Container für funktionierende Lieferketten sorgen, äußerst robust sind. Nach 20 bis 30 Jahren Einsatzzeit werden sie ausrangiert – ohne wirklich kaputt zu sein.

Doch was passiert mit diesen Cortenstahl-Boxen, wenn sie nicht mehr verschifft werden? Diese Frage trieb Philip Michl um, während er sich eigentlich auf sein Abitur vorbereitete. Der damals 19-Jährige spielte mit dem Gedanken, nach dem Abschluss eine Firma zu gründen und aus gebrauchten Containern Tiny Houses, Saunen oder Anbauten herzustellen.

Erst das Abi, dann 3 Aufträge

Und so orderte der Jungunternehmer mitten im Abi-Stress den ersten Container am Hamburger Hafen, ließ ihn in eine stillgelegte ehemalige Nutzfahrzeugwerkstatt liefern und begann mit dem Ausbau zum Tiny House. Es folgten sowohl das Abitur als auch 3 Aufträge – und 2023 wurde aus dem Abenteuer eine Firma, die Contain-us UG.

Heute gehören zu dem Unternehmen neben den Mitgründern Fynn Langenbeck und Niclas Gnamm 7 Schreiner sowie 3 Minijobber. Im Industriegebiet Landsberg am Lech sind 4 Hallen angemietet, in denen die Saunen, Tiny Houses oder Gartenhäuser exakt nach den Vorstellungen der Kunden entstehen. „Wir bieten nichts von der Stange, sondern setzen die individuellen Wünsche um, die wir mit den Kunden entwickeln“, erläutert Michl das Geschäftskonzept.

Holz aus zertifizierter Landwirtschaft

Contain-us ist gleich in mehrfacher Hinsicht auf Nachhaltigkeit bedacht. Zum einen schont es Ressourcen und Energie, wenn Container, die sonst verschrottet würden, ein 2. Funktionsleben erhalten. Zum anderen versucht die Vertriebsmannschaft, die Kunden von Holzverkleidungen aus zertifizierter Holzproduktion, ökologisch sinnvollen Energiekonzepten sowie Dachbegrünungen zu überzeugen.

Die Renner sind luxuriös ausgestattete Saunen, in der Regel auf Basis eines 20-Fuß-Containers. Aber auch die Tiny Houses XXL im 40-Fuß-Container finden immer mehr Interessenten. „Beim Ausbau verwenden wir Holz aus zertifizierter Holzwirtschaft“, sagt Michl. „Die Elektroinstallationen realisieren wir mit 2 Partnerfirmen, die wir von Anfang an für das Projekt begeistern konnten.“

750.000 Euro Umsatzmarke im Blick

Bisher hat das Unternehmen gut 350.000 Euro umgesetzt, ohne eine Fremdfinanzierung in Anspruch zu nehmen. „Wir bauen auf das Konzept von mindestens 50 Prozent Anzahlung, was bisher alle Kunden akzeptiert haben. So haben wir immer genügend Liquidität für den laufenden Betrieb“, erklärt Michl. Zum Jahresende wollen die Container-Refresher die 750.000-Euro-Umsatzmarke erreichen.

Fürs kommende Jahr steht bereits ein großer Auftrag im Orderbuch: ein Projekt mit 11 Containern für 1 halbe Million Euro Auftragswert. Inzwischen läuft auch der Vertrieb auf Hochtouren, das Verkaufsteam um den Junggründer stemmt mittlerweile 7 bis 10 ernsthafte Akquise-Gespräche pro Woche in ganz Deutschland.

Luxussauna, Bürocontainer, Minihaus

In den 4 Hallen im Landsberger Industriegebiet stehen derzeit 3 Container, an denen geflext, geschraubt und genietet wird. Eine Luxussauna, ein Bürocontainer sowie ein Tiny House rollen in den nächsten Wochen zu ihren Besitzern.

Die Firmenkultur ist wie im Start-up: Das Mittagessen geht aufs Haus und wird meistens vom Chef besorgt, Getränke sind frei und natürlich fehlt auch die obligatorische Obst- und Süßigkeitenschale nicht.

Mitarbeiter als Mitdenker

Viel wichtiger sind dem Gründer aber die offene Kommunikation und der Grundsatz, dass alle mitdenken, mitentscheiden und sowohl Ideen wie Bedenken einbringen können und sollen. Ein dynamisches Mitmach-Unternehmen, in dem jeder gern arbeitet und nicht permanent auf die Stechuhr schaut. Michl: „Wir können unsere Mitarbeiter nur halten, wenn wir die wichtigen Entscheidungen gemeinsam treffen.“

 

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