Fachkräfte | Unternehmen

Neue Perspektiven gewinnen

Anna Drabinski ©
Simone Schönfeld (l.) und Nadja Tschirner setzen sich für mehr Frauen in Führung ein

Vielfalt zählt: Nadja Tschirner und Simone Schönfeld bieten mit ihrer Unternehmensberatung Cross Consult Programme zu Mixed Leadership, Gender Diversity und Cross-Mentoring an.  

Von Harriet Austen, 05/2023

„Früher waren wir Exotinnen, heute sind wir fest am Markt etabliert“, freut sich Nadja Tschirner (56). Vor mehr als 20 Jahren, 2001, gründeten sie und ihre Geschäftspartnerin Simone Schönfeld (54) in München die Cross Consult GbR. Diese steht für das deutschlandweit erste, seinerzeit noch komplett neue, regionale und unternehmensübergreifende Cross-Mentoring-Programm für Frauen. Ziel war und ist, die Riege der weiblichen Führungskräfte zu stärken und auszubauen. Dafür motivieren, qualifizieren und ermutigen erfahrene Mentoren und Mentorinnen Frauen dazu, sich auf Führungspositionen zu bewerben.

Die Bilanz von Cross Consult ist eindrucksvoll: Bisher nahmen 80 Großunternehmen und Mittelständler in sieben deutschen Städten an dem Programm teil. „Sich in Unternehmen mit Gender Diversity auseinanderzusetzen ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden“, freut sich Schönfeld.

Cross-Mentoring noch effizienter

Zurück auf Start: Als Wissenschaftlerinnen am Deutschen Jugendinstitut fanden die beiden Unternehmerinnen bei einem Frauenforschungsprojekt Mitte der 1990er-Jahre heraus, dass Mentoring in Deutschland noch ganz am Anfang stand. Sie entwickelten zunächst ein internes Mentoring-Konzept, bei dem die Teilnehmenden aus derselben Organisation stammten. Schnell erkannten sie aber, dass Cross-Mentoring, bei dem Mentoren und Mentees in verschiedenen Unternehmen arbeiten und firmenübergreifende Tandems bilden – „damals ein absolutes Novum“ – zusätzliche Möglichkeiten bot. „Denn beide Seiten gewinnen neue Perspektiven und lernen auch andere Unternehmensstrategien kennen“, unterstreicht Tschirner. Mit Cross-Mentoring entwickelten die beiden Geschäftsführerinnen ein exklusives Produkt, das Unternehmen bei ihnen buchen können. Ab diesem Zeitpunkt ging es mit Cross Consult bergauf.

Expansion der Geschäftsfelder

Inzwischen sind neue Angebote und Standorte hinzugekommen. „Die Welt verändert sich, darauf müssen wir reagieren“, sagt Soziologin Schönfeld. Mittlerweile werden auch männliche Mentees sowie alle Altersschichten aufgenommen. In Augsburg sind Start-up-Gründer als Mentees dabei. Die Stadt ist eine von sechs neuen Standorten, die seit 2007 eröffnet wurden. „Unsere Präsenz ist einzigartig in Deutschland“, sagt die Politikwissenschaftlerin Tschirner stolz.

Die Pandemie hat ebenfalls Veränderungen gebracht. Die Unternehmensberatung musste schnell auf digitales Mentoring umstellen. Daraus hat sich dann das internationale Zukunftsprojekt Cross-Globe entwickelt. Das geplante virtuelle Cross-Mentoring-Programm „ist für Firmen geeignet, die an verschiedenen Standorten und international tätig sind oder vermehrt Homeoffice anbieten“, erklärt Tschirner.  

Vorteil gemischter Teams

Und auch über ihren eigentlichen unternehmerischen Erfolg hinaus haben die beiden Unternehmerinnen Grund, stolz zu sein - nämlich auf die Initiative „Münchner Memorandum für Frauen in Führung“, die sie 2010 ins Leben riefen. Unterzeichnet haben seinerzeit 16 renommierte Münchner Unternehmen. Sie verpflichteten sich, Mixed Leadership und Gender Diversity in ihren Firmen zu verankern. Inzwischen ist das Memorandum zu einem Siegel für moderne, flexible und gendergerechte Arbeitgeber gewachsen. Schönfeld bringt die Botschaft auf den Punkt: Die Arbeit in gemischten Teams sei nachweislich kreativer, innovativer und nachhaltiger. Das gelte auch für kleinere und mittlere Unternehmen, ergänzt Tschirner. „Sie sollten das Potenzial der Frauen angesichts des Fachkräftemangels unbedingt nutzen.“

Verwandte Themen