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Clever und hoch motiviert

Für Unternehmen zahlt es sich aus, wenn sie ihre Azubis zu Energie-Scouts fortbilden. Ein Team aus Bayern überzeugte mit seiner Idee sogar im deutschlandweiten Wettbewerb.
Von Josef Stelzer, IHK-Magazin 07-08/2023
Energieeffizienz verbessern, Einsparpotenziale aufspüren, Heiz- und Stromkosten senken. Wo können Unternehmen den Hebel ansetzen? Als durchdacht und praxisnah erweisen sich die Vorschläge von Auszubildenden, die eine Zusatzqualifikation zum Energie-Scout absolviert haben.
Die Memmert GmbH & Co. KG, mit zwei Werken im mittelfränkischen Schwabach und Büchenbach ansässig, hat im Herbst 2022 drei Azubis einen solchen Energie-Scout-Lehrgang an der IHK Akademie München ermöglicht: Das sind zwei Workshop-Tage, eine dreimonatige Projektphase, in der drei Arbeitsgruppen ihre Vorschläge zum Energiesparen und für Effizienzverbesserungen im Betrieb ausgearbeitet haben, sowie die Dokumentation der Projektergebnisse. Zum Abschluss erhält jeder ein IHK-Zertifikat (siehe Kasten unten).
Intelligente Lüftersteuerung spart Heizenergie
Die drei Memmert-Azubis Nina Flachenecker, Maximilian Kohler und Albert Henning zeigten, wie sich mit denkbar wenig Aufwand viel Heizenergie einsparen lässt: Herzstück ihrer Lösung ist eine automatische, sensorgesteuerte Regelung für das Ein- und Ausschalten des Lüfters im Prüffeld. Dort durchlaufen Produkte wie Klima-, Wärmeschränke oder Wasserbäder zahlreiche Funktions- und Dauertests. Das erfordert ein konstantes Raumklima, etwa bei Temperatur und Feuchte. Bei den Tests entstehen jedoch Abwärme und Feuchtigkeit, die ein Lüfter aus dem Prüffeld nach draußen abführen muss.
Durch den permanenten Lüfterbetrieb sinkt die Temperatur in den umliegenden Räumen, etwa in der Kantine, in der Werkstatt und den Büros der Entwicklungsabteilung, sodass die Räume im Winter ständig geheizt werden müssen – was erhebliche Heizölkosten verursacht.
Zum Schließen dieses Kosten- und CO2-Lecks installierte das Energie-Scout-Trio unter den aufmerksamen Augen einer Elektrofachkraft ihren Vorschlag einer sensorgesteuerten Lüftersteuerung. Sie regelt, dass sich der Lüfter automatisch einschaltet, wenn die Raumtemperatur auf mehr als 25 Grad Celsius und die relative Luftfeuchtigkeit auf über 75 Prozent ansteigt – und zwar nur für drei Stunden. Damit entfallen jährlich 19,3 Tonnen CO2-Emissionen des Lüfterdauerbetriebs, die Kosten für Heizöl sinken um knapp 10.600 Euro. Die hierfür nötigen Neuanschaffungen beliefen sich auf lediglich 307 Euro.
Durch IHK-Schulung inspiriert
Ralf Achtnicht (54), Elektroingenieur und für die Elektro-Auszubildenden bei Memmert zuständig, freut sich mehrfach: „Wir waren überrascht, wie viele Einsparmöglichkeiten unsere Azubis aufspüren konnten. Bei allen ist das Bewusstsein für Energiesparen und Energieeffizienz durch ihr Projekt nochmals geschärft worden.“
Maximilian Kohler (22), angehender Elektroniker für Geräte und Systeme im zweiten Lehrjahr, lobt die Zusatzqualifikation zum Energie-Scout: „Die IHK-Schulung war hilfreich und sehr interessant, weil sie uns viele wichtige Informationen zum Energieverbrauch und zu den Einsparmöglichkeiten gebracht hat.“
Das Projekt des Memmert-Teams war nicht nur innerhalb des Unternehmens höchst erfolgreich. Es wurde sogar als deutschlandweit beste Idee in der Kategorie mittlere Unternehmen Mitte Juni im Rahmen der Besten-Ehrung Energie-Scouts 2023 im Berliner Umweltforum prämiert.
Bewiesen: Photovoltaik rechnet sich
Unter den Teams, die mit herausragenden Projekten in der Vorauswahl beeindruckten und zur Besten-Ehrung nach Berlin fahren durften, waren auch Florian Ottmann und Thomas Wurm, Azubis bei der InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG aus Burgkirchen an der Alz.
Die künftigen Elektroniker für Betriebstechnik konnten als Energie-Scouts nachweisen, dass Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf Überdachungen der InfraServ-Parkplätze langfristig wirtschaftlich sind. Ihre Berechnungen zeigten großes Potenzial: Drei Parkplätze überdachen und darauf rund 11.600 Quadratmeter mit Photovoltaikmodulen ausrüsten – das würde jährlich rund 2,1 Gigawattstunden Strom erzeugen. Eine derartige PV-Anlage entspricht dem Jahresverbrauch von etwa 530 Haushalten mit vier Personen.
Überzeugendste Ideen realisiert
Ihre präzisen Berechnungen und detaillierten Analysen samt Kostenbeispielen für Technik, wie Verkabelung, und Erdarbeiten lobt InfraServ-Ausbilder Josef Meier (63): „Das Projekt haben sie super durchgeführt. Ihre Resultate sind sehr vielversprechend, sodass es durchaus denkbar ist, dass wir ihre Ideen umsetzen.“
Meier hebt die guten Erfahrungen mit früheren Energie-Scout-Projekten hervor. „Einige der überzeugendsten Ideen haben wir realisiert, zum Beispiel Vorschläge für die Suche nach Druckluft-Leckagen.“