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Fachkräfte: Leichter finden und binden

Auch kleine Betriebe ohne Personalabteilung können erfolgreich Mitarbeiter anwerben und auf Dauer halten – Ideen für die Praxis.
Von Sebastian Schulke, 03/2023
Überall fehlen sie, überall werden sie gesucht – Arbeitskräfte. Ob im Tourismus, in der Gastronomie, im Dienstleistungsbereich oder im Einzelhandel. Laut dem IHK Fachkräftemonitor Bayern mangelte es im Freistaat schon im vergangenen Jahr 2022 an rund 233.000 Arbeitskräften, Tendenz steigend. Große Unternehmen haben eigene Personalabteilungen, die sich um Recruiting und Arbeitgebermarketing kümmern. „ Auch kleine Betriebe können mithalten und auf dem Arbeitsmarkt ein sichtbares und interessantes Bild von sich zeigen, um neue Beschäftigte zu finden“, betont Elfriede Kerschl, IHK-Referatsleiterin Fachkräfte, Weiterbildung, Frauen in der Wirtschaft.
„Sehr gute Energie, auch nach außen“
„Uns fliegen die Mitarbeitenden förmlich zu“, erzählt zum Beispiel Anke B. Mainz. Sie ist Geschäftsführerin der whitebox r.e.d.s. GmbH, einer Immobilienberatung für Familienunternehmen in München. „Das ist ein großes Glück.“ Warum ihr die Personalsuche so gut gelingt? „Ich habe vier Mitarbeiter, ein recht kleines Team. Doch wir haben eine sehr gute Energie, die nach außen strahlt“, sagt Mainz. „Das macht uns einerseits sehr authentisch. Andererseits spricht sich das in unserem Netzwerk und weit darüber hinaus herum.“ Mitarbeiter werben Mitarbeiter lautet hier die Devise. Allerdings: „Meine erste Mitarbeiterin habe ich durch eine Headhunter-Agentur gefunden, die ich gut kannte, und die auch gut zu meinem Unternehmen passte“, sagt Mainz. „Wir wollen allerdings in Zukunft auch auf den Social-Media-Kanälen sichtbarer werden.“
Generationen Y und Z im Blick
Recruiting übers Internet kommt vor allem bei den jüngeren Generationen Y und Z gut an. Auch digitale Jobbörsen haben eine hohe Reichweite, sprechen Arbeitskräfte regional und überregional an. Zudem ist die Firmenwebseite ein sehr wichtiges Aushängeschild, um sich in Form von Texten, Bildern und Videos als attraktiver Arbeitgeber (Employer Branding) zu präsentieren und zu positionieren. Dort sollten dann auch Jobangebote direkt und einfach zu finden sein. „Gerade online können kleine Unternehmen sehr gut Akzente setzen und auffallen“, sagt Kerschl. „Sie müssen diese Tools natürlich entsprechend pflegen.“
Zudem gelte es, sich nicht nur an der jüngeren Generation zu orientieren, sondern möglichst divers zu suchen: „Ältere Menschen, Interessierte aus dem Ausland oder Frauen, die nach der Familienphase wieder einsteigen wollen, sind beispielsweise interessante Zielgruppen für alle Unternehmen, auch für kleinere“, so Kerschl. Es sei sinnvoll, diese Gruppen gezielt auf sich aufmerksam zu machen – durch eine diverse Bildsprache auf der Firmenhomepage oder spezielle Angebote zu Teilzeit, zu Familienfreundlichkeit oder zu Sprachkursen. „Damit erweitern Unternehmen aller Größe ihren Suchradius enorm.“
Nicht nur finden, auch binden
Was Betriebe zudem nicht aus den Augen verlieren dürfen: Neben dem Finden ist auch das Binden der Arbeitskräfte sehr wichtig. Durch die Digitalisierung und das Internet bieten sich gerade den jungen Arbeitskräften sehr viele Möglichkeiten, sich neu zu orientieren. Das traditionelle Modell, 20, 30 Jahre bei einem Betrieb zu bleiben, wandelt sich. Nicht nur die Generationen Y und Z sind viel offener für neue Herausforderungen oder Veränderungen und erwarten von ihren Arbeitgebern oft auch mehr, was etwa mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten oder die Chance auf eine Weiterbildung betrifft.
Apropos: Gerade im Bereich der Weiterbildung, vom Helfer zur Fachkraft beispielsweise, gibt es Förderprogramme, die besonders kleine Betriebe ansprechen und unterstützen – wie die Qualifizierungsoffensive der Bundesagentur für Arbeit. „Das schafft Perspektiven und motiviert den Mitarbeitenden, bei seinem Arbeitgeber zu bleiben“, empfiehlt Kerschl. Sie wird grundsätzlich: „Mehr noch aber sind Flexibilität, Wertschätzung und Motivation wichtige Bindungsfaktoren, die gerade kleine Betriebe gut umsetzen und leben können. Sie haben nicht so viele Mitarbeitende, dadurch ist hier die Unternehmensleitung viel näher dran am Einzelnen als in größeren Betrieben.“
IHK-Service rund um Fachkräfte
Umfassende Informationen, darunter mehrere Ratgeber, wie Unternehmen Fachkräfte finden und binden, auf der IHK-Website zu Fachkräften.