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Umfrage: In schweren Zeiten investieren?

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In schwierigen Zeiten ist das Geld knapp. Lohnt es trotzdem, zu investieren?

Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ist derzeit herausfordernd. Krisen, Zölle und Politik machen gerade auch kleinen Betrieben zu schaffen. Was tun? Investieren? Und wenn ja, in was? Vier Unternehmerinnen und Unternehmer geben Einblicke in ihre Strategien. 

Von Sebastian Schulke, 8/2025

 

Jan Hawliczek, Gründer und Geschäftsführer, Die Grüne 3 GmbH, Ingolstadt: 

„Krisenzeiten helfen, alles zu überdenken“

Ich bin stark von cleverem Investieren überzeugt. Invest muss ja auch nicht nur monetär gedacht werden. Krisenzeiten können helfen sich selbst, seine Dienstleistung, Prozesse oder Digitalisierung zu überdenken und anzupassen. Ein Invest in diese Themen auch durch Zeit oder Rahmenbedingungen ist unser Ansatz. Als Dienstleister ist es für uns wichtig ins Produkt zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und zudem Innovationen zu fördern. Auch Marketing ist wichtig, um sichtbar bei potenziellen Kundinnen zu sein oder zu bleiben. Und genauso auch ein Invest in Personal und Know-how. Die Gelegenheit neue Märkte zu erobern, gibt es sicherlich immer. Nur jetzt ist der Druck dazu höher. Das macht es nicht einfacher. Deshalb sollte man einen guten Plan erstellen. Andere werden nämlich sicher die gleichen Ideen haben. Wir sehen das auch bei unseren Dienstleistungen: Zum Teil schießen neue Anbieter wie Pilze aus dem Boden. 


Natascha Hoffner, Geschäftsführerin messe.rocks GmbH, Feldkirchen:

„Investitionen sind Ersatzinvestitionen“

Als Kleinunternehmen sollte man in jedem Fall abwarten! Bereits im vergangenen Jahr waren viele Projekte auf dem Prüfstand. Aktuell versuche ich, etwaige Kosten maximal gut im Blick zu behalten. Anders als während der Pandemiejahre richte ich den Fokus derzeit nicht auf neue Märkte oder Produkte. In Bezug auf unser Geschäftsmodell, das sich stark am Arbeitsmarkt orientiert, sehe ich da im Moment kaum Potenzial. Investitionen, die getätigt werden müssen, sind in jedem Fall Ersatzinvestitionen. Software und Technologie müssen an vielen Stellen erneuert werden. Hier arbeiten wir gerade an der ein oder anderen Stelle vor, um in den nächsten Monaten abzuwägen, ob wir entsprechende Investitionen tätigen. 


Jonas Matting, Co-Founder unvyl GmbH, Dachau:  

„Klug investieren schlägt passiv abwarten“

In wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist Vorsicht verständlich. Dennoch bin ich überzeugt: Klug investieren schlägt passiv abwarten. Gerade jetzt ist es wichtig, gezielt zu investieren – vor allem in digitale Strukturen und Technologien, die Effizienz und Sichtbarkeit erhöhen. Die Entwicklung im Bereich künstliche Intelligenz zeigt, wie schnell sich Möglichkeiten verschieben. Gerade auch kleinere Unternehmen sollten diese Entwicklung aktiv mitgehen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Trotz angespannter Lage in manchen Branchen sehe ich durchaus Chancen – insbesondere im digitalen Raum.
Viele Unternehmen überdenken aktuell ihre Strategien, was Raum für neue Angebote schafft. Die Bereitschaft, in effiziente, digitale Lösungen zu investieren, ist gestiegen. Gleichzeitig verändert sich das Kundenverhalten: Der Zugang zu Produkten und Dienstleistungen läuft zunehmend digital. Wer seine Zielgruppe genau kennt und versteht, kann auch in einem volatilen Umfeld die richtigen Angebote platzieren – regional wie überregional. Neue Märkte zu erschließen bedeutet aktuell vor allem: neue Bedürfnisse zu erkennen, in Bewegung zu bleiben und schneller als andere passende Lösungen zu entwickeln.“


Stefan Nagy, Handelsvertretungen EWH, Aresing

„Kontakt zum Kunden nicht vergessen“

Höhen und Tiefen gibt es immer wieder. Man muss versuchen, solche Phasen zu überstehen. Investitionen sollten nicht unnötiger Weise hinausgezogen werden; lassen sich wiederum aber nur tätigen, wenn die Mittel zur Verfügung stehen und eventuell nötige Darlehen vertretbar und überhaupt zu bekommen sind. Neben Investitionen in die Produkte oder den Maschinenpark, erachte ich es als unabdingbar, den direkten Kontakt zu den Kunden nicht zu vergessen. Und bei allem Fortschritt und den damit einhergehenden Erleichterungen und Beschleunigungen von diversen Abläufen sind es am Ende immer noch Menschen, die entscheiden sollten, welche Weichen wie gestellt werden. Gerade in Zeiten der Unsicherheit und gleichzeitig des Fachkräftemangels. Allerorten sollte es auch darum gehen, wie wohl fühlt man sich an seinem Arbeitsplatz innerhalb des Unternehmens. Aber genauso auch im Umgang mit Partner-Unternehmen – wie beispielsweise Lieferanten.

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