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„Wir planen schlau“

Marion Vogel ©
Mit dem Blick aufs Ganze – BHB-Chefin Melanie Hammer

Wie Melanie Hammer, Geschäftsführerin der BHB Unternehmensgruppe in Grünwald, der aktuellen Krise im Wohnungsbau trotzen will.

Von Harriet Austen, IHK-Magazin 07-08/2024

In der Architektur und in der Projektentwicklung von Wohngebäuden wird selten die Perspektive von Frauen miteinbezogen“, moniert Melanie Hammer. Seit sie an der Spitze der BHB Unternehmensgruppe steht, sehe sie sich in der Verantwortung, den weiblichen Blick einzunehmen. „Die gesamte Baubranche würde von einem Mentalitätswandel profitieren, wenn das Angebot mehr auf die Menschen zugeschnitten wäre“, meint die Unternehmerin, die den Erfolg der BHB Unternehmensgruppe der „weiblichen Perspektive“ zuschreibt. In den vergangenen 3 Jahren hat BHB 444 Wohnungen fertiggestellt und betreut derzeit 9 Projekte in verschiedenen Phasen.

Hammers Berufsweg führte keineswegs geradlinig in den Immobiliensektor und schon gar nicht zur Nachfolge im väterlichen Unternehmen, das Neubauwohnungen errichtet und Altbauten revitalisiert. Schon früh bekam sie mit, wie risikoreich und herausfordernd das Geschäft sein kann – ein dauerndes Auf und Ab. „Ich wollte das lange Zeit nicht machen“, sagt Hammer. Sie studierte Architektur, schloss als Jahrgangsbeste ab, kam viel herum und war „weit weg von der Welt des Vaters“. Sie entdeckte das freie Entwerfen, das immer neue, inspirierende Erfinden und Gestalten als ihre Leidenschaft.

Wenig Frauen im Immobiliensektor

Doch statt in einem Architekturbüro anzuheuern, folgte sie dem Vorschlag ihres Vaters, sich doch mal die Firma anzuschauen und Praxiserfahrung zu sammeln. „Wir waren beide nicht sicher, ob ich in diese wenig frauenaffine Branche reinpasse. Wir wussten aber, dass eine Entscheidung ansteht“, erinnert sich Hammer.

Als sie 2011 bei BHB einstieg, waren ihr die Herangehensweise und der Baustil des Unternehmens fremd. Sie war zunächst viel auf Baustellen unterwegs, bevor sie sich in die Projektentwicklung einarbeitete. Weitermachen wollte sie trotzdem nicht. Doch dann starb plötzlich ihr Vater und nur sie kam als Nachfolgerin infrage. „Ich habe einfach nur funktioniert“, so Hammer. Ab sofort war sie für Projektentwicklung, Marketing und die Vertretung der Firma nach außen zuständig. Mithilfe eines vorhandenen Notfallplans und von 2 weiteren Geschäftsführern wuchs sie in ihre neue Rolle hinein.

Quartiere, die sich am Menschen orientieren

„Ich musste viel lernen, ohne Fehler zu machen“, blickt Hammer heute auf diese anspruchsvolle Zeit zurück. Sie erkannte schnell, dass damit auch Chancen verbunden waren: Sie konnte eigene Vorstellungen verwirklichen und die Erfahrungen aus dem Architekturstudium in die Praxis übertragen – mit eben diesem weiblichen Blick aufs Ganze.

„Mein Anspruch ist, lebenswerte Wohnquartiere zu schaffen, die mehr sind als nur Häuser und sich am Menschen orientieren“, sagt die Unternehmerin. Sie schaut sich den Geist eines Ortes, den Genius Loci, genau an und passt die Entwürfe an Umgebung, Geschichte, Atmosphäre und Licht des Grundstücks an. Eine wichtige Rolle spielen zudem Elemente der Nachhaltigkeit wie Energieeffizienz, Ökologie, Artenschutz, Kultur und Kunst, Gesundheit, Soziales.

Attraktiver durch Beete, Fitness Trails, Kunst

In BHB-Objekten wird meist mit Ziegeln und Holzfassaden gebaut. Hinzu kommen je nach Quartier Mobilitätskonzepte, Freianlagen mit Abenteuerspielplätzen, Fitness Trails und Beete für Urban Gardening, Häuser für Bienen und Schmetterlinge, Lichtelemente in den Gehwegen und die Einbeziehung junger Künstler.  

Einsparen, was ohnehin nichts bringt

Die aktuelle Immobilienkrise hat die Unternehmerin gelehrt, genau diese Assets der Projekte herauszustellen und die Marketingaktivitäten zu intensivieren. „Wir müssen unsere Stärken noch mehr über verschiedene Kanäle nach außen transportieren.“ Das Mehr, das sie als Bauträgerin anbietet, „überzeugt die Menschen, in unsere Objekte zu investieren“, sagt Hammer und verweist auf die guten Verkaufszahlen. Damit sich ihre Zielgruppe, der Mittelstand, diese Zusatzelemente auch leisten kann, schlägt die Architektin einen Mittelweg ein. „Wir planen schlau“, sagt sie und spart bei Dingen, „die nichts bringen“, wie etwa bei der Größe der Tiefgaragen.

Neue Teamkultur: offen, divers, eigenverantwortlich

Aus ihrem Architekturstudium hat Hammer das Arbeiten im Team mitgebracht, ein erheblicher Gegensatz zu ihrem hierarchisch orientierten Vater. „Wir haben die Arbeitsweise bei BHB radikal umgestellt“, sagt sie – hin zu einer offenen Unternehmenskultur mit diversen Teams und mehr Eigenverantwortung. Die Zukunft hat sie dabei immer im Blick: „Ich will die Firma unbedingt für meine Familie über Generationen erhalten.“

Zur Person: Melanie Hammer

Melanie Hammer studierte Architektur in München und Lausanne und absolvierte Praktika in renommierten Architektur- und Designbüros. 2010 gewann sie mit dem Team Agropolis den Münchner Wettbewerb „Open Scale Munich“, bevor sie 2011 in die 1976 gegründete BHB Bauträger GmbH Bayern einstieg. Nach dem Tod des Vaters 2014 wurde Hammer geschäftsführende Gesellschafterin der BHB Unternehmensgruppe. Hammer ist verheiratet und Mutter von 3 Kindern.

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