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Kurzumfrage: Warum sind Sie im Ausland aktiv?

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Auch Kleinbetriebe können Chancen im Ausland nutzen

Warum sind Sie im Ausland aktiv und was raten Sie Betrieben, die internationalisieren wollen?

Von JOSEF STELZER, IHK-Magazin 03/2023

Claudia Dietl (55), Inhaberin Art of Sales, München.
Offen für andere Gepflogenheiten sein
„Wir sind regelmäßig auch für Auslandskunden tätig, in der Telefonakquise zum Beispiel für ein Convention Center in Barcelona. Für diesen Kunden sprechen wir telefonisch Organisationen an, für die es interessant sein könnte, Veranstaltungen im dortigen Kongresszentrum durchzuführen. Die Kontakte zu den katalanischen Auftraggebern wie auch zu den anderen Auslandskunden entstanden aber nicht gezielt, sondern vielmehr aus Geschäftsbeziehungen in Deutschland. Für einen österreichischen Auftraggeber aus dem betrieblichen Gesundheitsmanagement akquirierten wir Firmenkunden und Kliniken. Das Auslandsgeschäft ist für uns meist attraktiv, zeitweise erzielten wir damit bis zu einem Drittel des Gesamtumsatzes in den Bereichen Telefonakquise und Beratung.

Im Ausland ist manches zunächst recht ungewohnt, was aber auch Vorteile haben kann. So landet man in skandinavischen Ländern bei Telefonanrufen nicht erst im Vorzimmer, sondern meist direkt bei den verantwortlichen Führungskräften. Das erleichtert uns die Arbeit spürbar.“


Irene Kirchhoff (57), Inhaberin Onlineshop TIKIWE®-Taschen aus Kork, Haag
Im Voraus gut über neue Märkte informieren
„Der Nachhaltigkeitsaspekt ist mir sehr wichtig: Die Taschen, von denen ich die meisten Modelle selbst entwerfe, bestehen vorwiegend aus dem nachwachsenden Rohstoff Kork. Diesen beziehe ich aus Portugal, wo ich die Taschen auch fertigen lasse. Bevor ich einen Fertigungsauftrag erteile, schaue ich mir den Betrieb und die Produktionsbedingungen vor Ort sehr genau an. Denn ich will sichergehen, dass die Beschäftigten in der Produktion fair behandelt und bezahlt werden. Umwelt- und Klimaschutzaspekte müssen ebenso im Fokus stehen. Ich versende Waren nach Österreich und in die Schweiz, wobei der Umsatz in diesen Ländern zusammen etwa dem Umsatzanteil in Deutschland entspricht.

Der Export in die Schweiz erfordert allerdings Zusatzaufwand, da für Nicht-EU-Länder generell eine Reihe von Ausfuhr- und Einfuhrvorschriften gelten. Ich habe vor meiner Selbstständigkeit jedoch viele Jahre im Vertrieb von hochwertigen Uhren und Schmuck in der DACH-Region gearbeitet und weiß, worauf es ankommt. Mein Tipp: Man sollte die Märkte kennen, die man bearbeiten will.“


Christiane Lesch (46), Inhaberin apriori PR & Marketing, München
Menschliche Ebene nicht unterschätzen
„Internationale Geschäftskontakte gehörten schon während meiner Angestelltentätigkeit zum Arbeitsalltag. Nach dem Schritt in die Selbstständigkeit und der Gründung meiner Marketing- und PR-Agentur im Jahr 2014 haben mir diese Erfahrungen geholfen, zumal ich von Anfang an international tätige Kunden hatte. Nationales und internationales Geschäft sind eng miteinander verwoben.

Zu unseren Auftraggebern gehören unter anderem ein Wohnmobilverleiher aus Portugal, eine Filmproduktionsfirma aus Polen, Unternehmen aus England, der Schweiz, Italien und den USA sowie aus Australien oder auch international tätige Fintech-Unternehmen. Wer internationalisieren will, profitiert, wenn er Fremdsprachen beherrscht. Ich spreche Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, außerdem lerne ich gerade Kroatisch. Wichtig ist zudem natürlich eine gewisse Offenheit für andere Kulturen. Menschlich muss es gerade mit ausländischen Kunden gut passen, dann erst kommt das Geschäftliche.“


Mathias Pfefferkorn (53), Inhaber Musikhaus Freising, Allershausen
Abwägen, wo der Aufwand sich lohnt
„Wir importieren Instrumente samt Zubehör aus vielen Ländern, etwa aus Italien, der Schweiz, USA, Frankreich, Großbritannien und aus asiatischen Ländern, vor allem aus China, wobei die Produkte über den Großhandel kommen. Dabei handelt es sich um Musikinstrumente, die man leicht transportieren und problemlos versenden kann, zum Beispiel Flöten, Mundharmonikas, auch Gitarren. Größere Instrumente wie Klaviere, Keyboards oder Saxophone haben wir nicht mehr im Programm, seit ich das Ladengeschäft in Freising aufgegeben habe.

Der Vertrieb läuft nur noch über diverse Onlineshops. Zum Angebot gehört auch sämtliches Notenmaterial sowie Zubehör wie etwa Korkfett aus der Schweiz, das zur Pflege von Blasinstrumenten dient. Ventilöle, die vorwiegend aus den USA stammen, bieten wir nicht mehr an, da es zu aufwändig wäre, die Vorschriften für die Kennzeichnung einzuhalten. Im Übrigen liefern wir Instrumente und Zubehör nicht mehr ins Ausland, da die Exportvorschriften einfach zu kompliziert geworden sind.“

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