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Ludwig Beck AG – Multichannel-Handel als Erfolgsrezept

Ludwig Beck ©
Shoppen als Erlebnis – Beck investiert ins Stammhaus in der Münchner City

Die Pandemie wirkt sich massiv auf den Einzelhandel aus. Wie darauf reagieren? Die Ludwig Beck AG geht die Lage aktiv an – im Onlinegeschäft ebenso wie im stationären »Kaufhaus der Sinne«.

EVA ELISABETH ERNST, Ausgabe 04/2022

Die strategische Entscheidung, das Sortiment im Onlineshop auszuweiten, traf der Vorstand der Ludwig Beck AG bereits vor Corona. »Doch wegen der Pandemie haben wir dieses Projekt vorgezogen und beschleunigt«, sagt Ludwig-Beck-Vorstandschef Christian Greiner (42). Von der positiven Resonanz darauf sei er sehr angenehm überrascht. Schon seit 2012 verkauft das »Kaufhaus der Sinne«, wie sich das Münchner Warenhaus selbst bezeichnet, hochwertige und exklusive Kosmetika im Internet. Ab 2020 wurde der Onlineshop dann sukzessive auch mit Mode, Accessoires und Lifestyleprodukten bestückt.

Nicht jede einzelne Socke kommt ins Internet

Während das stationäre Kosmetiksortiment nahezu komplett auch im Webshop erhältlich ist, wird bei den anderen Produktgruppen sorgfältig kuratiert. »Wir stellen nicht jede einzelne Socke, die es bei uns im Laden gibt, ins Internet, sondern bieten dort lediglich eine spannende Auswahl«, betont Greiner. »Schließlich gibt es gerade bei Textilien viele Spieler im Markt, die online verkaufen.«

»höherer zweistelliger Prozentsatz« 

Umsatzzahlen will der Firmenchef nicht nennen. Er verrät aber immerhin, dass der Onlineverkauf des Beautysortiments einen »höheren zweistelligen Prozentsatz« des Gesamtumsatzes ausmacht. Mit Mode und Lifestyleprodukten erscheine ihm ein ähnlich hoher Wert realistisch. Und wichtiger noch: Auch die Profitabilität dieses Geschäftsfelds stimmt.

Großteil der Bestellungen außerhalb eines 50-Kilometer-Radius

»Natürlich hat die Pandemie die Situation etwas verzerrt, da viele Kunden, die zu uns ins Haus gekommen wären, während der Lockdowns und der Zutrittsbeschränkungen online bestellt haben«, sagt Greiner. Doch das allein war sicher nicht der einzige Grund für den guten Start: Schließlich kommt der Großteil der Bestellungen von Kundinnen außerhalb eines 50-Kilometer-Radius um den Kaufhausstandort München. »Offenbar hat die Marke Ludwig Beck auch online eine hohe Strahlkraft«, freut sich der Unternehmer.

Über den eigenen Newsletter, Social-Media-Kanäle, Suchmaschinenmarketing und das zweimal jährlich erscheinende Kundenmagazin machte Ludwig Beck das erweiterte Onlineangebot bekannt. »Natürlich bewerben wir es auch in unseren Zeitungsbeilagen«, sagt Greiner. Schließlich plant das Unternehmen ein betriebswirtschaftlich nachhaltiges organisches Wachstum dieses Vertriebskanals.

Herausforderung Logistik

Als Herausforderung erwies sich die Logistik, denn die Prozesse waren ja bislang auf das stationäre Geschäft ausgelegt gewesen. Zum Teil wird die bestellte Ware aus dem Laden gepickt, bevor sie verschickt wird. Bei diesem Thema halfen auch die Erfahrungen mit den Beautyprodukten relativ wenig: Denn Kosmetika haben im Vergleich zu Textilien viel geringere Volumina und versandfreundlichere Verpackungen.

Dass es entsprechendes Online-Knowhow im Unternehmen gab, war von großem Vorteil: »Auch für uns ist es nicht leicht, in diesem Segment neue Mitarbeiter zu finden«, sagt Greiner. »Doch unser Team ist im Lauf der Zeit gewachsen, darüber hinaus bilden wir Kaufleute im E-Commerce aus und sind ein durchaus attraktiver Arbeitgeber mit einem tollen Teamspirit und starkem Zusammenhalt.«

Shoppen als Erlebnis

Das bestens eingespielte Team werde auch im stationären Handel künftig eine noch wichtigere Rolle spielen, sagt Greiner: »Shoppen zu gehen, muss in Zukunft mehr denn je ein Erlebnis sein, es muss Inspirationen bieten und die Gelegenheit, sich selbst etwas Gutes zu tun«, betont er. »Dazu brauchen wir motivierte Mitarbeiter, aber auch ein attraktives Umfeld im Laden.«

Daher investierte Ludwig Beck in den vergangenen zwei Jahren nicht nur in den Onlineshop, sondern auch ins Stammhaus am Münchner Marienplatz: Im Herbst 2021 wurde das erste Obergeschoss komplett neu gestaltet, im Februar eröffnete die neue Schuhabteilung, die in Kooperation mit dem Münchner Schuhhaus Thomas geführt wird, im April folgt die Trachtenabteilung.

Multichannel-Handel als Erfolgsrezept

»Im Spätsommer letzten Jahres haben wir erlebt, wie begierig die Menschen nach Entertainment, Begegnungen und Einkaufserlebnissen waren«, erinnert sich Greiner. »Im Oktober 2021 hatten unsere Umsätze bereits das Niveau des Oktobers 2019 erreicht.« Er sei sich daher sicher, dass selbst hartgesottene Onlinekäufer künftig häufiger im stationären Handel einkaufen werden. »Ich bin heute optimistischer denn je«, sagt Greiner abschließend. »Und ich glaube fest an die Zukunftsfähigkeit des Multichannel-Handels.«

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