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Ausbildung von zu Hause aus

Viacheslav Yakobchuk /Adobe Stock ©
Flexibel für die Ausbildung lernen – mit dem digital zugeschalteter Lernsoftware

Gerade für kleinere Betriebe ist es eine große Chance, dass die Ausbildung zunehmend digital umgesetzt werden kann. So können sie die Vorteile nutzen.

Von Sabine Hölper, 5/2023

Katja Caspari ist Inhaberin einer Consulting-Firma in Dachau. Sie berät zu Themen wie innovatives Lernen und Digitalisierung. Auch bildet sie immer wieder gern junge Menschen aus. Zuletzt absolvierte während der Coronazeit ein junger Mann bei ihr seine Ausbildung. Die Pandemie machte es nötig, dass diese größtenteils im digitalen Format umgesetzt wurde. Doch auch jetzt, wo alles wieder seinen normalen Gang gehen und Ausbildung wieder in Präsenz stattfinden könnte, „kommt von neuen Bewerbern regelmäßig die Frage, ob die Ausbildung denn nicht remote möglich ist“, sagt die 45-Jährige.

Die Antwort ist ein klares Ja. Digitales mobiles Ausbilden ist nach den Erfahrungen der Pandemie inzwischen immer häufiger das Mittel der Wahl. „Mobiles Lernen hat sich als pädagogisches, methodisches und didaktisches Element in der Ausbildung bewährt“, sagt Alex Schaurer, Referatsleiter Berufliche Bildung bei der IHK für München und Oberbayern. „Auch remote konnten die Auszubildenden erfolgreich ausgebildet werden.“

Attraktiv für Digital Natives

Viele Betriebe möchten die neue Form der Ausbildung daher künftig, zumindest als ergänzenden Baustein, in die Berufsausbildung integrieren. Digital seien sie flexibler, das sei ein großer Vorteil, argumentieren sie. Ganz davon abgesehen, dass sie mit digitalen Ausbildungsanteilen gegenüber der aktuellen Azubi-Generation - den Digital Natives - auf Augenhöhe agieren. Der Wunsch nach mehr digitaler Ausbildung ist auch beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) angekommen, das die Ausbildungsberufe regelmäßig neuordnet. „Jeder Ausbildungsberuf, der modernisiert wird, wird um digitale Elemente ergänzt“, sagt Schaurer.

Digital, mobil, schnell

Besonders für kleinere Firmen ergeben sich aus der Digitalisierung der Ausbildung einige weitere Pluspunkte. Da sie zumeist keinen Vollzeit-Ausbilder haben, der die Azubis den ganzen Tag begleitet, sondern oft der Chef oder die Chefin „nebenbei ausbilden“, ist Lernen für sie digital leichter zu organisieren und mit den eigenen Tätigkeiten zu kombinieren. Unternehmerin Katja Caspari ergänzt, dass die Remote-Ausbildung allerdings auch viel Vertrauen und ein paar Regeln braucht: „Jeden Morgen, wenn mein Azubi im Büro angekommen war, hat er sich über Teams oder WhatsApp bei mir gemeldet.“ Man muss dazu wissen: Der Auszubildende war im Büro, während Caspari ihre Arbeit von zu Hause erledigt hat.

Wenn kleine Unternehmen nicht alle Ausbildungsabschnitte selbst anbieten können, können sie auch im Verbund ausbilden. Diese Variante wird durch die Digitalisierung ebenfalls erleichtert: Die jeweiligen Ausbilder aus den kooperierenden Betrieben können sich und die Azubis einfach über Kommunikationsplattformen wie Teams zusammenschalten. Alternativ zum Verbund können die Unternehmen für die Ausbildungsinhalte und -abschnitte, die sie nicht selbst übernehmen, auch Lernsoftware zur Verfügung stellen. Mehrere kleine Unternehmen können diese Programme gemeinsam anschaffen und teilen.

Gemeinsam ausbilden

Auch für die Prüfungsvorbereitung gibt es spezielle digitale Lernsoftware zur Unterstützung. Zudem kann es ein organisatorischer Vorteil sein, sich unabhängig von Ort und Zeit vorzubereiten. Unternehmerin Caspari berichtet: „Mein Azubi hat sich online vorbereitet, wollte aber immer ein Feedback von mir.“ Da Schnelligkeit heute ein Trumpf ist, schätzen die Azubis laut Caspari überdies, dass sie ihre Prüfungsergebnisse schon digital abrufen können, bevor sie ihnen schriftlich mitgeteilt wurden. In diesem Zusammenhang erweisen sich auch das digitale Berichtsheft und der digitale Ausbildungsvertrag, wie sie die IHK jetzt anbietet, als beliebte Neuerungen bei Azubis wie Betrieben. Damit lässt sich viel Papier einsparen, außerdem können die Dokumente schneller von A nach B versendet werden.

Immer erreichbar sein

Bei allen Vorteilen gilt es aber auch ein paar gesetzliche Bedingungen zu beachten: Der Ausbildungsbetrieb muss dem Azubi die erforderliche Hard- und Software kostenfrei zur Verfügung stellen. Außerdem muss der Ausbilder - Stichwort: Fürsorgepflicht - jederzeit für den Azubi erreichbar sein, bei Bedarf auch in der Ausbildungsstätte. Selbstverständlich greifen auch alle weiteren gesetzlichen Regelungen und es dürfen keine Abstriche bei der Qualität der Ausbildung gemacht werden. Fazit von IHK-Experte Schaurer: „Unterm Strich profitieren gerade kleine Betriebe, sie kümmern sich in der Regel ohnehin vorbildlich um ihre Azubis, mit der Digitalisierung können sie nun flexibler und auch umfassender ausbilden.“

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